In unserer Interview-Reihe zum Thema „Fusionsbemühungen Tischtennis Baden-Württemberg“ stellen wir heute 7 Fragen an Wolfgang Eitel, Geschäftsführer des Badischen Sportbundes Nord. Wolfgang Eitel war bis vor einigen Jahren als Geschäftsführer des Württ. Landessportbunds (WLSB) im SpOrt Stuttgart tätig und hat deshalb einen Überblick über die gesamte Sportlandschaft Baden-Württembergs. Thomas Walter, Geschäftsführer des TTVWH, hat sich mit Wolfgang Eitel unterhalten. Er kennt ihn seit der gemeinsamen Zeit im Sport Stuttgart und aus zahlreichen WLSB-Sitzungen, insbesondere bei der Zusammenarbeit zum Thema „Ganztagesschule“.
1. Herr Eitel, Sie sind seit einigen Jahren als Geschäftsführer des Badischen Sportbundes Nord tätig. Hat sich Ihr Blick auf die Sportlandschaft seit Ihrer Arbeitstätigkeit beim Württ. Landessportbund im SpOrt Stuttgart geändert?
Mein Blick hat sich erweitert und dabei habe ich gelernt, dass jeder Sportbund seine eigene Geschichte hat und im Laufe von Jahrzehnten sich Gewohnheiten und Normen entwickelt haben, mit denen jeder Sportbund gut lebt. Im Kern eines jeden Sportbundes stehen aber natürlich seine Mitgliedsorganisationen und hier sind die Unterschiede zwischen Nordbaden und Württemberg nicht sehr groß.
2. Sie haben von den Fusionsbemühungen der drei Tischtennis-Landesverbände Baden, Südbaden und Württemberg-Hohenzollern erfahren. Welchen spontanen Gedanken hatten Sie dabei?
Da ich seit Jahren verfolge, wie erfolgreich die drei Tischtennis-Landesverbände im Bereich des Leistungssports und der Bildung im Verein Tischtennis Baden-Württemberg e.V. agieren, hat mich dies nicht wirklich überrascht.
3. Kennen Sie vergleichbare Fusionsprozesse zwischen Sportverbänden? Welche Kennzeichen, Schwierigkeiten und positive Entwicklungen haben solche Prozesse aus Ihrer Sicht?
Ich erinnere mich an die Verschmelzung bei den Kanuten, den Boxern und den Golfern, war dabei aber nicht involviert. Wichtig ist, dass die beteiligten Verbände einen gemeinsamen Mehrwert durch die Verschmelzung für sich erkennen und die emotionalen Befindlichkeiten ernst genommen werden. Hinzu kommt, dass das Selbstverständnis der Verbände z.B. hinsichtlich der Arbeitsweise im Verband eine genügend große Schnittmenge aufweist.
4. Welche Vorteile sehen Sie in Bezug auf eine Fusion für die Vereine in den drei Landesverbänden?
Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Welche Vorteile eine Verschmelzung der drei Verbände für die Vereine vor Ort haben, dass müssen die Verbandsverantwortlichen benennen.
5. Sie kennen die Schwierigkeiten, ehrenamtliche Mitarbeiter für die Tätigkeit in den Sportverbänden und -vereinen zu gewinnen. Welche Vor- bzw. Nachteile sehen Sie in dieser Thematik, wenn es zu einer Fusion der drei Tischtennisverbände kommen sollte?
Eine Fusion alleine wird keinen einzigen Ehrenamtlichen für den Verein gewinnen. Wenn es aber einem fusionierten Verband gelingt, sich intensiver für die Belange der Ehrenamtlichen in den Vereinen einzusetzen, kann dies das ehrenamtliche Engagement sicherlich fördern und begünstigen.
6. Welche Auswirkungen sehen Sie darüber hinaus insgesamt für den Tischtennissport?
Da es ja in den Bereichen Bildung und Leistungssport bereits seit längerem eine gute Zusammenarbeit gibt, wird der entscheidende Vorteil wohl vor allem in der sportpolitischen Vertretung sowohl im LSV Baden-Württemberg aber wohl auch im Deutschen Tischtennisverband liegen.
7. Die Landessportbünde wirken ja weiterhin getrennt in Baden, Südbaden und Württemberg. Haben Sie in diesem Zusammenhang Ziele, Wünsche, Vorstellungen für die weitere Entwicklung der Zukunft?
Ich halte fest, dass die drei Sportbünde – in der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt und von der Presse weitgehend ignoriert – bereits in sehr vielen Bereichen sehr eng zusammenarbeiten. Das gilt für die Zuschussprogramme für unsere Vereine, für die Sportversicherung, unsere Zeitschrift Sport in BW und es gilt vor allem für unsere Verbandssoftware, die wir seit Jahren gemeinsam entwickeln (und damit Finanzen sparen) und die über eine Internetanbindung allen Fachverbänden, Sportkreisen und Vereinen zur Verfügung steht. Hier ist Baden-Württemberg Vorreiter im Bereich des DOSB. Darüber hinaus wage ich keinen Ausblick, wann es zu einem Landessportbund Baden-Württemberg kommen wird. Wenn, dann müssten gleichzeitig die drei Sportbünde und der LSV Baden-Württemberg sich auflösen. Wahrscheinlich hilft hier keine Verschmelzung oder Fusion, sondern es muss eine wirkliche Neugründung geben.
Autor: Thomas Walter
Fotos: privat