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Wilfried Drexler

25-jähriges Jubiläum

Kleines Platten-Duell: Wilfried Drexler (rechts) fordert in seinem Garten den Bezirksvorsitzenden Klaus Wallner (links) und dessen Stellvertreter Werner Pfeiffer heraus. Foto: Metz

Positive Sätze selbst bei einer 0:9-Schlappe
Tischtennis-Bezirk Rastatt/Baden-Baden ehrt Wilfried Drexler für 25-jährige Amtszeit: „Es gibt keinen besseren Pressewart im Verband“

Von Hartmut Metz

„Ich muss Wilfried Drexler loben: In 25 Jahren ist noch nie ein Bericht ausgefallen. Das ist bemerkenswert! Wir haben im gesamten Verband den besten Pressewart!“, zeigt sich Klaus Wallner als Vorsitzender des Tischtennis-Bezirks Rastatt/Baden-Baden mit seinem Stellvertreter Werner Pfeiffer einig, als die beiden den rührigen BT-Mitarbeiter für diese Leistung über ein Vierteljahrhundert auszeichnen.
Mit seinen Pressewarten hat der Bezirk offensichtlich besonderes Glück: Von 1947 bis 1995 war der Baden-Badener Gotthilf Mayer der schreibende Mr. Tischtennis. Am 2. Juni des Jahres ließ sich Drexler überreden, die großen Fußstapfen zu füllen. Der Tischtennisspieler von Blau-Weiß Rastatt, der später im Rastatter TTC aufging, ließ sich unter der Bedingung darauf ein, dass er das Amt übernimmt, wenn ihm der Bezirk ein Faxgerät zur Verfügung stellt. Das bekam er sofort, damit Drexler neben seinen Berichten vor allem die Spielergebnisse und Tabellen zeitnah ins Badische Tagblatt bringen konnte. „Das empfand ich damals als Berufung“, erinnert sich der Rastatter grinsend.
Der Sport-Fan war von Kindesbeinen an ein „Tabellen-Fetischist: Ich studierte die immer genau und rechnete aus, was wäre wenn bei den entsprechenden nächsten Resultaten – obwohl ich oft nicht wusste, um welche Sportart es geht“. So sorgte er dafür, dass ihm die Ergebnis-Zettel umgehend zugefaxt werden mussten und er die aktuellen Tabellen an die Zeitung weiterleiten konnte. Dass er damit das „Ärgernis“ beseitigen konnte, nur „alle paar Wochen die Tischtennis-Tabellen der unteren Klassen im Sport-Teil zu sehen“, freut Drexler noch heute. Allerdings hat er auch nichts dagegen, dass die Technik fortschritt: Erst half ihm ein extra geschriebenes Tabellenprogramm von Christian Ring, die Kärrnerarbeit etwas reduzieren zu können. Später kam dann ein bundesweiter Ergebnisdienst hinzu, der die Arbeit des Pressewarts während der Saison um zig Stunden deutlich erleichterte.
Der 64-Jährige ist aber weiterhin von September bis Mai zwölf bis 15 Stunden pro Woche im Einsatz für den Sport mit dem kleinen Plastikball. Vorberichte bestimmen den Alltag am Montag und Dienstag, am Samstag und Sonntag schreibt der Bahn-Fahrdienstleiter die Spielberichte. „Das ist manchmal schon stressig, und man kann sich an den Tagen nicht viel vornehmen“, weiß Drexler und schaut dabei seiner geduldigen Partnerin Steffi in die Augen.
Mit den hochklassigen Vereinen des Bezirks fiebert er gerne auch vor Ort mit. An seinen ersten Text über die Badenliga erinnert sich der Pressewart bis heute: „Die TTF Rastatt schlugen Ottenau mit 9:6.“ Beim Höhenflug der Murgtäler war er meist live mit dabei, etwa als ein Fan-Bus in den Westerwald pilgerte, um die Ottenauer beim Zweitliga-Aufstiegsspiel gegen den TTC Grenzau erfolgreich zu unterstützen. Genauso in Erinnerung hat Drexler, dass die Ottenauer zuvor ihren rasanten Aufstieg hatten unterbrechen müssen, weil Michael Ruf und Matthias Bluhm im Schlussdoppel den Punkt zu ihrem 20:19 fair wiederholen ließen, die Partie verloren und so Rosenheim in die Regionalliga kam.

Beim Torfestival des „Bombers“ live dabei
Aber damals wie heute suchte Drexler „das Positive herauszustellen“ in dem Scheitern. „Wenn eine Mannschaft von uns mit 0:9 verliert und nur einen Satz holt, dann erwähne ich eben den, der ihn gewann“, betont der Tischtennis-Pressewart, der deshalb und wegen seiner angenehm ruhigen Art bei allen Vereinen im Bezirk beliebt ist. Sportliches Leid bricht ihn auch nicht so schnell – das muss auch Geisteshaltung sein, wenn man treuer KSC-Fan ist. An die erste Packung seiner Fußball-Idole als Steppke erinnert sich der 64-Jährige bis heute: „1966 schaute ich erstmals ein Bundesliga-Spiel des KSC – der KSC unterlag Bayern München mit 1:6. Viermal traf Gerd Müller!“, hat Drexler die geballte Torwut des „Bombers der Nation“ live erlebt.

Selbst wieder zum Schläger greifen
Der Hobby-Schwimmer, der während Corona zudem mit dem Laufen anfing, freut sich, dass nach dem Abbruch der letzten Saison nun in ein paar Tagen „endlich die neue beginnt“. Obwohl es dann erneut jede Woche zahllose Zeilen für ihn zu schreiben gibt, will Drexler sogar wieder einmal selbst zum Schläger greifen. 15 Jahre ist sein letztes Punktspiel her. „Ich treffe mich mit Rudi Reiter“, gedenkt er mit der Legende des TTF Rastatt ein paar Bälle zu schlagen.
Wird Drexler selbst zur Pressewart-Legende und gar Mayer mit 48 Dienstjahren überflügeln? Er schüttelt das kahle Haupt. „Nee, ich lasse mich noch einmal beim Bezirkstag wählen. Danach schaue ich alle zwei Jahre, ob das Amt nicht doch einer übernimmt.“ Wallner und Pfeiffer sitzen bei der Ehrung samt Geschenkübergabe daneben, hören es mit Schrecken und beten innerlich, dass Drexler Mayers Rekord attackiert – schließlich wissen sie allzu gut: „Es gibt keinen Besseren!“

 

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