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Jahr des Engagements 2022/23 - Podiumsdiskussion beim Vereins-Service-Tag

Interview mit Dr. Peter Unmüßig, Vorsitzender der Kontakt Stiftung

Dr. Peter Unmüßig, Vorsitzender der Kontakt Stiftung

Rückblick auf den Vereins-Service-Tag am 25. Juni 2022: Neben den Seminaren war eine Podiumsdiskussion in der Kaffeepause wichtiger Programmpunkt. Mit dabei: Dr. Peter Unmüßig, der Tischtennis Baden-Württemberg mit seiner Stiftung beim "Jahr des Engagements" unterstützt. Im Anschluss  zu dieser mit dem Thema "Gemeinsinn im Sport" konnten wir uns mit ihn im Interview unterhalten ...

Homepage Kontakt Stiftung

1. Herr Dr. Unmüßig, Sie engagieren sich als Vorsitzender der Kontaktstiftung. Welches ist Ihre ganz persönliche Motivation für die Arbeit und welche Ziele verfolgen Sie?

Zunächst ist es schlicht meine Aufgabe, als Vorstand der Kontakt Stiftung die in der Satzung festgelegten Ziele bestmöglich zu verfolgen. Als gemeinnützige Stiftung fördern wir Wissenschaft und Forschung, den Bildungsbereich, das Ehrenamt, ehrenamtliche Verbandsstrukturen und deren kommunikative Vernetzung.

Für mich persönlich ist es immer wieder neu motivierend zu sehen, wie Projekte, welche von der Kontakt Stiftung gefördert werden, in Zusammenarbeit mit sehr engagierten Kooperations- und Projektpartnern zu ganz tollen Ergebnissen führen. Ziel hierbei ist es immer die wissenschaftliche Forschung mit praktischer Wirkung und Sichtbarkeit zu verbinden. Gute Beispiele, können von anderen gesehen und übernommen werden. Hierdurch kann auch eine Nachhaltigkeit erzielt werden, was wichtig ist.


2.  TTBW hat das „Jahr des Engagements 2022/23“ an den Start gebracht. Bei der Auftaktkonferenz vor gut zwei Wochen sagten Sie: "Tischtennis Baden-Württemberg tut hier etwas für seine Vereine!" Was haben die Vereine davon?

Zunächst ist aus meiner Sicht festzuhalten, dass die Initiative des TTBW in Bezug auf das „Jahr des Engagements 2022/23“ selbstverständlich auch dazu dient, den Kontakt und die Kommunikation mit den Verbandsvereinen zu intensivieren. Hierdurch erfahren die Vereine wieder mehr von den Leistungsmöglichkeiten ihres Verbandes und der Verband erhält Kenntnis darüber, was den Vereinen wichtig ist und wo sie gegebenenfalls Anregungen und Unterstützung gebrauchen können.

Das "Jahr des Engagements 2022/23" soll natürlich auch dazu dienen, auf die hohe Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements aufmerksam zu machen, Ehrenamtlichen verdiente Wertschätzung zu schenken und gemeinsam mit den Vereinen darüber nachzudenken, wie Ehrenamtliche gewonnen beziehungsweise weiterhin in ihrem Amt begeistert werden können.

Hierbei ist in Bezug auf das Projekt der Kontakt Stiftung, „Gemeinsinn im Sport“, der Aspekt der Sinnhaftigkeit besonders wichtig. Weshalb soll sich jemand ehrenamtlich engagieren oder ein Ehrenamt weiter fortführen? Das kann nur erreicht werden, wenn die Übernahme und das Engagement im Ehrenamt sinnhaft sind. Deshalb ist es wichtig, herauszustellen und zu vermitteln, dass ein ehrenamtliches Engagement auch für den Ehrenamtlichen selbst einen großen persönlichen Sinn entfalten kann. 

