Fünf Spieler*innen aus vier Ländern traten für TT Frickenhausen bei den Para-Europameisterschaften vom 4. bis 9. September in Sheffield (UK) an. Die ersten vier Tage standen die Einzelwettbewerbe auf dem Programm.
Neuzugang Jana Spegel stand kurz vor der riesen Sensation. Nur durch die Aufgabe einer ihrer Gegnerinnen wurde sie nicht aufgrund des besseren Spielverhältnisses Europameisterin in der Wettkampfklasse 1. Dennoch überzeugte die junge Studentin bei ihren ersten Europameisterschaften. Zwei deutliche Siege bei einer denkbar knappen Niederlage bedeuteten zum Ende Platz zwei und den Vize-Europameistertitel. Im Doppelbewerb zusammen mit Sandra Mikolaschek (Borussia Düsseldorf) war das Quäntchen Glück ebenfalls nicht auf Janas Seite. Alle drei Vorrunden-Partien wurden mit viel Pech verloren. Somit schied das Duo bereits nach den Gruppenspielen aus. Aber Jana kann mit der Silbermedaille und den gezeigten Leistungen mehr als zufrieden sein.
In der Wettkampfklasse 5 der Herren traten Sem Roelofs (Niederlande) und Hakon Bjarkason (Island) um die Punkte an. Während Sem seine Leistungen der letzten Monate bestätigen konnte, aber in einer Hammer-Gruppe dennoch das Nachsehen hatte, ging es für Hakon bei dieser EM vor allem darum, Erfahrung zu sammeln. In seiner 4er-Gruppe zeigte er phasenweise immer wieder sein Potenzial, aber seine drei auf internationaler Ebene erfahrenere Gegner waren noch eine Nummer zu groß. Da beide keine adäquaten Doppelpartner aus ihrem Heimatland hatten, reisten sie nach den Einzelbewerben ab. Fieberten aber dennoch von zu Hause weiter bei ihren Vereinskolleg*innen über Livestream und soziale Medien mit.
In der Wettkampfklasse 3 konnte man gleich zwei Frickenhäuser Medaillen feiern. Der Ire Colin Judge überraschte bereits in der Vorrunde mit dem Sieg über den an Nummer 4 gesetzten Schweden. Auch im Viertelfinale besiegte er einen in der Weltrangliste vor ihm rangierenden Kontrahenten. Seinen großen Auftritt hatte er dann im Halbfinale gegen Serieneuropameister Tom Schmidberger. Er brachte diesen an den Rand einer Niederlage und erntete von allen Seiten großes Lob und Anerkennung. Trotz des Halbfinal-Aus konnte er sich über Bronze freuen.
Ebenfalls in der WK 3 trat Thomas Brüchle an. An Nummer drei gesetzt gewann er seine Vorrunden-Gruppe und traf im Viertelfinale auf besagten an Nummer 4 gesetzten Schweden, Alex Ohgren. Thomas fand zunächst überhaupt nicht in sein Spiel und geriet schnell mit 0:2-Sätzen in Rückstand. Doch er kämpfte sich nach und nach ins Match zurück und rettete sich in den entscheidenden fünften Satz. Dort stand er lange auf verlorenem Posten und hatte beim Zwischenstand von 4:10 ganze sechs Matchbälle gegen sich. Doch er sammelte nach und nach Punkt für Punkt und machte seinen Gegenüber damit immer nervöser. Unverhofft glich er nach Abwehr der erwähnten sechs Matchbälle zum 10:10 aus. Mit einem sehenswerten Punkt holte sich der Schwede einen weiteren Matchball. Auch diesen konnte der Frickenhäuser abwehren, holte sich daraufhin seinen ersten Matchball und verwandelte diesen unter großem Jubel der Zuschauer zum nicht mehr möglich geglaubten Sieg. Durch diese grandiose Aufholjagd hatte er aber wohl sein Pulver verschossen. Denn im Halbfinal-Match gegen Dauerkonkurrenten Florian Merrien (Frankreich) lief gar nichts mehr zusammen. Nach drei klaren Sätzen musste er dem französischen Linkshänder zum verdienten Erfolg gratulieren. Aber nach diesem Turnierverlauf war Thomas über die Bronzemedaille überglücklich.
Als amtierende Weltmeister traten Thomas und Sandra Mikolaschek im Mixed-Wettbewerb XD7 an. Bereits im Viertelfinale mussten das deutsche Duo hart kämpfen. Gegen die slowakische Paarung rannte man einem ständigen Rückstand hinterher. Durch einen Kraftakt konnte man aber noch knapp mit 3:2 ins Halbfinale einziehen. Auch das dort folgende Spiel gegen das türkische Duo war an Spannung kaum zu überbieten. Nach einigen Netzrollern und unerzwungenen Fehlern stand man bei 0:2-Sätzen bereits mit dem Rücken zur Wand. Der dritte Satz ging mit 11:9 an die Deutschen. Nach einem Hin und Her im vierten Satz wehrte man beim Stand von 9:10 einen türkischen Matchball ab, um den Satz daraufhin mit 12:10 für sich zu entscheiden. Auch im fünften Satz konnte sich keine Mixed entscheidend absetzen. Das glücklichere Ende hatten nach kräftezehrendem Spiel Thomas und Sandra. Sie gewannen 11:9 und zogen damit ins Finale der EM ein. Im Finale wartete mit der serbischen Paarung der Halbfinalgegner der WM (3:2-Erfolg). Auch hier konnte man den ersten Satz nicht gewinnen, steigerte sich dann aber Punkt für Punkt, spielte offensiver und sicherten sich daraufhin die folgenden drei Sätze. Nach dem Weltmeistertitel 2022 konnten sie somit auch den Europameistertitel 2023 erringen.
Anika Brüchle, die als Zuschauerin live vor Ort war: „Diese EM war aus frickenhäuser Sicht an Spannung kaum zu überbieten. Einige Spiele entwickelten sich so dramatisch, dass ich obwohl vor Ort in der Halle nicht immer hinschauen konnte – beim Mixed-Halbfinale gegen das Türkische Duo habe ich von den letzten drei Sätzen kaum etwas gesehen. Umso mehr freut es mich, dass fast alle engen Partien zugunsten der Frickenhäuser Spieler*innen ausgefallen sind. Insgesamt vier Medaillen können sich durchaus sehen lassen. Nach den gezeigten Leistungen aller Spieler*innen blicken wir nun gespannt und zuversichtlich auf die anstehende Saison in den Rollstuhl-Ligen.“
Wir gratulieren allen Medaillengewinner*innen und Teilnehmern zu den gezeigten hervorragenden Leistungen in Sheffield!