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Hintergrundberichte   Pressemitteilung  

Deutschlands Tischtennis-Trainer des Jahres 2021

Volker Ziegler im Interview

Volker Ziegler, Bundestrainer Tischtennis im Deutschen Behindertensportverband (DBS)

Volker Ziegler aus Aidlingen-Lehenweiler heißt der „Tischtennistrainer des Jahres 2021“. Die Wahl der Mitglieder des VDTT, dem Verband Deutscher Tischtennistrainer, die bereits Ende des Jahres 2021 bekanntgegeben wurde, fiel diesmal auf den Bundestrainer Tischtennis im Deutschen Behindertensportverband (DBS). Deutlich hatte sich der 56-Jährige vor seinen Kollegen Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren im Deutschen Tischtennisbund), Vereinstrainer Danny Heister (Borussia Düsseldorf) und Jugend-Bundestrainerin Lara Broich durchgesetzt. Vor wenigen Tagen, im Rahmen der Nationalen Deutschen Einzelmeisterschaften in Saarbrücken, fand die Ehrung statt.

Redaktion: Herzlichen Glückwunsch zur Ehrung zum „Trainer des Jahres“. Kam die Nachricht über den Wahlsieg überraschend?

Volker Ziegler: Die Nachricht kam überraschend. Im ersten Moment habe ich gedacht, dass es eine Auszeichnung für das gesamte Team ist. Dann habe ich mich an Situationen in der Vorbereitungsphase auf die Paralympischen Spiele und an einige Situationen in Tokio erinnert, als das Team eine großartige Einheit bildete. Denn nur als Team, bei dem jeder sein Ego auch mal hintenanstellen kann, ist man erfolgreich.

Redaktion: Was gab wohl den Ausschlag dafür, dass es zur Spitzenposition reichte? Spielt da womöglich auch eine enorm medienwirksame Veranstaltung wie in Tokio eine essenzielle Rolle?

Volker Ziegler: Die Medienpräsenz spielt sicherlich eine große Rolle, denn Erfolge werden meist nur wahrgenommen, wenn sie medial sichtbar sind. Das ist schade für die vielen Kolleginnen und Kollegen, die tagein, tagaus nicht so im Rampenlicht stehen. So viele Trainer an der Basis, die gerade auch während der Pandemie Großes geleistet haben, hätten die Auszeichnung mindestens genauso verdient.

Redaktion: In einem Bericht über Ihre Person ist zu lesen, dass Ehrungen bei Ihnen nicht unbedingt die oberste Priorität haben. Ist trotzdem eine gewisse Freude vorhanden?

Volker Ziegler: Die Freude ist unabhängig davon, wie wohl man sich bei den Ehrungen fühlt (lacht). Wichtig ist ja auch, dass durch solche Auszeichnungen die Arbeit der Berufstrainer in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Wenn ich oft sage, dass ich Trainer bin, bekommen ich die Frage zu hören: Und was machen Sie beruflich? Ich kann darüber lachen, doch junge, engagierte Trainer schreckt das eher aber, weil sie die mangelnde Akzeptanz des Berufsbildes im Gegensatz zu etablieren „seriösen“ Berufsfeldern sehen.

Redaktion: Wie werden die 1.000 Euro Siegprämie investiert?

Volker Ziegler: Bei der Bekanntgabe im Dezember habe ich spontan gesagt, dass das Preisgeld selbstverständlich im Team verteilt beziehungsweise verwendet wird. Seitdem ist leider einiges geschehen und so werden wir das Geld zur Unterstützung ukrainischer Para-Tischtennisspielerinnen und –spieler einsetzen. Mit unseren ukrainischen Kollegen sind wir diesbezüglich seit Kriegsbeginn in Kontakt.

Redaktion: Welche Position nimmt diese Ehrung – im Vergleich zu anderen - bei Ihnen ein?

Volker Ziegler: Ich möchte es mal diplomatisch ausdrücken. Der schönste Abend war beim baden-württembergischen Trainerpreis 2012 im Stuttgarter Porsche Museum. Die aufwändigste Ehrung war sicherlich der ITTF Star Coach Award, der in Dubai 2015 verliehen wurde. Die Bequemste waren die zweiten Plätze 2011, 2017 und 2018, die ich kaum mitbekommen habe. Aber die neueste Ehrung ist natürlich immer die Schönste.

Redaktion: Wie stellt sich derzeit die Situation im Para Tischtennis dar? Gibt es noch Nachwehen aus der Coronakrise?

Volker Ziegler: Corona bedeutete auch im Para Tischtennis eine tiefe Zäsur. Wir haben Talente verloren, zum Glück nur wenige. Aber das Wiederhochfahren der ganzen Routinen, angefangen von den internationalen Turnieren über die WM-Qualifikation bis hin zu Deutschen Meisterschaften, kostet sehr viel Kraft. Hier sind vor allem die Umplanungen wie zuletzt die Verlegung der DM im Sindelfinger Glaspalast, der für die Unterbringung ukrainischer Kriegsgeflüchteter benötigt wurde, zu nennen.

Redaktion: Wo liegt derzeit Ihr Arbeitsschwerpunkt, welche Projekte und Turniere stehen demnächst an?

Volker Ziegler: Wir haben vom Internationalen Verband im Frühjahr den Qualifikationszeitraum für die Weltmeisterschaften genannt bekommen. Dieser endet am 31. Juli, wobei sich die Turniere in Europa auf den Mai und Juni konzentriert hatten. Das bedeutete für uns ständiges Reisen. Nächste Woche bin ich noch bei einem Lehrgang in Montrodat in den Cevennen, wo wir ein Trainingslager mit der französischen Nationalmannschaft machen. Dort ist es fast so schön wie in Lehenweiler. Aber nur fast.

 

 

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