Ist Tischtennis gesund? Unser Sport am Tisch ist doch zunächst einmal ein Wettkampfsport.
Bereits in den Teilen 10 und 11 unserer Sportentwicklungsserie haben wir über den Gesundheitssport Tischtennis berichtet. Doch wer kann überhaupt solche Kurse – zum Beispiel in Vereinen – leiten? Eine Ausbildung bietet Tischtennis in Baden-Württemberg mit der P-Lizenz (für „Prävention“) an. Eine Handvoll solcher ausgebildeter Trainer gibt es bereits im Verbandsgebiet. Es könnten noch mehr werden. Warum ein Gesundheitssport-Angebote in jedem Verein wertvoll ist und welche Motivation besteht, sich als Übungsleiter in diesem Bereich zu engagieren. Im Interview erzählt Antje Schoknecht, 40 Jahre, aus Stuttgart über ihr Engagement als ehrenamtliche TTBW- Beauftragte „Gesundheitssport“ sowie hauptberufliche Trainerin in Sachen „Tischtennis für die Gesundheit“, für den sie ihren früheren Beruf als Optikerin aufgegeben hat.
Begonnen hat alles mit einem Gesundheitssport-Kurs 2010/11. Der bestand aus zehn Wochen mit je eineinhalb Stunden. Am Anfang haben vor allem Eltern von Kindern aus dem Verein mitgemacht und mit Tischtennis begonnen. Der Fokus beim Training lag und liegt auf dem Spaß am Sport und an der Bewegung. Die Einsteiger haben sich riesig gefreut, dass es ein betreutes Angebot für sie gab.
Was ist das Besondere an der Hobby-Gruppe, was reizt Dich als Trainerin?
Sportlich ergänzen wir das Tischtennis-Programm mit Aufwärmen und Kräftigung. Diese Inhalte werden von den Gruppenmitgliedern gut aufgenommen. Auch wenn einige kleine Einschränkungen haben, kann jeder nach seinen Möglichkeiten trotzdem mitmachen und sich auf seinem körperlichen Niveau beim Tischtennis „auspowern“.
Die Atmosphäre unter den Teilnehmern ist einfach sehr angenehm. Im Mittelpunkt steht das Wohlbefinden und die Kommunikation, der Austausch zwischen den Teilnehmern. Das tut allen gut. Wir schieben den sportlichen Ehrgeiz beiseite, haben Freude in der Gruppe und genießen das Zusammensein. Das Feedback der Mitglieder ist jedenfalls sehr positiv. Und man sieht: Die Mitglieder bleiben lange dabei.
Du hast ja dann Dein Hobby zum Beruf gemacht!
Ja, die Freude am Gesundheitssport hat sich im Verein entwickelt. Irgendwann habe ich bei vielen Vereinen nachgefragt, ob dort ebenfalls Bedarf vorhanden ist für ein solches Angebot. Das war der Fall: Ich hatte meine berufliche Start-Plattform – beim Luftbad, in Steinhaldenfeld und in Rommelshausen. Später habe ich mein Angebot ausgeweitet. Heute besteht mein Job aus 70 % Reha-Sport und 30 % Tischtennis-Gesundheitssport.
Wie schöpfst Du heute täglich Motivation in Deinem Job?
Es ist die Freude am Gelingen. Die Teilnehmer sind in der Regel 50, 60 oder 70 Jahre alt. Sie erleben, dass sie körperlich noch etwas können. Dieses „Ich kann das“ ist ein tolles Feedback für mich als Trainerin. Und Tischtennis ist für diese Altersgruppe einfach sehr gut geeignet.
Auch die gesellschaftliche Entwicklung unterstützt Dich ja in Deiner Arbeit?
Ja, das stimmt. Da gibt es viele Gründe. Die demographische Entwicklung zeigt, dass die Menschen in Deutschland im Schnitt immer älter werden. Außerdem ist den Leuten nicht mehr nur der Leistungsgedanke wichtig, das Gesundheitsbewusstsein rückt in den Mittelpunkt. Dazu gehört Bewegung und gute Ernährung. Das hat sich auch in der Pandemie gezeigt, als die Teilnehmer wieder hoch motiviert waren, Sport zu treiben. Und – das habe ich ja schon erwähnt – das gemeinschaftliche Erleben spielt eine größer werdende Rolle. Die sozialen Kontakte können alle Teilnehmer in unseren Gruppen spielerisch pflegen.
gez. Melina Schruff