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Wettkampfsport   Erwachsene   Pressemitteilung  

Final Four-Neuling TTC Neu-Ulm greift sich den Titel (1. Teil)

Hans-Peter Wörtz berichtet aus TTBW-Sicht

Das siegreiche Trio des TTC Neu-Ulm (von links): Lin Yun-Ju, Truls Moregardh und Dimitrij Ovtcharov

Pokalfeeling pur gab es beim Liebherr–Final Four nicht nur für die Fans und Zuschauer, sondern auch den Schiedsrichtern und Spielern lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Endlich wieder ein Final Four-Pokalfinale vor Zuschauern spielen. Alle waren voller Begeisterung und die Spieler voller Tatendrang. In der mit 5.000 Zuschauern rappelvollen Ratiopharm-Arena ließen sich die Spieler aller Mannschaften praktisch von Beginn an von dieser so unglaublichen Atmosphäre mitreißen und boten dem fachkundigen Publikum Tischtennissport vom Allerfeinsten. Wirklich alle Attribute, die mit einem richtig spannenden Pokalfight in Verbindung gebracht werden, wurden hier im wahrsten Sinne des Wortes erfüllt.

Im ersten Halbfinale, einem von den Namen her schon vorweggenommen „Finale“ zwischen Borussia Düsseldorf und dem 1. FC Saarbrücken TT, hatten die Rheinländer den besseren Start. Anton Källberg verschaffte Düsseldorf mit seinem Sieg über Cedric Nuytinck eine verdiente 1:0-Führung. Nun war Saarbrücken mit Darko Jorgic gegen Dang Qiu in Zugzwang. Beide gaben vom Start weg Vollgas. Qiu hatte allerdings den besseren Lauf und Jorgic wirkte zunehmend ratlos. Auch die vielen Blicke zum Trainer halfen da wenig. Kurze Zeit später besorgte Qiu das 2:0. Nun kam es zwischen Timo Boll und Patrick Franziska zum Showdown. Während Timo den Sack schon zumachen konnte, musste Patrick unbedingt gewinnen, um Saarbrücken weiter im Spiel halten. Waren die Zuschauer bisher noch etwas verhalten, kam nun so richtig Leben in die Bude. In einem Spiel auf Augenhöhe, in dem beide alles gaben, war es Timo Boll, der den ersten Satz gewann. Dann lief es bei Patrick Franziska besser. Er gewann verdient den zweiten Satz. Nun ging es Schlag auf Schlag. Im dritten Satz wechselte die Führung laufend hin und her. Timo behielt jedoch mit 15:13 knapp die Oberhand. Auch im vierten gab Patrick noch einmal alles, musste dann jedoch mit hängendem Kopf Timo zum Spielgewinn und Borussia Düsseldorf zum schlussendlich deutlichen 3:0-Sieg gratulieren.

Im zweiten Halbfinale, einem wahren Lokalderby zwischen den TTF Liebherr Ochsenhausen und dem TTC Neu-Ulm, ging es gleich richtig ab. Simon Gauzy versuchte von Beginn an alles, um Truls Moregardh in Bedrängnis zu bringen. Der jedoch war seinem Gegner meist einen Schritt voraus und gab Gauzy immer öfter das Nachsehen. Erst nach einem 0:2-Rückstand lief es bei dem Franzosen besser. Doch Moregradh setzte sich auch im dritten Satz durch. Nun lag es an Alvaro Robles, die TTF wieder ins Spiel zu bringen und Yun-ju Lin zu besiegen. Trotz eines richtig tollen Laufs musste er sich zu Beginn knapp mit 9:11 und 11:13 geschlagen geben, bevor er im dritten Satz endlich mit 11:9 die Oberhand behielt. Den Zuschauern stockte bei den vielen rasanten Ballwechseln immer wieder der Atem. Im vierten Satz allerdings packte Yun-Ju Lin all seine Spielerfahrung aus und sicherte sich mit seinem 11:9 das Spiel und Neu–Ulm die 2:0- Führung. Wer bei der Paarung Can Akkuzu gegen Dimitrij Ovtcharov jetzt dachte, na das ist nun durch, musste sich gehörig die Augen reiben. Ovtcharov mühte sich fünf lange Sätze ordentlich ab. Nur über den Kampf kam er etwas besser ins Spiel. Can Akkuzu hielt ihn aber so richtig auf Trab. In allen Sätzen war es sehr eng. Der unbedingte Wille war bei Dima da, allein die Chancenverwertung war äußerst dürftig. Auch sehr viele vermeintlich leichte Fehler waren dabei. So baut man den Gegner natürlich auf. Wer Ovtcharov kennt, der weiß natürlich, dass das überhaupt nicht sein Anspruch ist. Aber aufgeben oder abschenken eben auch nicht. So wird auf die Zähne gebissen und alles versucht, es doch noch zum Guten zu wenden. Nerven wie Drahtseile gehören auch dazu. Nach einem 8:10-Rückstand im 5. Satz gelang dann doch noch der alles erlösende 13:11-Erfolg und damit auch der unerwartet deutliche 3:0-Gesamtsieg über die TTF Liebherr Ochsenhausen.

