Irgendwie war es sinnbildlich, dass ausgerechnet an einem Freitag, den 13. die Information vom baden-württembergischen Tischtennisverband die Runde machte, dass der Mannschaftsspielbetrieb in Baden-Württemberg auf Grund der Verbreitung des Corona-Virus ausgesetzt wird. Zumindest bis zum 17. April werden somit keine Punkt- und Pokalspiele ausgetragen, doch erscheint angesichts der momentanen Entwicklung in der Corona-Thematik und der sich beinahe täglich steigernden Krise eine Fortsetzung des Spielbetriebs zum genannten Datum eher unrealistisch. Wie verbringen nun die Akteure die unerwartet spielfreie Zeit? Wie sieht das individuelle Alternativprogramm aus? Glauben die Tischtennisprotagonisten noch an eine ordnungsgemäße Beendigung der Saison? Im Falle einer längeren Tischtennispause, welche Saisonabschlusslösung würde man – auch angesichts der eigenen sportlichen Situation - bevorzugen? Thomas Holzapfel aus dem TTBW-Medienteam hat sich in den vergangenen Tagen bei diversen Spielern und Spielerinnen, im Trainerteam und nicht zuletzt auf der Geschäftsstelle in Stuttgart umgehört.
Fabian Frey (Landesligaspieler des SSV Schönmünzach, Bezirk Schwarzwald)
Solange es möglich ist, werde ich die freien Tage mit Frau und Hund in der Natur bei ausgiebigen Wanderungen verbringen. Dadurch halte ich mich auch fit. Außerdem gehe ich noch regelmäßig joggen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es demnächst mit Tischtennis weitergeht, innerlich habe ich die Saison auch schon abgehakt und irgendwie fühle ich mich schon wie in der Sommerpause. Da wir ja derzeit mit dem SSV auf dem Relegationsplatz stehen, bin ich natürlich gespannt, wie die Saison gewertet wird. Eine faire Lösung zur Zufriedenheit aller Mannschaften kann meines Erachtens nicht gefunden werden. Meine Wunschlösung wäre, dass die Abstiegskandidaten absteigen und die Aufstiegskandidaten hochgehen. Ich glaube schon, dass ich zwischendurch mal den Schläger in die Hand nehme, da ich auch auf privater Ebene die Möglichkeit habe, zu spielen. Natürlich ist das nicht vergleichbar mit der Intensität und dem Spaß mit der gesamten Trainingsgruppe. Ich bin wirklich gespannt, wie die Entscheidung am Ende ausfällt.
Simon Goetschi (Regionalligaspieler FT V. 1844 Freiburg, Bezirk Breisgau)
Bislang ist noch nichts Genaueres geplant an den spielfreien Wochenenden. Da ich von überall aus arbeiten kann, werde ich das wahrscheinlich tun und in der Freizeit das eine oder andere Buch lesen, was ich bislang noch nicht geschafft habe. Außerdem verbringe ich natürlich viel Zeit mit meiner Freundin und mit Bekannten. Ich bin bereit für den einen oder anderen Spieleabend im kleinen Kreis. Ich glaube kaum, dass wir wieder Tischtennis spielen werden in der nächsten Zeit. Wie man die Saison dann wertet, ist eine ganz andere Sache. Die häufigste Version, die ich gehört habe, ist, dass die Saison einfach wiederholt wird. Das finde ich allerdings keine gute Lösung. Zumindest die abgeschlagenen Letzten und die momentan Ersten sollten die Ligen tauschen dürfen bzw. müssen. Aktuell haben wir hier in Freiburg keine Möglichkeit mehr, Tischtennis zu spielen. Ich werde versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Im Bereich Beweglichkeit und Flexibilität habe ich noch diverse Defizite, die man auch super zuhause beheben könnte.
