In TTBW wurden fünfzehn Spielgemeinschaften auf Bezirksebene gemeldet
Getreu dem Motto „Gemeinsam sind wir stärker“ in die neue Runde
Was die Möglichkeit von Spielgemeinschaften anbetrifft, hätten im vergangenen Jahr die Ausgangslagen bei den drei Verbänden Württemberg-Hohenzollern, Baden und Südbaden kaum unterschiedlicher sein können. Die Neufassung der Wettspielordnung vom Mai 2020 sorgte dann für ein einheitlicheres Erscheinungsbild: Zur neuen Saison 2020/2021 ist es im neuen baden-württembergischen Verband auf Bezirksebene möglich, Spielgemeinschaften einzuberufen. Gleich in fünfzehn Fällen wurde in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit (bis 1. Juli) davon Gebrauch gemacht, entsprechende Anträge wurden auf der TTBW-Geschäftsstelle eingereicht und auch genehmigt.
Chris Kratzenstein, Sportreferent in Tischtennis Baden-Württemberg und seit jeher ein Kenner der Regularien, erläutert den bisherigen Stand der Dinge: „Auf TTVWH-Ebene gab es bislang keine Spielgemeinschaften, in Südbaden war dies auf Bezirksebene im Jugendbereich bereits möglich und in Baden zudem auch im Erwachsenenbereich und auf Verbandsebene. So ging es mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die Verhandlungen.“ Der zuständige Arbeitskreis mit den Sportverantwortlichen der jeweiligen Verbände erarbeitete die neue Wettspielordnung und deren Ausführungsbestimmungen, die zukünftig diese Form des auf eine Saison begrenzten Vereinszusammenschlusses zulassen.
Gerade in eher ländlichen Gebieten kann in Vereinen ein Spielermangel vorherrschen, so dass mit einer Spielgemeinschaft der Wettkampfbetrieb aufrechterhalten werden kann. Doch die Beweggründe können unterschiedlicher Natur sein, wie eine stichprobenartige Umfrage bei den Vereinen ergab. „In Grüntal wurde hier sicherlich ein Paradebeispiel abgeliefert“, sagt Chris Kratzenstein, der sich auf die Tatsache bezieht, dass mit der Gründung einer Spielgemeinschaft eine zusätzliche Damenmannschaft für den Spielbetrieb gemeldet werden konnte. Dirk Sailer, zweiter Vorsitzender vom Schwarzwaldverein CVJM Grüntal, erläutert die Situation im weiblichen Bereich: „Zuerst einmal formierten wir zusammen mit dem TTC Loßburg-Rodt ein U 18-Mädchenteam für die Verbandsliga. Die Loßburger konnten keine Mädchenmannschaft mehr stellen, so wechselten die spielstarken Mädchen zu uns und unter dem Dach des CVJM Grüntal gehen wir nun wieder in der obersten Nachwuchsspielklasse an den Start. Das hatte mit einer Spielgemeinschaft allerdings noch nichts zu tun. Mir kam dann die Idee, perspektivisch auch mit einer Damen-Mannschaft ins Rennen zu gehen, da zwei Mädchen aus Loßburg bereits 17 Jahre alt sind.“ Die Idee konkretisierte sich und in Zusammenarbeit mit dem TTC Loßburg-Rodt wurden dann Nägel mit Köpfen gemacht. „Basierend auf der neuen Wettspielordnung beschlossen wir, eine Spielgemeinschaft in der Damen-Bezirksliga ins Leben zu rufen“, so Dirk Sailer weiter, „so können die jungen Spielerinnen noch mehr Wettkampfpraxis sammeln und die Damen können in ihren bisherigen Vereinen notfalls auch noch bei den Herren aushelfen.“ Als zusätzlichen Charme bezeichnet Dirk Sailer die Situation, dass unter diesen Umständen eine weitere Damenmannschaft im Bezirk Schwarzwald ins Leben gerufen wurde. „So verteilt sich nicht alles auf die bisherigen Schwerpunkte im weiblichen Tischtennissport“, sagt Sailer, der sich gemeinsam mit den Damen der TT Grüntal-Loßburg auf die neue Bezirksliga-Saison freut. „Alle Spielerinnen sind sehr motiviert im Training und wollen, wenn möglich, in der oberen Tabellenhälfte mitmischen.“
