SV Oberkollbach – ein neuer Farbtupfer in der Tischtennislandschaft des Schwarzwalds
von Thomas Holzapfel
In Zeiten des Coronavirus gilt es in Reihen der Tischtennisvereine und –abteilungen vornehmlich, den aktuellen Mitgliederbestand aufrecht zu erhalten, um das Tischtennisgetriebe nicht noch weiter zum Stottern zu bringen. Dass in dieser Phase sogar ein neuer Verein in das Register aufgenommen wird wie zuletzt beim SSV Gaisbach (Bezirk Hohenlohe, wir berichteten), der bereits seit fünf Jahren eine Tischtennisabteilung unterhält, ist ein ganz besonders positives Zeichen in einer wahrlich besonderen Zeit. Der Musterbeispiele nicht genug: Gänzlich neu aus der Taufe gehoben wurde nun die Abteilung des SV Oberkollbach. Bei dem Schwarzwaldverein handelt es sich somit um die einzige Neugründung im baden-württembergischen Verband zur neuen Spielzeit 2020/2021. Unser Mitarbeiter Thomas Holzapfel hatte die Gelegenheit, mit dem Abteilungsleiter Frank Metzler ein Gespräch zu führen.
Redaktion: Hallo Frank, wie kam es zur Gründung der Oberkollbacher Tischtennisabteilung? Und wie entwickelte es sich, dass ein langjähriger Spieler und engagiertes Mitglied des TV Calmbach in das Vorstandsteam des neuen SVO rückt?
Frank Metzler: Bereits in der Planungsphase des neuen Dorfgemeinschaftshauses wurde ich angesprochen, ob ich mir nach Fertigstellung des Gebäudes die Gründung einer Tischtennisabteilung vorstellen könnte. Meine langjährige Erfahrung als Spieler und Funktionär beim TV Calmbach ist natürlich auch den Leuten in Oberkollbach, wo ich mit meiner Familie seit 24 Jahren lebe, nicht verborgen geblieben. Im Grunde war die Neugründung also keine spontane Geschichte, sondern ein gut vorbereiteter Prozess, den ich aktiv begleitet und unterstützt habe.
Redaktion: Überlegungen gab es also schon lange. Wer waren letztendlich die Initiatoren, die das Ganze zur Realisierung gebracht haben?
Frank Metzler: Oberkollbacher Tischtennisspieler gab es schon seit jeher. Diese haben in den jeweiligen Nachbarvereinen gespielt. Mit der Neugründung einer Abteilung haben wir nun die Möglichkeit geschaffen, diesen Sport unter dem Dach des SV Oberkollbach auszuüben. Gerade aus den Reihen dieser Spieler kam, parallel mit der Planung des Dorfgemeinschaftshauses, die Idee zu einer Neugründung. Federführend als Impulsgeber war dabei Oskar Nothacker, der früher beim WSV Schömberg gespielt hat.
Redaktion: Das Dorfgemeinschaftshaus scheint ja in der Tat eine richtungsweisende Rolle gespielt zu haben.
Frank Metzler: In der Tat. Ohne das Dorfgemeinschaftshaus gäbe es kein Tischtennis in Oberkollbach. Super war, dass die Gemeinde die Vereine von Anfang an in die Planung mit eingebunden hat und so tolle Voraussetzungen geschaffen wurden. Neben den Oberkollbachern, die in anderen Vereinen gespielt haben, gab es auch eine Freizeitgruppe, die regelmäßig in der Halle der benachbarten Landesklinik gespielt hat. In der neuen Halle verfügen wir inzwischen über sechs Tische. Zu Beginn waren es nur vier Tische, so dass wir bei einer Trainingsbeteiligung von regelmäßig bis zu zwanzig Spielern und Spielerinnen wochenlang nur Doppel spielen konnten. Die mittlerweile zusätzlich angeschafften Tische ermöglichen nun einen deutlich entspannteren Trainingsbetrieb.
Redaktion: Hat die Corona-Zeit die anfängliche Entwicklung in irgendeiner Art und Weise beeinflusst?
Frank Metzler: Das Corona-Virus hat uns tatsächlich mitten in unserem "Höhenflug" erwischt. Vor allem im Jugendbereich wurden wir hier zurückgeworfen. Ursprünglich war geplant, neben zwei Herrenmannschaften auch noch ein Nachwuchsteam für den Spielbetrieb zu melden. Das haben wir nun zunächst zurückgestellt. Durch die lange Trainingspause sind die Kinder noch nicht soweit, dass ein Einsatz in Punktspielen Sinn macht. Wir hoffen natürlich, dass die Kinder - wenn die Halle wieder zum Training geöffnet wird - wieder mit der gleichen Begeisterung bei der Sache sind. Dann kann eventuell zur Rückrunde eine Jugendmannschaft ins Rennen gehen.
Redaktion: Wie wurdet ihr bei eurem Vorhaben unterstützt? Und wie lief die Zusammenarbeit mit der Gemeinde?
