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Fusion  

Im Interview: RTTV-Präsident Markus Baisch

Über den Tellerrand geschaut: die Fusion der TT-Verbände Rheinland und Rheinhessen

Neben den drei Verbänden in Baden-Württemberg streben auch im Bundesland Rheinland-Pfalz zwei Verbände eine Fusion an. Der Tischtennis-Verband Rheinland (TTVR) und der Rheinhessische Tischtennis-Verband (RTTV) wollen zukünftig ihre Kräfte bündeln. Über die Motivation und Hintergründe sowie die Chancen ihres Zusammenschlusses sprach TTBW mit dem Präsidenten des rheinhessischen Verbandes, Markus Baisch (oben im Bild vierter von Links, zu Besuch bei seinen Mitstreitern im TTVR auf deren Verbandstag).

Herr Baisch, nicht nur die drei Verbände in Baden-Württemberg, sondern auch die Verbände Rheinhessen und Rheinland planen sich zusammenzuschließen. Was sind die Hintergründe für Ihre Entscheidung, diesen Weg zu gehen?

Die Anforderungen an die Vereine und Sportverbände nehmen stetig zu. Während früher nur der Sportbetrieb zu organisieren war, nehmen nun steuer- und sozialversicherungsrechtliche Themen, der Datenschutz, Anti-Doping, Inklusion, Integration, Schutz von Frauen und Kindern usw. immer größeren Raum ein. Gleichzeitig geht die Zahl der Personen, welche sich regelmäßig und mit einer gewissen Langfristigkeit ehrenamtlich engagieren wollen, zurück. Diese Problematik bekommen vor allem kleinere Einheiten zu spüren. Vor diesem Hintergrund ist es wirtschaftlich einfach nicht mehr darstellbar, sich in einem relativ kleinen Land wie Rheinland-Pfalz „den Luxus“ von Mehrfachstrukturen zu leisten. Leider konnten wir den Pfälzischen Tischtennisverband bislang nicht von der Richtigkeit unseres Weges überzeugen, so dass es auch nach 2020 noch Doppelstrukturen im rheinland-pfälzischen Tischtennis geben wird.

In welchen Bereichen erhoffen Sie sich insbesondere Synergieeffekte?

Synergieeffekte werden sich zunächst einmal im administrativen Bereich ergeben. Ein gemeinsamer Verband bedeutet u. a. eine gemeinsame Homepage, eine gemeinsame click-TT-Plattform, eine gemeinsame Buchhaltung – mit entsprechend niedrigeren Kosten für die einzelnen Vereine. Auch bei den Gremien und den Beauftragten für die diversen Aufgabenstellungen werden sich Synergien ergeben.

Frei werdende Ressourcen wollen wir vor allem nutzen, um die Bereiche Vereinsservice und -entwicklung sowie Mitgliederbindung und -gewinnung auszubauen. Das sind Themen, welche ehrenamtlich heute nicht mehr zu stemmen sind. Hier werden wir verstärkt auf bezahlte Kräfte bis hin zum Hauptamt setzen.

Auf dem RTTV-Verbandstag im Juni wurde ein Grundsatzbeschluss, die Gespräche mit dem Tischtennisverband Rheinland (TTVR) zu Ende zu bringen, mit überwältigender Mehrheit angenommen. Wie ist der aktuelle Stand der Fusion?

Wir spielen bereits gemeinsame Meisterschaften und Ranglisten einschließlich der Qualifikation zu Bundesveranstaltungen aus. Im Jugendbereich sind wir überregional bereits gemeinsam gestartet. Der Erwachsenen- und Seniorensport zieht nun nach.

Auch in der Aus- und Fortbildung arbeiten wir bereits zusammen, setzen gemeinsame Lehrgangsangebote um. Mit der Firma Joola haben wir überdies zwischenzeitlich auch einen gemeinsamen Ausrüstervertrag.

Wie nehmen die Vereine die geplanten Veränderungen auf? Welche Sorgen und Fragen haben sich bei den Vertreterinnen und Vertretern im Verlauf des Prozesses ergeben und wie haben Sie als Verbände und Funktionäre darauf reagiert?

Die Vereine nehmen die geplanten Veränderungen ganz überwiegend positiv auf, weil sie sehen, dass wir in ihrem Interesse über den Tellerrand schauen und nicht bloß den Status quo verwalten.

Selbstverständlich müssen gerade wir als kleinerer Partner darauf achten, dass die Interessen unserer Vereine bestmöglich gewahrt werden. Bei einzelnen Vereinsvertretern besteht darüber hinaus die Sorge, dass es für die Vereine teurer wird. Steigerungen bei den Beiträgen und Gebühren haben sich jedoch ganz unabhängig von der Fusion ergeben. Der RTTV hat jahrelang mit minimalen Mitteln gearbeitet und dabei allerdings auch einige Entwicklungen zu spät vollzogen. Dadurch besteht jetzt ganz einfach Nachholbedarf.

Ein Kritikpunkt war lange Zeit eine mangelnde Transparenz der Vorgänge. Das wir am Anfang nicht in dem Maße über den Kooperations- und Fusionsprozess informiert haben, wie wir es selber gerne getan hätten, ist einfach dem Umstand der fehlenden Kapazitäten geschuldet. An der Stelle haben wir zwischenzeitlich nachgesteuert.

Ein Blick in die Zukunft: Wie sehen die nächsten Schritte für die Fusion bei Ihnen aus?

Wir stimmen derzeit mit der DOSB-Führungsakademie letzte rechtliche Fragestellungen ab, an deren Antworten wir dann die weiteren Schritte ausrichten müssen.

Noch in diesem Jahr sollen der Satzungsentwurf sowie die Grundzüge einer gemeinsamen Beitrags- und Gebührenordnung erarbeitet werden. Der Fusionsvertrag muss bis Ende des 1. Quartals 2019 fertig sein, damit wir ihn ohne Veränderung an unserem Sitzungsturnus beschließen können - der RTTV hat noch eine jährliche Vollversammlung.

Herr Baisch, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die anstehenden Schritte.

Das Interview führte Dirk Lion

Foto: Rhein-Zeitung/Michael Matthäi

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