Mit Favoritensiegen und Überraschungen endeten die 87. Deutschen Meisterschaften in der Rittal Arena zu Wetzlar. Aus Baden-Württemberg-Sicht waren besonders die erneute Goldmedaille von Dang Qiu (ASV Grünwettersbach) im Herren-Doppel mit Partner Benedikt Duda, die Silbermedaille von Luisa Säger (TTC Weinheim) an der Seite von Caroline Hajok im Damen-Doppel, sowie die weitere Silbermedaille von Ricardo Walter (ASV Grünwettersbach) im Mixed-Wettbewerb zusammen mit Shan Xiaona erfreulich. Daneben gab es viele weitere erfreuliche Ergebnisse.
Doch zunächst von vorne. Bereits am Freitag bei den Qualifikations-Spielen waren die mittleren Bereiche der Rittal Arena gut gefüllt und immer wieder brandete Applaus ob der vielen hochklassigen Ballwechsel auf. Final schafften es bei den Damen vier von sechs Spielerinnen aus der Qualifikation in das KO-Feld – lediglich die beiden Schwestern Alexandra und Annett Kaufmann (beide SV Böblingen) mussten sich bei 1:2 Spielen mit Platz drei zufriedengeben. Bei den Herren gesellten sich sechs von acht Qualifikanten im BaWü-Dress in das Hauptrundenfeld, das damit letztlich aus 9 TTBW-lern bestand. In der Vorrunde war nur für die tampfer kämpfenden Ali-Serdar Gözübüyük (TTC Odenheim) und Dwain Schwarzer (SC Staig) Endstation.
TTBW-Jugend setzt Ausrufezeichen
Ein genauerer Blick abseits der Medaillen-Ränge lohnt sich unter Anderem wegen Luisa Säger und Kay Stumper (Salamander Kornwestheim). Top-Talent Säger schaffte es im KO-Feld bis in die zweite Runde und trotzte dort zur Freude ihres Betreuers Rainer Schmidt der späteren Deutschen Meisterin Nina Mittelham immerhin einen Satz ab. Eine Runde weiter schaffte es noch Yuki Tsutsui (Neckarsulm), bevor sie der späteren Zweitplatzierten Petrissa Solja beim 0:4 gratulieren musste.
Und auch Rudi Stumper, Betreuer und Papa von Kay Stumper, der als Nr. 13 für das Hauptfeld gesetzt war, hatte Grund zur Freude. Zunächst warf Kay das niedersächsische Talent Yannik Xu aus dem Wettbewerb, bevor er auch Patrick Franziska ordentlich Paroli bot und hervorragende zwei Sätze gewinnen konnte.
Gute Bedingungen mit Abstrichen
So langsam näherten sich dann die Spiele um die Medaillen-Plätze, was zu Umbaumaßnahmen in der Halle führte, weswegen sich ein kurzer Blick auf das Geschehen abseits der Tische lohnt. Das Drumherum bot einen ansprechenden Rahmen, wenn auch mit Abstrichen. Die Einspielhalle erwies sich mit vier Tischen als äußerst eng und auch die Wege innerhalb der Arena waren teilweise sehr beengt, die einzige Treppe nach draußen oft überfüllt. Die Halle selbst bot mit ihrer Nähe und Kompaktheit hingegen hervorragende Bedingungen. Nicht schlecht staunen taten am Abend viele Besucher ob der Preise für das Parkhaus direkt an der Arena, was aber mithin nahezu die einzige Park-Möglichkeit darstellte.