Christiane Lay (Verbandsligaspielerin TTV Gärtringen, Bezirk Böblingen)
Die allgemeine Situation empfinde ich irgendwie noch als surreal. Langeweile kommt bei mir keine auf, aber trotzdem ist die Sachlage etwas befremdlich. Ohne Tischtennis fehlt einem schon etwas. Als Jugendleiterin habe ich keine Spiele am Wochenende zu organisieren, ich greife selbst nicht zum Schläger und am Sonntag kann ich nicht im Internet nach den Ergebnissen der einzelnen Spielklassen schauen. Nun verbringe ich die Abende gemütlich zuhause und was die kommenden spielfreien Wochenenden anbetrifft, bin ich auch ein Mensch, der mal eine Weile nichts zu tun kann. Man muss ja nicht immer volles Programm haben. Da wir gerade in der Verbandsliga einen kleinen Lauf hatten, hätte ich natürlich schon gerne die restlichen Partien fertiggespielt, um den Klassenerhalt in der Saisonendphase noch zu schaffen. Sollte nicht mehr gespielt werden können, würde ich es gut finden, wenn nur der Letzte absteigen würde. Das Ganze sage ich allerdings auch aus Eigeninteresse, da wir am letzten Spieltag die rote Laterne abgegeben haben. Unabhängig davon: Wie immer die Entscheidung der Verbandsoberen dann auch ausfallen wird, am Ende wird man es nicht allen recht machen können.
Julian Mohr (Drittligaspieler Neckarsulmer Sportunion, Bezirk Heilbronn)
Die freie Zeit verbringe ich mit Arbeiten, Gymnastik und Stabilisationstraining. Was die Zukunft angeht, finde ich es nicht richtig, Vermutungen aufzustellen. Der Sport muss sich aktuell hinten anstellen, da es Wichtigeres gibt. Sollte es seitens der Politik und der Experten Entwarnung geben, freue ich mich natürlich auf die restliche Saison. Auch aus eigenem Interesse würde ich natürlich vorschlagen, die Hinrundentabelle zu verwenden. Die aktuelle Tabelle heranzuziehen, ist schwierig, da Mannschaften unterschiedlich viele Spiele absolviert haben. Aktuell spiele ich kein Tischtennis. Ich mache viel Gymnastik, um mich fit zu halten, versuche aber das Fitnessstudio zu meiden.
Lisa Mayer (Regionalligaspielerin TTV Weinheim-West, Bezirk Rhein-Neckar)
Um ehrlich zu sein, ist es aktuell noch ziemlich ungewohnt, freie Wochenenden zu haben, da ich mich sehr auf die noch ausstehenden Spiele gefreut habe. Ich denke, ich werde jetzt versuchen, Zeit mit meiner Familie und meinem Freund zu verbringen, das gute Wetter zu genießen, sportliche Aktivitäten nach draußen zu verlagern wie z.B. Joggen oder Zirkeltraining im Freien. Ich glaube aktuell nicht, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann, weil ich momentan keine Besserung, sondern eher eine Verschlimmerung der Corona-Lage sehe. Daher hoffe ich, dass es ab September mit der neuen Saison weitergehen kann.
Mir wäre es am liebsten, wenn die Saison wiederholt wird, das heißt, es soll keine Mannschaft auf- oder absteigen, das wäre die fairste Lösung von allen. Auf- und Abstieg zu regeln, ohne dass alle Spiele gespielt sind, fände ich ziemlich spielverzerrend. Natürlich spielt auch ein wenig Eigeninteresse mit, da wir in der Vorrunde ersatzgeschwächt antreten mussten und in der kommenden Saison in der Regionalliga nochmal die Chance hätten, uns zu beweisen. Weiter Tischtennis zu spielen ist aktuell schwierig, da unsere Hallen komplett geschlossen sind und ich keinen eigenen Tisch besitze. Jedenfalls versuche ich weiterhin, fit zu bleiben.
