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Jubiläum mit leichter Verspätung

Helmut Deuring vor 1000. Punktspieleinsatz

Ein ganz besonderes Jubiläum mit leichter Verspätung

Helmut Deuring ist das Paradebeispiel für eine treue Vereinsseele. Seit inzwischen 51 Jahren spielt der 78-jährige für „seinen“ SKV Unterensingen und wenn das leidige Corona-Virus im Frühjahr nicht dazwischengefunkt hätte, hätte er sein Jubiläumsspiel im Verein bereits hinter sich gebracht. So aber ist es erst zu Beginn der kommenden Saison soweit, dann bestreitet der unermüdliche Tischtennisspieler aus dem Bezirk Esslingen sein 1000. Punktspiel im SKV-Trikot.

„Ich weiß, ich sehe im Normalfall eher etwas jünger aus“, meint Helmut Deuring, als wir ihn auf ein Foto ansprachen, das der Verein zuletzt im Training von ihm anfertigte. Zweifelsohne, der Tischtennissport hat den rüstigen 78-jährigen offenbar jung gehalten. Und der Unterensinger möchte diese Sportart auch niemals missen. „Wenn’s geht, spiele ich immer“, sagt Helmut Deuring, „und jetzt nach der Corona-Pause bin ich wieder richtig heiß darauf, Punktspiele zu machen.“ Es musste in den zurückliegenden Jahren schon triftige Gründe geben, damit Helmut Deuring seinem Team aus dem Neckartal einmal nicht zur Verfügung stand. „Ich habe schon immer meinen Urlaub erst nach der Saison geplant. Abgesehen von einem Fußbruch, den ich mir einmal beim Fußballspielen gegen die SKV-Jedermänner zuzog, war ich eigentlich immer bereit für’s Tischtennisspielen“, blickt Deuring zurück. Und erinnert sich auch noch an seine erste Frage an den Chefarzt, der in der Cannstatter Sportklinik die Operation am Fuß vorgenommen hatte: „Kann ich wieder Tischtennis spielen? Das war damals meine größte Sorge.“      

Wann er sein erstes Punktspiel für den SKV Unterensingen gemacht hat, weiß Helmut Deuring gar nicht mehr so genau. Für die Statistiken im Verein war bislang sein Weggefährte und Teamkamerad Josef Biebl zuständig, inzwischen kümmert sich Gerhard Hümpfner um das Zahlenwerk. „Es wird wohl vor etwa fünfzig Jahren gewesen sein“, sagt er, kurz, nachdem er in den Verein eingetreten war. Über seinen Arbeitgeber, einen lokal ansässigen Heizungsbauer, der für die Freizeit einen Tischtennistisch für die Mitarbeiter zur Verfügung stellte, kam Deuring in den Kontakt mit der Unterensinger Tischtennisabteilung. „Wir machten mal von unserer Firma ein Freundschaftsspiel gegen die Abteilung. Die Sportkameraden waren mir auf Anhieb sehr sympathisch, so dass ich mich für den Vereinseintritt entschied. Ich hab dann in der zweiten Mannschaft angefangen.“ Neben seiner durchaus kräftezehrenden beruflichen Tätigkeit als Heizungsmonteur fand Helmut Deuring hierbei – neben dem Laufen – einen passenden Ausgleich. „Das Laufen war meine zweite Leidenschaft“, schildert er, „ich nahm an vielen Volksläufen teil. Es war außerdem keine Seltenheit, wenn ich vor dem Tischtennistraining meine sieben oder acht Kilometer abspulte.“  

Im Tischtennissport machte Helmut Deuring vereinsintern seinen Weg, arbeitete sich in die erste Mannschaft hoch. „Der Aufstieg in die Kreisliga war wohl mein größter Erfolg mit dem Team.“ So erinnert er sich noch gut an das Relegationsspiel vor vierzehn Jahren, als er im zarten Alter von 64 mit seinen Mannen auf die Bissinger traf. „Ich musste gegen einen 22-jährigen ran und obwohl ich einen der Sätze mit 0:11 verlor, konnte ich ihn nach fünf Sätzen in die Knie zwingen und so meinen Beitrag zum 9:5-Gesamterfolg und zum Kreisliga-Aufstieg leisten“, blickt Deuring auf ein persönliches Highlight seiner Karriere zurück. Im Jahre 1985 wurde ihm, zusammen mit seinen Mitstreitern, vom damaligen Bürgermeister die Ehrung zur „Mannschaft des Jahres“ zuteil. „Ein paar Mal habe ich auch bei Bezirksmeisterschaften mitgemacht und bei den Vereinstitelkämpfen im SKV bin ich sowieso immer dabei und landete oft auch auf den vorderen Plätzen“, sagt Helmut Deuring, der im Gespräch hervorhebt, dass er all die Jahre den Rückhalt von seiner inzwischen verstorbenen Gattin hatte. „Ich habe meiner Frau da auch sehr viel zu verdanken, sie unterstütze mich immer bei meinen sportlichen Aktivitäten.“ Zudem macht er keinen

Hehl daraus, dass ihm neben den sportlichen Meriten vor allem ein intaktes Vereinsleben am Herzen lag – und immer noch liegt. „Die Kameradschaft in Unterensingen war schon immer sehr gut, so dass für mich ein Vereinswechsel nie in Frage kam. Schade nur, dass zuletzt auch einige Spieler altersbedingt aufhören mussten und wir in der nächsten Saison nur noch mit zwei statt bisher drei Mannschaften an den Start gehen werden.“

Der nach eigenen Angaben durchaus „positiv tischtennisverrückte“ Helmut Deuring denkt derweil noch lange nicht ans Aufhören. Ganz im Gegenteil. „Helmut gehört zu unseren trainingseifrigsten Spielern“, sagt Abteilungsleiter Alexander Schlauersbach. „Tischtennis ist wichtig für mich. Wenn mal Sommerpause ist und die Halle nicht zur Verfügung steht, dann fehlt mir wirklich was. Normalerweise trainiere ich zwei Mal pro Woche und manchmal kommt dann unter der Woche auch noch ein Punktspiel dazu“, sagt das SKV-Urgestein, das sich – bezogen auf seine Spielweise - als Allrounder bezeichnet. „Ich spiele eine Mischung aus Angriff und Abwehr.“

Gesund bleiben und weiterhin möglichst beschwerdefrei Tischtennisspielen, das ist das Ziel der Unterensinger Tischtennisinstitution, die nun also vor der Jubiläumspartie – dem 1000. Spiel im Trikot des SKV - steht. Am 10. Oktober im Heimspiel gegen Neuffen III dürfte neben dem Kampf um Kreisliga-Punkte auch die Person Helmut Deuring im Mittelpunkt stehen. Ein besonderer Moment, den sich der Tischtennis-Routinier aus Unterensingen mehr als verdient hat.


Bericht:
Thomas Holzapfel

Fotos: privat

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