Bereits vor dem Corona-bedingten Saisonabbruch machte man sich beim badischen Klub TTC Muggensturm und der benachbarten TTG Bischweier Gedanken über die Zukunft im männlichen Nachwuchsbereich. „Wir hatten zuletzt ein recht spielstarkes Schülerteam, das in den vergangenen zwei Spielzeiten jeweils die Meisterschaft einfahren konnte“, erläutert Muggensturms Vorsitzender Hartmut Metz, „da den Bischweierern nur drei bis maximal vier Jugendliche in dieser Altersklasse zur Verfügung standen und dies dem dortigen Verantwortlichen Christian Thalacker zu riskant war, fragte er bei uns wegen einer Spielgemeinschaft nach.“ Ein Lösungsansatz, der bei allen Beteiligten schnell auf Zustimmung stieß. „Da wir auch mehrere jüngere Spieler haben, die wohl alleine kein Team bilden könnten, beschlossen wir, eine SG zu gründen. Wir hoffen nicht, dass nach der Corona-Phase ein paar Jugendliche aufhören, aber sollte dieser Fall eintreffen, hätten wir trotzdem noch genügend Personal für die Punktspielrunde.“ Nun darf man gespannt sein, wie sich die TT Muggensturm-Bischweier I in der Jungen 15-Bezirksliga und die zweite Mannschaft in der Bezirksklasse (Bezirk Rastatt/Baden-Baden) aus der Affäre ziehen werden.
Die nun zu Stande gekommene Nachwuchs-Spielgemeinschaft zwischen dem VfL Obereisesheim und dem TSV Untereisesheim hat eine besondere Vorgeschichte. Im August vergangenen Jahres wurde die Obereisesheimer Eberwinhalle durch einen Sturm so stark beschädigt, dass sie die komplette Saison nicht mehr zur Verfügung stand. Für den Trainingsbetrieb fand man Unterschlupf beim benachbarten TSV Untereisesheim, mit dem man fortan gemeinsam die Übungsstunden absolvierte. „Das gemeinsame Training brachte dann doch einige Synergien mit sich“, sagt VfL-Jugendleiter Boris Winter, „die Jugendspieler hatten einen besseren Leistungsvergleich und ein Training mit weiteren, gleichwertigen Spielern machte ihnen auch deutlich mehr Spaß.“ Auch für die Übungsleiter waren die Vorteile nicht von der Hand zu weisen. So waren immer mindestens zwei Übungsleiter anwesend, was die allgemeine Personalsituation deutlich entspannte. „Man kam dann nie in die Situation, dass man allein das Training leiten musste und bei eventueller Verhinderung musste man auch nicht nach Ersatz suchen“, so Boris Winter weiter. Nach den positiven Erfahrungen war man in Ober- und Untereisesheim einer Meinung, dass man die Kooperation – auch bei Wiederverfügbarkeit der Sporthalle – fortführen wolle. Mehr und mehr konkretisierten sich die Pläne hinsichtlich einer Spielgemeinschaft. Zuerst war dies im Anfängerbereich (U 13) angedacht. „Das war uns dann aber etwas zu heiß, da wir in der Coronasituation nicht wussten, ob alle Anfänger dabeibleiben würden“, nennt Boris Winter den Grund, der dagegensprach. Bei den älteren Jugendlichen (U 18) war eine Spielgemeinschaft dann naheliegend. „Wir stellten fest, dass beide Vereine mit Ach und Krach zwei Mannschaften melden könnten, aber so gut wie keine Ersatzspieler vorhanden waren. Unter dem neuen Namen TTF Eisesheim meldeten wir nun drei Jungenteams, haben ausreichend Spieler zur Verfügung und können diese auch besser gemäß ihrer Spielstärke einsetzen.“
