Im Herrenberger Stadtteil Affstätt (Bezirk Böblingen) wird nun auch Tischtennis gespielt
Der Traum von einer eigenen Tischtennissparte wird Wirklichkeit
von Thomas Holzapfel
Im Sportbereich mit innovativen Ideen und neuen Angeboten aufzuwarten, ist in Zeiten von Corona kein einfaches Unterfangen. Erst waren die Sportstätten geschlossen, zuletzt war vielerorts das Training unter strikter Einhaltung der vorgegebenen Auflagen wieder möglich. Allen Widrigkeiten zum Trotz startet man derzeit beim SV Affstätt durch, mit der Gründung einer Tischtennissparte erfährt das Sportangebot im Herrenberger Stadtteil eine reizvolle Erweiterung.
„Du musst weiter vorne am Tisch bleiben, sonst kriegst du gegen spielstärkere Gegner den Ball um die Ohren gehauen“, ermahnt Ronnie Lang den 11-jährigen Lukas, dem er sich an diesem Trainingsabend beim individuellen Balleimertraining widmet. Immer und immer wieder spielt Ronnie Lang dem jungen Linkshänder auf der anderen Seite des Tisches die Bälle zu, der bei x-maliger Durchführung des Vorhandschlages motiviert versucht, die Technik seines Topspins zu verbessern. „Der Nachwuchs neigt gerne dazu, sich während der Ballwechsel vom Tisch zu entfernen, was im Endeffekt nur Nachteile mit sich bringt“, erläutert Ronnie Lang, der seine Erfahrung seit neuestem in Affstätt gerne an den Nachwuchs weitergibt.
Dass hier beim 38-jährigen Ronnie Lang eine gesunde Portion Herzblut mit im Spiel ist, sieht man dem Affstätter auf Anhieb an. „Am Anfang war das alles nur ein Traum, nun konkretisiert sich das mit dem Tischtennis in Affstätt immer mehr. Unsere neue Sparte beim SVA liegt mir wirklich am Herzen.“ Erste Überlegungen zur Etablierung des Tischtennissports in Affstätt stellte Ronnie Lang vor etwa zwei Jahren an, als er selbst vom TSV Kuppingen zum SV Gültlingen wechselte. „In Affstätt etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, das wär’s“, dachte der Vater von drei Kindern, die sich ebenfalls bereits der schnellen Sportart mit dem kleinen Ball verschrieben haben. Mit Norbert Koritko fand er beim SV Affstätt einen Mitstreiter, der ihm beim Weiterspinnen der Gedankenspiele behilflich war. „Wir haben alle Möglichkeiten ausgewogen, wie wir das Ganze realisieren könnten. Letztendlich stellte die Finanzierung den Hauptknackpunkt dar“, erinnert sich Ronnie Lang. Schließlich galt es, die Tische samt weiterer Materialien für den zukünftigen Übungsbetrieb in der kleinen Affstätter Gemeindehalle anzuschaffen. Auf Grund guter Bande zu diversen Firmen in der Umgebung, die ihre finanzielle Unterstützung zusagten, konnten die Pläne weiter konkretisiert werden. „Ohne Hilfe der Sponsoren wäre das alles nicht realisierbar gewesen. Auch vom Affstätter Ortschaftsrat erhielten wir eine Zuwendung in Form zweier Spieltische unter der Prämisse, dass diese auch dem Schulsport zur Verfügung gestellt werden. Was natürlich überhaupt kein Problem darstellt“, zeigt sich Ronnie Lang dankbar und erwähnt im gleichen Atemzug, dass die Zusammenarbeit mit der Affstätter Grundschule in diesem Fall ausgebaut werden soll. „Spätestens nach den Sommerferien stehen die Gespräche mit der Schulleitung an. Wenn möglich, wollen wir Synergien nutzen und versuchen, über den Schulsport weitere Talente für unsere Sparte zu gewinnen.“
