Zwei Tage am Bodensee – für viele Mädchen und Kinder wurde das Landesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ letzte Woche in der Bodensee-Halle zum Tischtennis-Fest. Insgesamt 35 Mannschaften hatten sich für die vier Regierungsbezirke und deren Finales qualifiziert. Ergänzend sind noch 8 Grundschulmannschaften zu nennen, die ihr Landesfinale im Mai in Tailfingen ausspielen. Rainer Welte, Landesbeauftragter Tischtennis für „Jugend trainiert für Olympia“, leitete das Turnier mit seinem starken Turnierleitungs-Team an beiden Tagen souverän. Großer Sport in einer großen Halle wurde geboten. Oder wie es Welte nach den Siegerehrungen des zweiten Tages zusammenfasste: „Es waren gute Spiele, viele spannend, die Mädchen und Jungen hatten Spaß. Wir hoffen, dass sich nach der Corona-Pause wieder mehr Schulteams bilden. Da könnte uns auch die neue Möglichkeit der Online-Mannschaftsmeldung helfen.“
Sportentwicklung
Doch was „bringt“ dieser Schulsport-Wettbewerb dem Vereinssport eigentlich? Da spielt doch bestimmt jeder Zweite sowieso schon im Verein! Nun da gibt es viele Argumente zu beachten.
Zunächst einmal spielt eben auch jedes zweite Mädchen und jeder zweite Junge noch nicht im Verein. Dazu Heidi Dinkel, im TTVWH vor zwei Jahrzehnten lange Zeit Ressortleiterin Breitensport: „Die Vereinsspieler können vor allem auf der unteren Kreisebene nur dann als Team starten, wenn sie `Hobby-Spieler´ einbinden.“ Die Folge: So manche dieser Kinder finden so den Weg in den Verein. Eine Chance für die Mitgliedergewinnung. Und so mancher der Vereinsspieler findet in solchen Schul-Teams zusätzliche Motivation. Ein zusätzlicher Aspekt der Mitgliederbindung in einer zusätzlichen (sozialen) Gruppe. Kritisch kann gesehen werden, dass Mannschaften mit starken Vereinsspielern doch klar im Vorteil sind.
Die Vorbereitung dieser Teams findet unterschiedlich intensiv, teilweise im Vereinstraining, aber auch in Schul-AGs statt. Viele der hier am Bodensee teilnehmenden Schulen praktizieren dies seit Jahren so. Solche AGs sind ein Fundus für Mitglieder im örtlichen Verein und damit auch in unserem Verband.
Solche Schul-AGs benötigen Anleitung. Die kann nicht nur von Lehrern oder „erwachsenen“ Vereinstrainern geleistet werden. Zur Begrüßung in Friedrichshafen wurden auch alle jugendlichen Teilnehmer angesprochen, ob sie als Schüler-Mentor eine Ausbildung beginnen, mit deren Abschluss sie dann eine Trainerlaufbahn einschlagen – zunächst auf der Schul-Ebene im Tischtennis.
Eine weitere Chance liegt in den Menschen, die hier in Friedrichshafen als Betreuer aktiv sind. Meist sind es hoch motivierte Tischtennis-Fans. „Bietet der Verband mal wieder eine Lehrerfortbildung Tischtennis an?“, fragte zum Beispiel Stefan Halder, als Lehrer und Kreisbeauftragter Ravensburg in der Turnierleitung, der selbst aktiv beim TTC Wangen spielt.
Tischtennis-Sportlehrer
„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ Was in der Natur Gesetz ist, hat auch in Schulen Gültigkeit. Spielt oder spielte ein Lehrer Tischtennis, dann finden häufig auch die eigenen Schüler gefallen an unserem Sport. Denn Lehrer sind nicht nur „Pauker“, sondern auch so manches Mal Vorbild, wenn es um Bewegung und Leidenschaft für einen Sport geht. Und sie wissen, wie man eine Mannschaft organisiert und motiviert.