Frank Metzler: Ohne die Unterstützung aus meinem Heimatverein, dem TV Calmbach, wäre eine Umsetzung in dieser Geschwindigkeit definitiv nicht möglich gewesen. Der Verein agierte in einer Art Patenfunktion, gab gebrauchte Tische zu einem Freundschaftspreis an uns ab und deren Spitzenspieler Christian Metzler gestaltete schon Trainingsabende bei uns auf dem Buderhof. Dafür sind wir sehr dankbar. In der Gemeinde Oberreichenbach wird zudem Bürgernähe gelebt. Schon in der Planungsphase der Halle wurden die Vereine eingebunden. Auch sonst haben wir jederzeit unbürokratische Unterstützung erfahren. Zum Beispiel wurden weitere Lagerflächen geschaffen, als wir zusätzliche Tische gekauft haben. Es läuft hier extrem viel auf Vertrauensbasis, das hat sich sehr bewährt. Wir freuen uns auch, dass die Gemeinde für den Trainings- und Spielbetrieb keinerlei Hallenbenutzungsgebühren erhebt.
Redaktion: Wie geht ihr organisatorisch zu Werke? Und wie stellt sich die erste Spielzeit beim SVO dar?
Frank Metzler: Um den administrativen Aufwand möglichst gering zu halten, erfolgt die eigentliche Verwaltung komplett über den Hauptverein. Im dortigen Hauptausschuss sind wir natürlich künftig mit bis zu zwei Mitgliedern vertreten. Unsere Abteilung startet mit etwa 25 Mitgliedern, davon acht Jugendlichen. In die Saison 2020/2021 gehen wir mit zwei Herrenteams in der Kreisliga C. Natürlich wird auf Dauer die Aufstellung dann über die erspielten TTR-Punkte erfolgen. Ganz wichtig ist uns, in Zukunft einen Jugendspielbetrieb zu installieren. Das Training der Jugend läuft separat. Hier unterstützt uns teilweise auch Christian Metzler, der über eine fundierte Trainerausbildung verfügt.
Redaktion: Müssen die benachbarten Vereine nun fürchten, dass diverse Mitglieder den Weg nach Oberkollbach gehen?
Frank Metzler: Aktuell sind sechs Spieler aus Nachbarvereinen zu uns gewechselt, fünf davon wohnen hier in Oberkollbach. Es handelt sich hier um einen einmaligen Effekt im Zuge der Neugründung, dass ortsansässige Spieler, die nun das Angebot im Heimatort nutzen wollen, zum SVO wechselten. Generell werben wir sicherlich keine Spieler ab, zumal es, rein sportlich gesehen, kurz- bis mittelfristig auch wenig Gründe gibt, nach Oberkollbach in die Kreisliga C zu wechseln. Unser Angebot richtet sich in erster Linie an bisherige Hobbyspieler und Spieler aus der Gesamtgemeinde Oberreichenbach, die bisher bei anderen Vereinen aktiv waren. Jetzt gilt es erst einmal den Tischtennissport in unserer Gemeinde nachhaltig zu etablieren.
Redaktion: Kannst du dir als Oberkollbacher ebenfalls vorstellen, zukünftig beim SVO zu spielen?
Frank Metzler: Meine beiden Söhne Niklas und Jan-Ove haben ja tatsächlich von Calmbach nach Oberkollbach gewechselt. Die beiden sind hier aufgewachsen und sind eben echte Oberkollbacher, auch wenn die Wurzeln in Calmbach liegen. Sie sind hier im Vereinsleben der Feuerwehr und im Sportverein seit längerem voll integriert, Jan-Ove ist sogar Mitglied im Gemeinderat. Bei mir ist die Situation aber eine andere. Ich bin Oberkollbach natürlich eng verbunden und unsere Familie fühlt sich hier extrem wohl, was letztendlich auch meine Motivation war, die Neugründung der Abteilung maßgeblich zu begleiten und zu unterstützen.
Aber mit dem TV Calmbach verbindet mich viel mehr als "nur" der Tischtennissport. Ich bin dort seit 36 Jahren aktiver Spieler und Funktionär. Da wechselt man nicht einfach so das Trikot, da gibt es schon sehr familiäre und emotionale Verbindungen.
Redaktion: Welche sportlichen Ziele werden mittel- und langfristig in Oberkollbach verfolgt?
Frank Metzler: Uns geht es vor allem darum, dass jeder, der Spaß an unserem Sport hat, die richtige Plattform bei uns finden kann. Wir wollen uns längerfristig zweigleisig positionieren. Das Angebot richtig sich sowohl an reine Hobbyspieler als auch an sportlich ambitionierte Akteure. Zunächst geht es aber primär darum, uns nachhaltig zu etablieren und im Spielbetrieb konkurrenzfähig zu werden, vor allem aber auch ein Angebot für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Ich gehe davon aus, dass der SV Oberkollbach, wenn nichts Außergewöhnliches passiert, für’s Erste die Kreisliga C nicht verlassen wird.
Redaktion: Wann wird in Oberkollbach im Normalfall trainiert?
Frank Metzler: Training ist immer donnerstags von 17 Uhr bis 18:15 Uhr für die Jugend, im Anschluss gehen die Erwachsenen an die Tische. Neue Gesichter sind jederzeit willkommen. Im Moment sind wir in Abstimmung mit der Gemeinde, wann und wie wir den Trainingsbetrieb wiederaufnehmen können. Zuerst einmal gilt es, die Coronazeit zu überstehen. Dann haben wir genügend damit zu tun, den Tischtennissport in Oberkollbach zu stabilisieren und nachhaltig zu gestalten.
Fotos: privat Text: Thomas Holzapfel