Wie es der Vereinsname schon ansatzweise ausdrückt, steht beim südbadischen FC Kollnauseit jeher der Fußballsport im Fokus. „Unsere tischtennisspielenden Kids kicken alle auch nebenher und nach der langen Corona-Pause waren sie auch nicht mehr bei uns gesehen“, schildert Günter Berard die missliche Lage im Nachwuchsbereich. Berard hatte vor 45 Jahren die Tischtennisabteilung innerhalb des Fußballclubs aus den Angeln gehoben. Nun wollte er zumindest im Aktivenbereich dafür Sorge tragen, dass es im Tischtennissport nach der Corona-Zeit positiv weitergeht. Der FC Kollnau und der Turn- und Leichtathletikverein (TLV) Simonswald pflegen schon seit längerem eine gute Vereinsbeziehung. „Wenn in Simonswald mal die Halle geschlossen ist, trainieren die TLV’ler auch mal bei uns“, sagt Günter Berard. Mitte Mai fanden zwischen den beiden Vereinen erste lockere Gespräche statt, zwei Wochen später waren – mit Unterstützung der Verantwortlichen auf der Verbandsgeschäftsstelle – alle Unklarheiten beseitigt. „Eine Spielgemeinschaft im Herrenbereich bot sich einfach an“, meint Günter Berard. Die erste Mannschaft des FC verpasste zuletzt den Klassenerhalt in der Kreisklasse A II (Bezirk Breisgau), Mitkonkurrent TLV Simonswald blieb hingegen der Liga erhalten. Beide Vereine gingen zuletzt mit jeweils zwei Herrenteams ins Rennen, nun wurden die Spieler „durchgemischt“ und entsprechend ihrer Punktewertung auf die vier Mannschaften der neu formierten TT Kollnau-Simonswald aufgeteilt. „Die erste Mannschaft wird ihre Spiele in Simonswald austragen, die drei anderen Teams spielen in Waldkirch“, sagt Günter Berard, „wir müssen mal die sportliche Entwicklung der beiden oberen Mannschaften abwarten. Entsprechend des Abschneidens in der Vorrunde kann man dann vielleicht in der Aufstellung etwas variieren.“ Was die Spielgemeinschaft angeht, betrachtet der langjährige Vorsitzende das Ganze erst einmal als eine Art Probezeit. "Man wird sehen, wie alles zusammenpasst. Die meisten fanden die Idee mit dem Zusammenschluss jedenfalls gut, allerdings wird es auch immer mal kleinere Problemfälle geben.“
Was die Unterstützung bei der Realisierung der Spielgemeinschaften anbetrifft, haben die Vereinsvertreter durchweg lobende Worte für den Verband übrig. Günter Berard (FC Kollnau): „Nachdem wir einige klärende Telefonate mit der Geschäftsstelle zu tätigen hatten, stellten wir am letztmöglichen Tag den Antrag. Am darauffolgenden Tag wurde die Genehmigung erteilt.“ Auch beim CVJM Grüntal verlief das Prozedere reibungslos. „Zum Beantragen muss eine Formularseite ausgefüllt und von den beiden Vereinen unterschrieben werden, danach ging’s an die Geschäftsstelle, das lief alles recht unkompliziert“, erinnert sich Dirk Sailer, der ergänzt, dass eine neue Vereinsberechtigung in click-TT notwendig war. „Unter dem alten Vereinsnamen konnte das verwaltungstechnisch nicht abgehandelt werden.“ Einig waren sich auch Harmut Metz (TTC Muggensturm) und Boris Winter vom VfL Obereisesheim: „Die Beantragung verlief problemlos und wir wurden vom Verband gut mit Informationen versorgt.“ Geschäftsstellenmitarbeiter Chris Kratzenstein betont abschließend: „Die Spielberechtigungen bleiben beim bisherigen Verein, der Antrag gilt nur für die Dauer eines Jahres und ist jedes Jahr zu erneuern. Eine Spielgemeinschaft ist nur auf Bezirksebene möglich. Die Vereine sollten sich bewusst sein, dass dies bei einem Zusammenschluss in einer Bezirksliga und einem möglichen Titelgewinn und dem damit verbundenen Aufstieg zu Problemen führen könnte."
Bericht: Thomas Holzapfel