So gesehen bei Christiane Hör. Die 39-Jährige Baden-Württ. Seniorinnen-Meisterin engagiert sich als Lehrerin für den Schulsport. Sie hat zwar in Friedrichshafen kein eigenes Team am Start, aber: Auch eine Turnierleitung ist wichtig für solch ein Landesfinale. Als Kreisbeauftragte für „Jugend trainiert für Olympia“ und Schulsportbeauftragte des Bezirks jetzt auch als RB-Beauftragte Freiburg bringt sie große Erfahrung mit und kann viele Kinder für unseren Sport motivieren.
Siegfried Schweiß ist Tischtennis-Trainer im Beruf, engagiert sich im Ehrenamt als Ressortleiter Schulsport. Er betreut zahlreiche TT-Schul-AGS und hier in Friedrichshafen das siegreiche Stuttgarter Wagenburg-Gymnasium. Selbst spielt er beim SV Sillenbuch, liegt aktuell aussichtsreich mit seinem Vereinsteam an der Landesliga-Spitze. Nächste Saison vermutlich dann in der Verbandsliga, gemeinsam mit seinem Schul-Team-Schützling Nils-Arne Samson.
Till Werner. Der Lehrer am Kepler-Gymnasium Freiburg spielte früher für Whiere und FT 1844 Freiburg in der Regional- und Oberliga. Jetzt gilt seine Leidenschaft dem Aufbau eines Schul-Tischtennis-Teams. Mit dabei in seiner Mannschaft: ein 11-jähriger Linkshänder, der nur so durch die Box wirbelt. Sein Name: Konstantin Chepkasov
Tischtennis als Erbe
Konstantin wie …? Konstantin Chepkasov heißt doch der Trainer am Landesstützpunkt in Freiburg? Und tatsächlich: Wie der Vater, so der Sohn! Der Stepke, der gerade noch in der Box wirbelte, erklärt mir, dass sein Papa auch was mit Tischtennis zu tun hat. Alles klar. Tischtennis kann also im Haushalt vererbt werden, lerne ich.
Vererbt werden kann die Leidenschaft für Tischtennis auch an einem Ort. Crailsheim ist so einer. Dort wird offenbar nicht nur guter Vereinssport betrieben, sondern auch der Schulsport an die nächste Generation weitergegeben. Am örtlichen Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) hat der Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ große Tradition. Schon mehrfach haben Teams der Schule das Bundesfinale in Berlin erreicht und dort auch schon gewonnen. Melanie Humboldt und Andreas Keinert, die betreuenden Lehrer vor Ort in Friedrichshafen, wissen um den Stellenwert des Schul-Wettbewerbs: „Wir können hier außerhalb des Unterrichts die Werte des Mannschaftssports vermitteln: Einsatz für eine Gruppe, Fairness, Teamgeist und Zusammenhalt.“ Humboldt, selbst als Vereinsspielerin in der Verbandsliga für den VfR Altenmünster II aktiv, ergänzt: „In den Schul-Mannschaften gibt es die tolle Besonderheit, dass wir Vereinsspieler aus verschiedenen Klubs zu einer gemeinsamen Mannschaft formen.“ Und tatsächlich ist die Stimmung bei den beiden ASG-Teams (Mädchen und Jungen) trotz der Finalniederlagen – und bei den Mädchen mit 4:5 nur hauchdünn gegen das FSJ Marbach verpassten Fahrtkarte nach Berlin – ausgezeichnet. Hier haben die beiden Lehrkräfte ganz offensichtlich nicht nur am Tischtennis-Tisch gute Arbeit geleistet.
