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Hintergrundberichte   Pressemitteilung  

Interview mit dem neuen TTBW-Präsidenten Frank Tartsch

Nach der Wahl beim Landesverbandstag

Beim Landesverbandstag in Villingen-Schwenningen, dem Zweiten seit der Fusion der beiden Tischtennis-Verbände Württemberg-Hohenzollern (TTVWH) und Südbaden (SBTTV), wurde der 72-jährige Frank Tartsch zum neuen Präsidenten gewählt. Der Aidlinger, zuletzt als Vizepräsident für die Finanzen zuständig und zuvor bereits zwei Jahrzehnte lang als Präsident beim TTVWH ehrenamtlich im Einsatz, setzte sich in einer Kampfabstimmung mit 103 zu 89 Stimmen gegen den bisherigen Amtsinhaber Rainer Franke aus Leonberg durch. Wenige Tage nach dem Verbandstag stand Frank Tartsch unserer Redaktion Rede und Antwort.

Redaktion: Ein kurzer Blick zurück: Im Jahr 2013 haben Sie ihr Amt nach 20-jähriger Präsidentschaft an Rainer Franke abgegeben. Hätten Sie zu dieser Zeit oder auch in den darauffolgenden zehn Jahren gedacht, dass Sie – unter welchen Umständen auch immer – noch einmal für das Präsidenten-Amt kandidieren würden?

Frank Tartsch: Nein, das war für mich eigentlich nicht vorstellbar. Auch als Ehrenpräsident habe ich mich erst nicht mehr am operativen Geschäft beteiligt, ich war lediglich mal als Mediator bei einer Sitzung eingeladen. Eher zufällig kam der Wiedereinstieg, da ich vertretungsweise für einen erkrankten Amtsinhaber das Amt des Vizepräsidenten Finanzen übernahm. Und später das Amt permanent ausübte. Das war zur Zeit der Hochphase der Fusionsversuche der drei Baden-Württembergischen Tischtennisverbände, in die ich mich auch mit viel Aufwand eingebracht habe.

Redaktion: Wann reifte der Entschluss, noch einmal zu kandidieren? Wer stärkte Sie in Ihrem Vorhaben?

Frank Tartsch: Das war im letzten Quartal 2022. Mit meinem langjährigen Partner und Freund Horst Haferkamp unterhielt ich mich lang über die aktuelle Situation in TTBW und meine Überlegungen, noch einmal einzusteigen. Seine Reaktion: Für den Verband wäre das gut, aber willst du dir das wirklich antun?


Redaktion: Welche Aktionen haben Sie im Vorfeld des Landesverbandstags unternommen, um die Chancen auf einen Wahlerfolg zu erhöhen?

Frank Tartsch: Ich habe Bezirkstage besucht, mit den Bezirksvorsitzenden telefoniert und in einer Videokonferenz das Team und unsere Schwerpunkte der anstehenden Wahlperiode vorgestellt. Ein wenig Wahlkampf war natürlich schon notwendig.


Redaktion: Wie gelang es in der Kürze der Zeit, quasi ein komplett neues Präsidiumsteam aufzubauen?

Frank Tartsch: Das war in der Tat meine größte Herausforderung, ich habe auch Absagen erhalten. Auch in diesem Bereich war festzustellen, dass ehrenamtliche Tätigkeiten bei den Sportlern nicht mehr ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Etwas erschwerend kam hinzu, dass nach meiner Auszeit mein Netzwerk in Tischtenniskreisen bei den 30- bis 50-jährigen nicht mehr so exzellent war. Letztendlich gelang es mir doch, für eine Mischung aus Jung und Alt im Präsidium zu sorgen. Die Erfahrung auf der einen Seite und der frische Wind auf der anderen sehe ich als Stärke des Teams. Ein „business as usual“ sollte es nicht geben, vielmehr birgt die Zusammensetzung, auch mit den hauptamtlichen Kräften auf der Geschäftsstelle, viele neue Ideen.

Redaktion: Konnten Sie in der ersten Woche nach der erfolgreichen Wahl bereits Dinge anstoßen?

Frank Tartsch: Ja. Am Montagmorgen nach dem Verbandstag bin ich um kurz vor sechs Uhr aufgewacht und habe gleich alles, was in meinem Kopf schwebt, in E-Mails verschickt. Ich wollte nicht, dass etwas herunterfällt. Das waren dann im Laufe des Tages 55 Mails.

Redaktion: Wie fielen die Reaktionen aus?