Auch seitens des Gesamtvereins stieß das aktive Spartenteam um Abteilungsleiter Ronnie Lang, Stellvertreter Norbert Koritko und SVA-Jugendleiter Achim Raab auf offene Ohren. „Beim SV Affstätt gab es in den 1980er-Jahren eine Freizeittischtennisgruppe, aber mit einer eigenen Sparte waren wir noch nie zugange“, sagt der SVA-Vorsitzende Jochen Schühle. „Wir vom Gesamtverein haben natürlich auch ein gesteigertes Interesse daran, dass in Affstätt ein qualifiziertes Tischtennistraining für Jedermann angeboten werden kann. Die neue Abteilung kann auf unsere Strukturen wie das Vereinsheim zurückgreifen und hat mit der Gemeindehalle ein optimales Domizil zur Ausübung ihres Sports.“ In der Tat, bei drei zur Verfügung stehenden Trainingsabenden haben die Ballsportler ausgiebig Möglichkeiten, ihrem Hobby nachzugehen. „Zurzeit haben wir keine Konkurrenzveranstaltungen in der Halle, was natürlich optimal ist. Diesbezüglich könnten die Voraussetzungen zum Durchstarten nicht besser sein“, meint Ronnie Lang, der dennoch nichts überstürzen möchte. „Wir spielen hier natürlich völlig ohne Druck, wollen uns aber kontinuierlich weiterentwickeln. Leider hat uns das Virus zuletzt etwas ausgebremst, aber davon lassen wir uns nicht einschüchtern“, gibt sich der Macher kämpferisch. Vor der Corona-Pause waren es im Schnitt etwa zehn Jugendliche und knapp zwanzig Erwachsene, die regelmäßig den Schläger schwangen. „Es ist weiterhin das Ziel, dass hier ein fester Kern an Spielern und Spielerinnen zusammenkommt. Bei uns ist jeder immer willkommen, egal ob jung oder alt, ob Hobbyspieler oder ambitionierter Akteur.“ Zur Erweiterung des Teilnehmerkreises planen die Organisatoren, mittelfristig eine Ortsmeisterschaft durchzuführen.
Besonders freut es Ronnie Lang, wenn sich quasi „aus dem Nichts“ wieder neue Kontakte ergeben. So plant inzwischen die Mutter eines der Tischtennistalente, früher selbst in der Landesliga aktiv, wieder an den Tisch zu gehen. „Das ist bei uns natürlich völlig ungezwungen möglich“, sagt der 38-jährige, der derzeit beim SV Gültlingen in der Bezirksklasse aktiv spielt und mit dem einen oder anderen seiner Mannschaftskollegen auch mal in Affstätt eine Übungseinheit abhält. Auch im Herrenberger Stadtteil Gültstein hat sich das Engagement der Affstätter herumgesprochen. „Wegen Problemen mit der Schlaghand kann ich seit geraumer Zeit kein Tennis mehr spielen“, sagt Klaus-Peter Rieck, „nun versuche ich es mit Unterstützung einer eigens angefertigten, orthopädischen Schiene mit dem kleineren Ball. Die ersten Trainingsstunden verliefen super. Ich denke, dass ich nach den Sommerferien regelmäßig ins Affstätter Training gehen werde. Hier ist alles sehr entspannt und familiär, die Leute sind nett. Und ich finde es klasse, wie sich Ronnie Lang hier reinhängt.“ Beim Gesamtverein stößt man ins gleiche Horn. „Es ist prima, dass es engagierte Personen wie Ronnie Lang gibt, die sich mit viel Zielstrebigkeit ihrem Sport verschreiben und als Folge dessen unter anderem viel für die Jugend machen“, zollt Jochen Schühle höchsten Respekt.
Wie sich der Tischtennissport in Affstätt in Zukunft präsentieren wird, darf abgewartet werden. „Oberste Priorität hat derzeit ein regelmäßiges Training. Einige Mitglieder, sowohl Jugendliche als auch Erwachsene, zeigten zuletzt allerdings ein gesteigertes Interesse, sich irgendwann auch einmal im Wettstreit mit der Konkurrenz zu messen. Die Zeichen stehen nicht schlecht, dass wir das auch mal angehen werden. Aber alles der Reihe nach“, meint Ronnie Lang mit einer Portion Gelassenheit. „Wir sind erst einmal froh, den Affstätter Bürgern und Bürgerinnen trotz aller Corona-Widrigkeiten den Tischtennissport vor Ort näher bringen zu können. Alles Weitere wird sich zwanglos weiterentwickeln.“
Nach der Sommerpause freut sich die Affstätter Tischtennisabteilung über neue Gesichter in der Gemeindehalle. Trainingszeiten sind dann wieder montags von 18 Uhr bis 19:30 Uhr (Jugend) sowie dienstags und freitags von 19 Uhr bis 22 Uhr (Erwachsene).