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Heute, 11. April: Welt-Parkinson-Tag - Sportentwicklung (24): Parkinson-Tischtennis

Interview mit Jan Schmauder, Landesleiter BaWü PingPongParkinsonAktuell: Artikel Stuttgarter Zeitung, 11. April

Am 11. April ist Welt-Parkinson-Tag – Grund genug, sich die neu entstandene Szene von  Menschen mit Parkinson im Tischtennis einmal genauer anzusehen. Denn: Über 1.000 Parkinson-Kranke spielen in Baden-Württemberg Tischtennis als Vereinsmitglied. Bei rund 100.000 Mitgliedern ein nicht unerheblicher Teil - und damit ein wichtiges Thema für die Sportentwicklung.

Ein Interview von TTBW mit dem Landesleiter Baden-Württemberg vom PingPongParkinson Deutschland e. V. (PPP), Jan Schmauder.

 

TTBW: Parkinson-Kranke spielen Tischtennis – wie ist der aktuelle Stand in Deutschland?

Jan Schmauder: „Es gibt rund 170 Stützpunkte in Deutschland, die wir mit PingPongParkinson seit Vereinsgründung vor gut drei Jahren aufgebaut haben. Erst kürzlich haben wir die Marke von 1.000 Mitgliedern überschritten. Wir gehen allerdings davon aus, dass die Anzahl der spielenden Teilnehmer und Teilnehmerinnen in den Stützpunkten weit über unserer eigentlichen Mitgliederzahl liegt. Bei aktuell etwa 400.000 Erkrankten in Deutschland sind wir aber sehr zufrieden und wachsen stetig.

TTBW: Welche Vereine können denn eine solche Parkinson-Gruppe aufbauen?

Jan Schmauder: „Diese Möglichkeit haben alle Tischtennisvereine bzw. Sportvereine mit einer Tischtennis-Abteilung, die über die entsprechenden Kapazitäten verfügen. Wenn möglich, sollte eine gute Verbindung zwischen einer sich bildenden Gruppe und einem qualifizierten Trainingsangebot entwickelt werden. Für den Anfang reicht aber eine angeleitete Integration in den Regeltrainingsbetrieb normalerweise völlig aus.“

TTBW: Wie kann man den medizinischen Aspekt des Tischtennis-Spielens für Parkinson-Kranke beschreiben. Silke Kind (Fulda) hat es in einem Interview so beschrieben: „Wenn ich Tischtennis spiele, verschwinden meine Symptome.“

Jan Schmauder: „Bewegung tut einfach sowohl dem Körper als auch der Seele gut. Obwohl noch nicht wissenschaftlich belegt, ist Tischtennis ein offensichtlich sehr geeigneter Sport für Menschen mit Parkinson. Medizinisch gesehen sterben bei Parkinson im Gehirn Nervenzellen ab, die für die Produktion des Botenstoffs Dopamin verantwortlich sind. Dieser ist wiederum elementar für die Kommunikation von Nervenzellen, die insbesondere für die Motorik zuständig sind. Durch das fehlende Dopamin kommt es zu typischen Symptomen wie Bewegungssteifigkeit, Zittern oder Gleichgewichtsstörungen. Tischtennis bietet dem Ganzen mit seinem Fokus auf Koordination und Konzentration die Stirn und die Betroffenen fühlen sich einfach besser. Es ist daher eine ideale Ergänzung zur medikamentösen Behandlung.

TTBW: Darüber hinaus ist der gesellige Aspekt einer solchen Parkinson-Trainingsgruppe sicherlich auch nicht zu unterschätzen?

Jan Schmauder: „Ja, das ist ein weiteres Ziel unserer Tischtennis-Gruppen. Wir wollen die Menschen vom heimischen Sofa zur Bewegung in der Halle bringen. Die Erkrankten haben aufgrund der Diagnose häufig Schamgefühle, trauen sich nicht aus dem Haus. Kommen unsere Teilnehmer dann am Tisch in Fahrt, geht das Selbstbewusstsein geradezu durch die Decke. Sie treffen sich bei Turnieren, man trifft sich im Training, tauscht sich aus. Man kann es als „sportliche Selbsthilfegruppe“ bezeichnen. Zusammengefasst: Das soziale Miteinander ist genauso wichtig wie die sportliche Bewegung. Wir sind eine ganz große Familie, sogar eine internationale.“

TTBW: International scheint auch der Wettkampfkalender. Welche Veranstaltungen bietet PPP?

Jan Schmauder: „PingPongParkinson organisiert jährlich die German Open und die Weltmeisterschaften an unterschiedlichen Orten. Die German Open finden dieses Jahr in Düsseldorf statt, die Weltmeisterschaften im österreichischen Wels. Zuvor waren bereits New York, Berlin und das kroatische Pula Austragungsorte. Darüber hinaus gibt es diverse kleinere Turniere sowie Lehrgänge, teilweise auch im Ausland wie kürzlich in Spanien.“

TTBW: Wenn sich ein Parkinson-Erkrankter für PPP interessiert, was kann sie/er tun?

Jan Schmauder: „Informationen gibt es zum einen auf unserer Homepage unter www.pingpongparkinson.de. Ganz praktisch: Wenn man selbst spielen möchte, kann man auf der Karte der Stützpunkte nach Trainingsgruppen in der Nähe suchen. Sollte man dort nicht fündig werden, kann man sich bei uns melden. Dann suchen wir nach einem potentiellen Verein als Kooperationspartner. Im Zielbild werden die Interessenten dann Mitglied im lokalen Sportverein und im PingPongParkinson Deutschland e. V. Die Jahresmitgliedschaft bei PPP beträgt lediglich 12 Euro und die Mitglieder erhalten diverse Vergünstigungen, werden Teil einer großen Gemeinschaft und unterstützen die Arbeit des Vereins.

Homepage: PingPongParkinson Deutschland e. V.

Zur 12-minütigen Reportage aus der Reihe "Reporter": Pingpong gegen Parkinson

Talkshow "3nach9": Entertainer Frank Elstner, Parkinson und Tischtennis  (ab Minute 19:00)

Stuttgarter, Zeitung: Welt-Parkinson-Tag am 11. April: Beim Spielen sind die Symptome weg

 

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