Frank Tartsch: Von Seiten der Geschäftsstelle kam das Feedback, ich würde das Hauptamt überfordern. Horst Haferkamp fragte mich, ob ich das Ganze jetzt hauptberuflich machen würde.

Redaktion: Am Ende des Verbandstags sind Sie detailliert auf die kommenden Schwerpunkte Ihrer Arbeit eingegangen. Gibt es da eine Priorisierung?

Frank Tartsch: Unsere oberste Priorität liegt in der Mitgliedergewinnung, da müssen wir viele Ressourcen einbinden. Geld, aber auch Zeit und viel Manpower. Wir müssen es schaffen, auf unseren Lieblingssport aufmerksam zu machen und Mädchen und Jungen zu uns in die Vereine zu bekommen. Das notwendige Werkzeug dazu haben wir, zum Beispiel die Mini-Meisterschaften oder unsere On-Tour-Veranstaltungen. Wir müssen es nur schaffen, unsere Vereine zu motivieren, diese Werkzeuge zu nutzen. Wenn uns das nicht gelingt, brauchen wir uns mittel- und langfristig zu manch anderen Themen keine Gedanken mehr zu machen.

Redaktion: Bis wann dürfte die Bezirksreform ein Thema werden?

Frank Tartsch: Unlängst hat die kompetente Arbeitsgruppe, die ausschließlich mit Mitarbeitern der Bezirke besetzt ist, erste Lösungen präsentiert. Es ist wichtig, dass die Reform von innen kommt, die Bezirke und ihre Vereine müssen die Veränderungen akzeptieren, sonst fallen wir auf die Nase. Ich bin zuversichtlich, dass es hier zu einer finalen Lösung kommt.

Redaktion: Ist damit zu rechnen, dass sich der Verband beim Thema „Umstellung von Herren-Sechserteams auf Viererteams“ der Vorgehensweise anderer Verbände anschließt und auch demnächst diese Umstellung vornimmt?  

Frank Tartsch: Ich persönlich bin ein Freund der Sechser-Mannschaft, bin allerdings überzeugt davon, dass früher oder später die Vierer-Mannschaft, wie sie jetzt schon in den Bundesspielklassen und zum Teil in den Bezirken existiert, flächendeckend Realität wird. Das Ressort Erwachsenensport hat bereits eine Umfrage vorbereitet, mit der die Meinung der Basis eingeholt werden soll.

Redaktion: Im Bezirk Böblingen ging nun ein Antrag durch, der die Sollstärke in den Ligen auf Bezirksebene von 10 auf 9 reduziert. Ist das etwas, das auch im Verband angedacht ist?

Frank Tartsch: Auch hier wollen wir flexibel reagieren. Bei meinen Bezirkstagsbesuchen gab es dazu unterschiedliche Meinungen. Aktuell gibt es für die Verbandsspielklassen hierzu noch keine Überlegungen.

Redaktion: Und dann wäre da noch das ausstehende Thema eines kompletten baden-württembergischen Verbandes.

Frank Tartsch: Ein gemeinsamer Verband würde vieles vereinfachen. So könnte das ARGE-Konstrukt aufgelöst werden, was organisatorische und finanzielle Vorteile mit sich bringen würde. Es ist natürlich weiterhin unser Wunsch, diese Lösung anzustreben.

Redaktion: Was erhoffen Sie sich von den bisherigen Präsidiumsmitgliedern, die seit dem Verbandstag nicht mehr im Amt sind?

Frank Tartsch: Ich wünsche mir, dass wir alle gemeinsam versuchen, unseren Tischtennissport voranzubringen. Dazu bedarf es der Unterstützung aller, die sich engagieren möchten. Von dem einen oder anderen habe ich durchaus schon positive Rückmeldungen erhalten.

Redaktion: Sie erwähnten bei der Wahl, dass sich die Bezirke und Vereine keine weiteren vier oder sechs Jahre auf den neuen Präsidenten einstellen brauchen.

Frank Tartsch: Genau. Die Ämter des Präsidenten und des Stellvertreters sollen nach dieser Wahlperiode in jüngere Hände übergeben werden. Es wäre toll, wenn wir eine geeignete Person finden würden, die den Verein als Teamplayer führen und repräsentieren kann. Gerne darf es natürlich auch mal eine Frau an der Spitze unseres Landesverbandes sein.

Frank Tartsch am Sonntag bei der Begrüßung zum Vereins-Service-Tag

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