Gerade beim Bemühen, die Rahmenbedingungen für die sinnhafte Ausführung ehrenamtlichen Engagements zu schaffen, entsprechendes Wissen zu vermitteln, Erfahrungen innerhalb der Vereine zu sammeln und als Verband gleichsam als „Wissenspool“ kompetenter Ansprechpartner zu sein, ist dies aus meiner Sicht eine wichtige Aufgabe eines Sportfachverbandes. 

Indem der TTBW, wie bei der Auftaktkonferenz deutlich wurde, mit einem guten Plan und vielen über das Jahr verteilten Aktionen und Workshops zum Thema Engagement und Ehrenamt den Vereinen die Möglichkeit gibt, sich in diesem Bereich Wissen anzueignen und fördernde Impulse zu erhalten, ist der Verband hier Dienstleister für seine Vereine. Wichtig ist es dann, die Erkenntnisse zu sammeln, auszuwerten, um die Förderung von Engagement und Ehrenamt dauerhaft und nachhaltig immer wieder verbessert um diese Erfahrungen fortzuführen.

 

3. Die Kontaktstiftung und TTBW haben eine gemeinsame Vision: Das Ehrenamt im Sport wertzuschätzen und es zu fördern. Können Sie uns ganz konkrete Beispiele aus anderen Sportarten nennen, die verdeutlichen, auf welche Weise Menschen fürs Ehrenamt begeistert werden können?

Gerne kann ich hier direkt ein Beispiel aus dem Bereich Schwimmen anführen. Gerade bin ich aus Berlin von den Deutschen Meisterschaften im Schwimmen angereist. Hier haben wir dieses Jahr ein weiteres Praxis Projekt „Gemeinsam im Sport“ umgesetzt. Dieses Jahr haben wir insbesondere einen Schwerpunkt auf das Thema „Teilhabe“ gelegt. Erlernen von sportlichen Kompetenzen ermöglichen Teilhabe in vieler Hinsicht. Teilhabe im privaten Bereich, im beruflichen und selbstverständlich auch im Freizeitbereich. Wer nicht schwimmen kann, kann beim Kindergeburtstag im Schwimmbad nicht mitmachen, wer kein Tischtennis spielen kann, hat ebenfalls Probleme beim „Rondo““ spielen oder kann eben auch nicht mitmachen. Somit ist die sportliche Kompetenz oftmals schlicht die Eintrittskarte für eine Teilhabe.

Es gibt jedoch auch immer wieder Gründe, weshalb es jemandem schwerer fallen kann, eine Sportart zu erlernen oder den Zugang zu bekommen. Dies können Gründe sein, die in körperlichen, sozialen oder anderen Gründen liegen. Diese Hürden zu reduzieren, ist eine wichtige Aufgabe innerhalb der Verbände und Vereine. 

Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin wurde auf das Thema des inklusiven Sports besonders aufmerksam gemacht. Hier konnte ich mich davon überzeugen, dass in Bezug auf die Kontaktfindung Hürden nicht nur reduziert, sondern auch beseitigt werden konnten. Das war eine ganz tolle persönliche Erfahrung. Beispiele dieser Art sind auf jede Sportart übertragbar.

Im Jahr 2021 wurden sämtliche ehrenamtlichen Helfer durch einheitliche Kleidung und besondere Aktionen besser sichtbar gemacht. Hierdurch wurde deutlich, wie viele ehrenamtliche Helfer und wie viele engagierte Menschen es braucht, um eine Großveranstaltung im Sport realisieren zu können. Hierbei ist es eben wichtig, dass jeder Ehrenamtliche selbst einen Sinn in seiner Tätigkeit entdeckt, den Wert seiner eigenen Tätigkeit für sich und andere erkennt und dies auch vom Verein und /oder Verband entsprechend wertgeschätzt wird. Im Ehrenamt kann sowohl Respekt, Toleranz, Aufmerksamkeit und Achtung geschenkt, aber eben auch erfahren werden. Im besten Fall ist es eben ein Austauschverhältnis zwischen geben und nehmen.