Thomas Brüchle (Paralympics-Medaillengewinner / SV Salamander Kornwestheim, Bezirk Ludwigsburg)
Die zusätzliche Zeit nutze ich mit Lesen, arbeiten und mich fit halten. Aktuell kann ich nur sehr schwer sagen, wie es mit dem Tischtennissport weitergeht. Man muss einfach mal die nächsten Wochen abwarten. Die Gesundheit und das Wohlergehen aller geht vor. Aber natürlich hoffe ich, dass es im Mai weitergehen kann. Im Moment ist es nicht einfach, Tischtennis zu spielen, ich mache gerade mehr Konditions- und Krafttraining. Aber hinsichtlich der Paralympics muss ich bald auch wieder zum Schläger greifen, ich suche gerade nach Möglichkeiten. Leider wurde nun die Para-DM abgesagt, die Mitte April in Sindelfingen über die Bühne gegangen wäre. Aber das war zu erwarten und war auch die richtige Entscheidung. Es tut mir zwar total leid, aber es ist einfach nicht möglich in der derzeitigen Situation. Die Entscheidung über die Paralympics kann noch nicht fallen, das dauert noch. Ich hoffe natürlich, dass es klappt.
Evelyn Simon (Landestrainerin Tischtennis Baden-Württemberg)
Es ist natürlich schade, dass die Deutschen Meisterschaften der U 15-Schülerinnen ins Wasser gefallen sind. Hier hatten wir mit unserem Schützling Annett Kaufmann eine klare Favoritin auf den Sieg, aber sie darf ja auch im nächsten Jahr nochmal ran. Normalerweise wäre ich mit unseren baden-württembergischen Mädchen beim DTTB-Nationalkader in Frankfurt gewesen und im Anschluss bei Turnieren in Belgien und Frankreich. Das wurde aber alles abgesagt.
Wir werden sehen, wie sich jetzt alles entwickelt, die Gesundheit geht jetzt erstmal vor, besonders derer, die zur Risikogruppe gehören. Ich glaube nicht, dass irgendetwas nachgeholt wird, aber dies müssen diejenigen entscheiden, die sich damit auskennen. Mir fehlen natürlich die Kinder und die gemeinsame Zeit in der Halle. Wir vom Landestrainerteam werden in der nächsten Woche unsere Köpfe zusammenstecken und sehen, was wir für unsere Athleten tun können. Aber wie gesagt, Gesundheit geht vor. Und vielleicht kommen mir ja in dieser Zeit ein paar Ideen für den Tischtennissport. Beispielsweise schwebt mir schon lange ein Podcast im Kopf herum oder ich könnte man wieder einen Artikel für das Tischtennis-Magazin verfassen. Es gibt so viele Möglichkeiten.
Wolfgang Laur (Hauptamt Geschäftsstelle, Sportreferent Tischtennis Baden-Württemberg)
Mit reduziertem Personal sind wir momentan auf der Geschäftsstelle tätig, einige Kollegen arbeiten von zuhause aus. Die Anrufe seitens der Vereine halten sich in Grenzen. Manche würden gerne wissen, wie es mit dem Tischtennissport weitergeht, wenn dieses oder jenes Szenario eintritt. Um hier Antworten zu finden, macht sich der Verband viel Gedanken. So müssen wir beispielsweise bis Freitag dieser Woche Vorschläge erarbeiten, die dann an eine Task Force des DTTB weitergereicht werden. Der DTTB ist bemüht, zusammen mit seinen Landesverbänden und Regionen eine bundeseinheitliche Lösung von der ersten Bundesliga bis hinunter zur Kreisklasse zu erarbeiten. Momentan ist der Spielbetrieb bei uns nur ausgesetzt, nur in Bayern wurde die Saison komplett beendet. Aktuell ist es nicht absehbar, dass in vier Wochen wieder gespielt werden kann. Auch sehe ich eher eine geringe Chance, dass die Relegation noch durchgeführt wird. Es sollte eine möglichst gerechte Lösung gefunden werden, aber letztendlich kann man es nicht allen recht machen. Aus meiner Sicht wäre eine Annullierung der Spielrunde tragisch. Eine Entscheidung soll wohl bis Mitte April fallen. Ganz besonders wichtig finde ich: Wir spielen hier nur Tischtennis, bei der Corona-Problematik geht es um jeden Einzelnen und der Mensch muss im Mittelpunkt stehen.