Baden-Württemberg – ein zweigeteiltes Land
Der Name unseres Bundeslandes sagt es ja bereits: Es besteht aus verschiedenen Teilen. Zunächst waren es drei, als 1952 die Nachkriegsländer Württemberg-Baden, (Süd-)Baden und Württemberg-Hohenzollern zum heutigen Baden-Württemberg geschlossen wurden. Im Tischtennis tun wir uns schwerer. Bekanntlich gelang erst 2020 die Fusion zwischen Württemberg-Hohenzollern und Südbaden zu Tischtennis Baden-Württemberg. Baden ist nach wie vor eigenständig. Fast noch komplizierter wird es für den Außenstehenden bei der Struktur der Schul-Regierungsbezirke (RB): Beim Landesfinale sind die Sieger der RB Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart und Tübingen am Start. Da fällt es nicht immer leicht, die Orientierung zu behalten. Marco Napoletano bringt es auf den Punkt: „Ich bin Grenzgänger – beruflich arbeite ich als Lehrer in Überlingen, also im Regierungsbezirk Tübingen, selbst Tischtennis spiele ich beim TTC Singen, also in Südbaden, jetzt in Tischtennis Baden-Württemberg.“ Alles verstanden? Tischtennis im Ländle sorgt auf alle Fälle dafür, dass sich viele Menschen auf diese Weise mit Geografie beschäftigen …
Bundesfinale in Berlin
„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ Was bei Fußball-DFB-Pokalspielen gängiger Schlachtruf der Fans auf der Tribüne ist, das gilt auch beim Tischtennis-Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“. Nach den Finalspielen war bei den Siegerteams unisono die Freude und der Stolz über den Gewinn des Tickets in die Bundeshauptstadt zu hören. „Dort dabei zu sein ist wichtiger als die Platzierung“, war Tenor der Stimmen. Mit diesem Motto können die Nachwuchstalente des
Gymnasium Gerabronn (Mädchen Wettkampf II)
Ludwig-Uhland-Gymnasium Kirchheim/Teck (Jungen Wettkampf II)
Friedrich-Schiller-Gymnasiums Marbach (Mädchen Wettkampf III)
Wagenburg-Gymnasiums Stuttgart (Jungen Wettkampf III)
die über 500 km lange Reise am 1. Mai 2023 antreten.
Die Tischtennis-Cracks der Grundschulen spielen am 22./23. Mai 2023 in der Sportschule Albstadt-Tailfingen. Dort treffen die Sieger der Regierungsbezirke aufeinander und spielen ihren Landessieger aus. In diesen Wettkampfklassen ist nicht Berlin, sondern die Alb das finale Ziel. Ein Bericht dazu folgt!
gez. Thomas Walter, Geschäftsführer Sportentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit
Fotos: Thomas Walter
Fotos (folgen noch): Daniel Ruppert, Grafenau
Ergebnisse Landesfinale „Jugend trainiert für Olympia“:
Wettkampf: |
|
Mädchen: |
|
Jungen: |
WK I: |
1.
2. |
Walter-Hohmann-Schulverb. Hardheim Karl-von-Frisch Gymnasium Dußlingen
|
1.
2.
3.
4. |
Adolf-Schmitthenner-Gymnasium Neckarbischofsheim Albert-Schweitzer-Gymnasium Crailsheim Gymnasium am Bildungszentrum Markdorf Marta-Schanzenbach-Gymnasium Gengenbach |
WK II/L: |
1. |
Ludwig-Uhland-Schule Heimsheim
|
1. 2. |
Realschule Kisslegg Eschachschule Dunningen |
WK III/L: |
1. |
Schulzentrum Rudersberg
|
1.
2. |
Reinhold Nägele Realschule Weinstadt Maximilian-Kolbe-Schule Rottweil |
WK IV: |
1.
2.
3.
4. |
Martin-Gerbert-Gymnasium Horb am Neckar Friedrich-Schiller-Gymnasium Marbach Otto-Hahn-Gymnasium Furtwangen Gymnasium Überlingen |
1. 2.
3.
4. |
Max-Born-Gymnasium, Backnang Albert-Einstein-Gymnasium Reutlingen Lise-Meitner-Gymnasium Königsbach Otto-Hahn-Gymnasium Furtwangen |
WK II/B: |
1. 2. |
Gymnasium Gerabronn Anna-Essinger-Gymnasium Ulm |
1.
2.
3.
4. |
Ludwig-Uhland-Gymnasium Kirchheim Thomas-Mann-Gymnasium Stutensee Bildungszentrum St. Konrad Ravensburg Droste-Hülshoff-Gymnasium Rottweil |
WK III/B: |
1.
2.
3. |
Friedrich-Schiller-Gymnasium Marbach Albert-Schweitzer-Gymnasium Crailsheim Anna-Essinger-Gymnasium Ulm
|
1.
2.
3. 4. |
Wagenburg-Gymnasium Stuttgart Johann-Vanotti-Gymnasium Ehingen Burghardt-Gymnasium Buchen Kepler-Gymnasium Freiburg |