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Mega-Tischtennis-Event in Neckarsulm: 3. Bundesliga-Heimspieltag

Die Ballei platzt aus allen Nähten: riesiger Zuschauer-Andrang!

750 Zuschauer sorgen für würdigen Rahmen beim letzten Heimspiel von Josef Braun

Sein Trikot hängt auf einem Kleiderbügel, notdürftig an der ausziehbaren Tribüne befestigt mit Tesafilm, aber weithin als Ehrbekundung sichtbar. Braun steht in Versalien darauf. Es ist der Tag des Trikotbesitzers, der Tag des Abschieds nach 26 Spielzeiten bei ein und dem selben Verein auf allerhöchstem Tischtennis-Niveau. Josef Braun und sein Trikot, beide hätten ihren Platz verdient, so es denn mal irgendwann eine Neckarulmer Ehrengalerie mit Trikots verdienter Sportler in der Neckarsulmer Ballei geben sollte.
Es ist der Sonntag-Nachmittag des Josef Braun, ob er nun möchte oder nicht. Sein Drittliga-Abschiedsspiel in Neckarsulm gegen den DJK SB Stuttgart erhält mit einer Saison-Rekordkulisse im deutschen Drittliga-Tischtennis einen mehr als würdigen Rahmen.

Wer nach 26 Spielzeiten den Verein verlässt, der steht unweigerlich im Mittelpunkt und muss vor Spielbeginn durch ein Cheerleader-Spalier laufen, sich von 750 Fans mit stehenden Ovationen feiern lassen und erst zum Mikrofon und dann zum Tischtennisschläger greifen.
„Das war das Schwierigste“, sagt Josef Braun über seine Abschiedsrede. „Und meine Nervosität in den Griff zu kriegen“, wie er später sagt. Sport-Union-Abteilungsleiterin Sabine Aschenbrenner bricht bei ihren Abschiedsworten die sogar Stimme weg. „Arg viel länger hätte die Rede nicht dauern dürfen“, wird sie später sagen.

Messer „Beppo“ wie ihn eigentlich jeder daheim in Tschechien ruft, erhält ein japanisches Messer mit dem Neckarsulmer Vereins-Logo als Abschiedspräsent. Braun ist ein passionierter Griller, künftig kann er mit dem Messer das Fleisch filetieren wie jahrelang die Gegner an den Neckarsulmer Tischen mit seinem Schläger. Mit der Mannschaft gibt es im Sommer einen gemeinsamen Prag-Trip. „Das sollte unsere Meisterfeier sein“, sagt er. Zu dieser will er dann im nächsten Jahr als Zuschauer kommen. Josef Braun spielt künftig in der Oberliga Thüringen, heimatnäher mit weiteren Landsleuten in einer Fahrgemeinschaft.

Ganz viel Drama Es ist auch abseits des Abschiedsschmerzes ganz viel Drama für die Zuschauer dabei. Mit hochklassigen, langen Punkterallyes wie beim Einserduell von Florian Bluhm und Dauud Cheaib. Es zeigt sich, dass nicht allen die große Kulisse liegt. Julian Mohr kommt beispielsweise besser mit den fünf Mal so vielen Zuschauern wie sonst zurecht, beweist sein Potenzial als Rampensau. „Ich brauche das Publikum, mich pusht das.“ Auch Mannschaftskameradin Simona Horvathova sagt sich bei der 3:6-Niederlage gegen die Stuttgarterinnen: „Genieße es, vielleicht spielst du nie wieder vor so vielen Leuten.“

Bei den Männern führen die Neckarsulmer zwischenzeitlich mit 5:1. „Eigentlich müssen wir das Ding 6:0 gewinnen“, sagt Neckarsulms Trainer Alexander Mohr. Weil aber das SUN-Doppel Florian Bluhm/Vladimir Anca eine 2:0-Satzführung und Matchbälle ungenutzt lässt, droht noch ein 5:5, weil vieles gegen die Gastgeber läuft und Josef Braun sein finales Einzel gegen Marlon Spieß verliert. Erst Vladimir Anca rettet im Schlusseinzel den 6:4-Heimsieg. In seinem zweiten Einzel knickt Julian Mohr um. Bruder Tobias, Physiotherapeut in Mainz, ist als Zuschauer da, kümmert sich um seinen Bruder, taped das verletzte Sprunggelenk in einer längeren Verletzungspause. Aus der 2:0-Satzführung für Mohr gegen Juan Perez wird eine 2:3-Niederlage. „Ich befürchte, da ist etwas kaputt“, sagt Julian Mohr. Das wäre schlecht fürs Saisonfinale um Rang zwei in zwei Wochen bei der punktgleichen TSG Kaiserslautern.
Egal wie das dann endet: Am Sonntag war der Tischtennis-Sport der große Gewinner. „Wir wollen solche tollen Veranstaltungen fördern, solche zentralen Spieltage im Spitzensport etablieren“, sagt Tischtennis Baden-Württemberg-Präsident Rainer Franke.
Die Neckarsulmer wollen dabei die Vorreiterrolle weiter wahrnehmen. „Das machen wir definitiv nächste Saison wieder“, sagt Julian Mohr über das Event mit einem fachkundigen Publikum, das jederzeit fair bleibt, lautstark wie die Fangruppe aus Stuttgart agiert.

Bildinformation:

Ein Foto aus dem vorigen Jahrtausend: Braun beim Aufschlag (Foto: Archiv/Krüger)

Mit freundlicher Genehmigung von Florian Huber, Heilbronner Stimme

© Heilbronner Stimme GmbH & Co. KG

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Josef Braun beim Einlaufen vor seinem letzten Heimspiel nach 26 Jahren bei der SU Neckarsulm
Braun mit seinen Teamkollegen Julian Mohr (links, Organisator des Events) und Vladimir Anca
Alexandra Schankula, Bronze-Medaillengewinnerin im Damen-Doppel bei den Deutschen Meisterschaften vor Wochenfrist, war beim 6:3-Erfolg der DJK Sportbund Stuttgart-Damen mit drei Zählern die Matchwinnerin.
Sportbunds Spitzenspieler Dauud Cheaib unterlag vorentscheidend sein Einzel gegen Julian Mohr. Später lieferte er sich beim Duell mit Abwehr-Experte Florian Bluhm ein Giganten-Duell, das die Zuschauer von den Sitzen riss und gewann in vier Sätzen. Am Ende aber hatten die Herren der SU Neckarsulm mit 6:4 die Nase vorn.
Josef Braun vor 25 Jahren, hier beim Aufschlag

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