Beispiel dieser Art können jederzeit in andere Sportarten von Vereinen oder Verbänden übernommen werden.

 

4. Wir hatten heute mit Daniel Mack (SSV Geisselhardt) einen Ehrenamtlichen bei unserer Podiumsdiskussion dabei. Vier junge Trainerinnen hat er motiviert, heute ebenfalls am Vereins-Service-Tag teilzunehmen. Was bringen solche ehrenamtlich Engagierten aus Ihrer Sicht an Fähigkeiten mit, die zum Beispiel auch im beruflichen Leben wichtige Qualitäten sind?

Dieses tolle Beispiel zeigt, dass die Trainerinnen sich für eine tolle Sache haben motivieren lassen. Und nicht nur dies! Darüber hinaus sind Sie auch bereit, trotz des damit verbundenen eigenen Aufwandes, sich für eine sinnvolle Sache zu engagieren und diese eigene Motivation nun im Rahmen ihrer eigenen Trainerfunktion weiterzugeben. In ihrer Trainerfunktion geben Sie nun den Sportlern im Verein die Möglichkeit, sportliche Grundfähigkeiten zu erlernen und bestenfalls natürlich auch viele Aspekte aus dem Themenbereich des Gemeinsinns im Sport vermittelt zu bekommen.

Diese Qualitäten und Fähigkeiten, Wissen zu erlernen, einerseits und dieses dann auch kompetent weiterzugeben, sind selbstverständlich Fähigkeiten, welche auch im beruflichen Leben wichtig sind.  Die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen, ist selbstverständlich auch im beruflichen Leben bedeutsam. Ein guter Trainer ist sicherlich immer bestrebt, die Sportler und die Mannschaft mit viel Kompetenz und Achtsamkeit zu führen und zu einem guten Ergebnis für alle anzuleiten. Solche Trainerqualitäten lassen sich natürlich zwanglos auch im beruflichen Leben als wichtige Fähigkeiten einer Führungspersönlichkeit bezeichnen.

Da wir heute auch die vier jungen Trainerinnen kurz kennen lernen konnten, hatten wir ja auch das Glück, direkt zu sehen, wie die Begeisterung, welche Daniel Mack für den Tischtennissport, seinen Verein, die Zukunft des Vereines und somit auch des Trainer-Nachwuchses mitbringt, sich quasi eins zu eins auf die jungen Trainerinnen übertragen hat.

Im beruflichen Bereich würde man sich freuen, dass solche Qualitäten im Bereich der Aus- und Fortbildung den Fortbestand der Firma sichern. Umso bemerkenswerter ist ein solcher Erfolg, im sportlichen Bereich, welcher von Ehrenamtlichkeit und Engagement geprägt ist. Das ist ein ganz tolles Ergebnis, zu dem man allen Beteiligten einfach nur gratulieren kann!

 

Es hat mich auch sehr gefreut, heute vor Ort so viel Engagement und Begeisterung erlebt zu haben. Ganz herzlichen Dank an den TTBW für die tolle Aufnahme hier im SpOrt in Stuttgart!

 

Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Dr. Unmüßig!

 

Das Interview führte Thomas Walter, Geschäftsführer Tischtennis Baden-Württemberg.

Podiumsdiskussion zum Thema "Gemeinsinn im Sport" mit (von links) Dr. Peter Unmüßig, Thomas Walter und Daniel Mack (SSV Geisselhardt)
Alle Helfer beim Vereins-Service-Tag waren mit T-Shirts der Kontakt Stiftung ausgestatttet.
Dr. Peter Unmüßig, der aus dem Schwimmsport kommt, zeigte auch am Tisch bei der Trainingsstunde mit Thomas Walter Engagement und Lernfähigkeit.
Bei der Fragerunde wandte sich Florian Timmermann (Ulm) an Dr. Peter Unmüßig.

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