Grund zur Freude hatte TTBW-Landestrainerin Evelyn Simon mit ihrem Schützling Annett Kaufmann im Damen-Doppel. Sie spielte sich an der Seite ihrer bayrischen Partnerin Naomi Pranjkovic bis ins Viertelfinale vor. Dort trafen sie auf eben jenes Duo Säger/Hajok, welche sich knapp mit 3:2 durchsetzten. Im Halbfinale dann die Sensation: Die haushoch favorisierten Kristin Lang/Shan Xiaona mussten mit 2:3 die Segel streichen! Großer Jubel bei Team BaWü ob der sicheren Silbermedaille, bei der es am Ende dann auch für Luisa und Caro blieb, da sich im Finale Nina Mittelham und Franziska Schreiner mit 3:1 durchsetzen konnten.
Im Mixed-Wettbewerb gaben Ricardo Walter und Shan Xiaona bis zum Halbfinale keinen Satz ab. Nach einem sicheren 3:1 über Ort/Wan mussten die beiden im Finale dem Duo Solja/Franziska zum 3:2 Sieg gratulieren und können sich über Silber freuen.
TTBW-Herren mit einigen Ausrufezeichen
Im Herren-Einzel setzte Team TTBW einige Ausrufezeichen. So warf Abwehr-Ass Florian Bluhm (NSU Neckarsulm) gleich in der ersten KO-Runde den Jülicher Bundesligaspieler Dennis Klein in einem spektakulären Spiel mit 4:2 aus dem Wettbewerb. Da stand die Rittal Arena am Samstag das erste Mal Kopf, wenn gleich sich die Augen der Zuschauenden ständig insbesondere zwischen dem Spiel von Bluhm und Jens Schabacker (ebenfalls Neckarsulm) gegen Benedikt Duda entscheiden mussten. Von Betreuerin Evelyn Simon hervorragend eingestellt bot Schabacker dem Deutschen Nationalspieler einen großartigen Kampf mit vielen langen Rallies, doch am Ende sollte es nicht ganz reichen und Duda konnte nach sieben spannenden Sätzen jubeln. Ein weiteres großes Ausrufezeichen im Herren-Einzel setzte der gebürtige Nürtinger Dang Qiu. Betreut von TTBW-Referent Dirk Lion schaltete Qiu zunächst im Viertelfinale seinen Teamkollegen Ricardo Walter mit 4:1 aus und traf dann im Halbfinale auf die Legende schlechthin im Deutschen Tischtennis: Timo Boll. Qiu verlangte Boll alles ab, hatte bei 1:0 und 6:3 Führung alle Chancen zu erhöhen, doch Timo Boll wäre nicht Timo Boll, wenn er nicht immer wieder etwas verändern würde und den Gegner somit permanent auch unter mentalen Stress setzt. Am Ende hatte der Routinier wie im Vorjahr in Berlin bei seinem knappen Sieben-Satz-Erfolg auch dieses Mal mit einem sehr engen 4:2 die Nase vorn. „Gegen Timo muss man sich für jeden Ball neu fokussieren, da er einen ständig mit neuen Dingen konfrontiert. Wir hatten zwar eine sehr gut funktionierende Taktik ausgetüftelt, aber diese ständigen Veränderungen machen das Spiel auch für den Kopf sehr schwierig und er nutzt jede Unachtsamkeit gnadenlos aus“, so der 22-Jährige Nationalspieler, der aber letztlich „sehr, sehr glücklich“ über seine beiden gewonnenen Medaillen ist.
Auch für Sportdirektor Sönke Geil gehen die Deutschen Meisterschaften erfreulich zu Ende: „Wir haben sehr viele Spielerinnen und Spieler bis ins Hauptfeld bekommen und einige unserer Jüngsten haben das ein oder andere Ausrufezeichen für die Zukunft gesetzt, was mich neben den Medaillen-Gewinnen besonders freut!“
Spätestens gegen 18 Uhr waren dann auch die letzten Zuschauer, Spieler und Betreuer auf dem Weg quer durch Deutschland in Richtung Heimat, bevor es im nächsten Jahr in Chemnitz wieder heißt: Herzlichen Willkommen zu den 88. Deutschen Meisterschaften!
Autor: TTBW
Fotos: Holger Straede