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Vertragsverlängerung bei Damen-Bundesligist SV Böblingen

Die Zeit vergeht – Qianhong Gotsch bleibt

Foto (privat): Hongi Gotsch und Frank Tartsch

Im Spätherbst ihrer Karriere hat Ausnahmespielerin Qianhong Gotsch nun noch einmal ein deutliches Zeichen gesetzt. „Ich stehe für ein weiteres Bundesliga-Jahr für die SV Böblingen zur Verfügung“, verkündete die 54-jährige kurz vor Weihnachten. Und lud SVB-Manager Frank Tartsch zur obligatorischen Sitzung bei Grünem Tee ins Hause Gotsch ein. Wo mit dem obligatorischen Handschlag die weitere Zusammenarbeit festgezurrt wurde.

„Ich bin mächtig stolz, dass Hongi für uns weiter am Ball bleibt“, sagt Frank Tartsch, der bereits bei der telefonischen Einladung nach Gärtringen die frohe Kunde der Vertragsverlängerung übermittelt bekam. „Das ist definitiv ein tolles Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk“, so Tartsch, der kurz nach den Feiertagen 72 Jahre alt wurde. Intensive Überlegungen und Gespräche im Vorfeld und eine zuletzt durchweg positive Entwicklung bei der Mannschaft sorgten dafür, dass das Treffen nicht als ergebnisoffen, sondern als „Vollzugsgespräch“ deklariert wurde. Und so ging es mehr um das „Wie“ und weniger um das „Ob“. Von Vorteil, so meint Ehemann und Teambetreuer Ingo Gotsch, sei dabei unter anderem das frühe Vorrundenende gewesen. „Das gab die Chance, noch einmal alles in Ruhe zu reflektieren.“

Überredungskünste von Seiten der Offiziellen seien nicht erforderlich gewesen. „Solche Entscheidungen müssen schließlich von innen herauskommen“, meint Qianhong Gotsch, die zugleich betont, dass zahlreiche Signale und Wünsche aus dem Umfeld – vom Team, von der Vereinsführung, von Zuschauern und selbst von Passanten auf der Straße – zur Entscheidungsfindung beitrugen. In gewisser Weise sei es ein Perspektivwechsel gewesen, der nun dafür sorgte, dass „Hongi“ Gotsch auch in der Saison 2023/2024 weiterhin als Nummer eins für die SV Böblingen an den Start geht. „Bei früheren Überlegungen in Richtung Karriereende dachte ich vordergründig daran, dass es mir immer schwerer fällt, die Kraft aufzubringen, um auf diesem hohen Niveau weiter erfolgreich zu sein“, erläutert Gotsch, „inzwischen betrachte ich das von einer anderen, durchaus positiven Seite. Ich habe die Möglichkeit, in einem angenehmen Umfeld noch Leistungssport zu betreiben. Mein Körper ist von Verletzungen und Verschleiß verschont geblieben, was nach über vier Jahrzehnten alles andere als selbstverständlich ist.“ Und so sieht es Qianhong Gotsch mittlerweile nicht als Belastung, sondern vielmehr als Privileg, in der Bundesliga spielen zu können. Und in Böblingen optimale Bedingungen vorzufinden. „Es stimmt in der Mannschaft und im Verein, es ist nicht weit ins Training und wir haben eine tolle Trainingsgruppe“, sagt die 54-jährige Defensivkünstlerin.

Mit ausschlaggebend für die Vertragsverlängerung und den Schritt in ihre mittlerweile 28. Saison in Böblingen war auch, dass die Corona-Thematik zuletzt in den Hintergrund rückte. „Würde jetzt wieder eine Corona-verseuchte Saison anstehen wie vor gut zwei Jahren, hätte ich aufgehört“, sagt Qianhong Gotsch. „Natürlich darf man die Krankheit nicht wegwischen, aber in unserer Familie sind wir soweit durch mit Infektion und Impfung, insofern spielte das keine Rolle mehr bei unseren Überlegungen.“

Mit ihrer langjährigen Leistungsträgerin, die im Jahr 1991 zum Verein stieß und diesem bis auf einen Abstecher zum TSV Betzingen (1998 bis 2003) treu blieb, blickt die SV Böblingen als eines der Bundesliga-Urgesteine – zumindest mittelfristig - in eine sportlich rosige Zukunft. In der Rückrunde, die am 29. Januar mit dem Heimspiel gegen den ESV Weil beginnt, will das Team um Qianhong Gotsch und der immer besser werdenden Annett Kaufmann an die guten Auftritte der ersten Saisonhälfte anknüpfen und zumindest in den Play-off-Spielen dabei sein. Als derzeitiger Tabellenvierter, zudem mit lediglich zwei Punkten Rückstand auf Herbstmeister SV DJK Kolbermoor, stehen die Chancen dafür momentan sehr gut.

Wie es dann längerfristig mit Qianhong Gotsch und der SV Böblingen weitergeht, ist offen. „Wir starten jedenfalls nicht in die kommende Saison mit der glasklaren Botschaft, das wäre nun die Abschiedssaison“, stellt Ingo Gotsch schon einmal heraus. Ob da womöglich doch noch der Altersrekord im Oberhaus geknackt wird? Diesen hält bekanntlich die Deutsch-Ungarin Agnes Simon, die bis Anfang der 1990er Jahre noch im reifen Alter von 57 Jahren im Oberhaus spielte.

 

Qianhong „Hongi“ Gotsch

  • geboren 7.9.1968 in Tianjin (China), wohnhaft in Gärtringen mit Ehemann Ingo und zwei Kindern
  • chinesische Tischtennis-Jugendmeisterin 1985
  • chinesische Einzelmeisterin 1986
  • Studentenweltmeisterin im Einzel 1987 in Sofia (Bulgarien)
  • 1991 siedelt sie nach Deutschland über, erste Spiele für die SV Böblingen
  • 1996 Heirat mit Ingo Gotsch
  • seit 1998 deutsche Staatsbürgerin, Wechsel zum TSV Betzingen
  • 1999 Mitglied der deutschen Nationalmannschaft
  • 2003 Rückkehr zur SV Böblingen
  • Beste Bundesligaspielerin in den Jahren 1992, 1994, 1995, 1997, 2007 im Trikot der SV Böblingen, unter anderem mit einer 51:1-Bilanz in der Saison 1991/1992; Vorrunde 2007/2008 mit 15:0-Bilanz
  • Gewinnerin Swedish Open 1998 (Pro Tour-Weltklasseturnier)
  • Platz 5 bei der Mannschafts-WM in Malaysia
  • Gewinnerin Europe Top 12 Split (Kroatien) 1999
  • Gewinnerin Austrian Open 1999 (Pro Tour-Weltklasseturnier)
  • Zum zweiten Mal Gewinnerin Europe Top 12 Alassio (Italien) 2000
  • Deutsche Meisterin Magdeburg 2000
  • Europameisterin Einzel Bremen 2000
  • Vize-Europameisterin Mannschaft Bremen 2000
  • beste Weltranglistenplatzierung: 4
  • Platz 5 bei Olympiade Sydney 2000 (Einzel), danach beendet sie ihre internationale Karriere
  • Gewinn des Europapokals mit dem TSV Betzingen Mai 2001

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