Im Finale mussten die erfolgsverwöhnten Düsseldorfer dann früh einen Rückstand hinnehmen. Anton Källberg bekam gegen Yun-Ju Lin zu keinem Zeitpunkt einen Fuß auf den Boden. Der Neu–Ulmer Akteur hatte seinen Gegner in allen drei Sätzen klar im Griff. So lag es nun an Timo Boll, der in einer Neuauflage des WM-Halbfinals von 2021 die Aufgabe hatte, gegen Truls Moregardh den 0:1-Rückstand aufzuholen. Timo bestimmte den ersten Satz, musste dann allerdings nach 8:6-Führung noch das 9:11 hinnehmen. Ähnlich lief es im zweiten Satz. Timo ging früh deutlich in Führung und Moregardh pirschte sich wieder heran, doch Timo schnappte sich diesmal den Satz. Den dritten Durchgang sicherte sich dann wieder Moregardh. Damit war Timo jetzt so richtig in Zugzwang. Mit 12:10 im Vierten zwang er Moregardh dann tatsächlich in den fünften und entscheidenden Satz. Hier war die Spannung für die Zuschauer kaum noch zu überbieten. Punkt um Punkt näherten sich beide Akteure dem spannenden Ende, wo Timo schlussendlich mit 8:11 unterlag. Nun war Neu–Ulm schon mit 2:0 in Führung und die Sensation für die Spieler und Neu–Ulmer Fan-Gemeinde in greifbarer Nähe. Jetzt war Düsseldorf so richtig gefordert und Dang Qiu hatte mit einem wie ausgewechselt spielenden Dimitrij Ovtcharov auch nicht gerade die leichteste Aufgabe zugewiesen bekommen. Den ersten Satz sicherte sich Ovtcharov mit 11:5 relativ klar. Auch im Zweiten war er mit 11:7 erfolgreich. Dang Qiu war schon etwas ratlos. Im dritten preschte Dima dann zum 6:0 davon und beim 9:2 gab Dang zwar noch nicht auf, doch Dimitrij Ovtcharov ließ sich das nicht mehr nehmen. Nach fast genau eineinhalb Stunden Spielzeit sackte er mit seinem 11:3-Siegpunkt über Dang Qiu nicht nur einen glasklaren 3:0-Erfolg ein, sondern brachte unter dem tosenden Jubel seiner Teamkameraden und der 5.000 Zuschauer auch den ersten Titel für den TTC Neu-Ulm in trockene Tücher. Danach war dann einfach nur noch feiern angesagt.

 „Ich bin total happy“, waren Dimitrij Ovtcharovs erste Worte nach dem Titelgewinn. „Wir haben vor dem Finale die Aufstellung immer wieder verworfen und neu gemacht. So nervös waren wir. Ein Finale in der eigenen Halle ist dann halt doch noch einmal etwas ganz anderes. Da liegt unglaublich viel Verantwortung auf den Schultern. Aber mit dem Beginn haben wir dann richtig frei aufgespielt und gottseidank den ersten Titel für unseren Verein eingefahren. Das ist auch für die Entwicklung des Teams unglaublich wichtig. Wir wollten diesen Titel unbedingt."

Auch Timo Boll und Trainer Danny Heister gratulierten den Neu-Ulmern. Timo befand: „Das ist ein vollkommen verdienter Sieg für Neu–Ulm. Wir hätten das gerne etwas knapper gestaltet. Doch der Gegner war heute einfach zu stark.“

Auch der Düsseldorfer Coach schloss sich dem an: „Gratulation an Neu-Ulm, sie haben wirklich absolut verdient gewonnen. Wir müssen unsere Lehren daraus ziehen und es dann hoffentlich im Halbfinale der Champions League besser machen.

Nico Stehle, Geschäftsführer der TTBL, war von Ablauf und dem ganzen Umfeld der Veranstaltung aufs Höchste begeistert.Ulm/Neu-Ulm mit der Ratiopharm Arena hat eine unglaubliche Entwicklung genommen. Nach 4.600 Zuschauern 2020 und zwei Jahren ohne Zuschauer das Ganze auf 5.000 Zuschauer zu schrauben, ist schon phantastisch. Und dann diese Spiele, die Spannung, Dramatik pur und die tollen Ballwechsel. Was kann man sich mehr wünschen“, schwärmte er. Das war nun schon das 8. Final Four in Neu–Ulm und noch immer gibt es Steigerungen bei den Zuschauern und vor allem im sportlichen Bereich. Dann ergänzte er noch: “Das ist nicht nur ein Riesenerfolg für die TTBL, sondern natürlich auch für den gesamten Tischtennissport. Ich bin jetzt schon gespannt, was uns bei der 9. Ausgabe im nächsten Jahr hier in Neu–Ulm erwartet. Die vollauf zufriedenen Zuschauer sicherlich auch.

Es wird also bereits für das nächste Jahr geplant. Die Fans hoffen natürlich, dass ihre Teams wieder mit dabei sind und vor allem wieder alle Tischtennis–Events für Zuschauer zugänglich sind. Die sind nämlich für die Spieler das Salz in der Suppe. Je größer die Anfeuerung, desto größer auch immer die Leistung der Aktiven an den Tischen. Wir als begeisterte Tischtennisspieler wissen das längst.


Halbfinals

Borussia Düsseldorf – 1. FC Saarbrücken TT 3:0

Anton Källberg – Cedric Nuytinck 3:0 (11:8, 11:9, 11:7)

Dang Qiu – Darko Jorgic 3:1 (11:8, 5:11, 11:7, 11:5)

Timo Boll – Patrick Franziska 3:1 (11:5, 7:11, 15:13, 12:10)

 

TTF Liebherr Ochsenhausen – TTC Neu-Ulm 0:3

Simon Gauzy – Truls Moregardh 0:3 (6:11, 6:11, 9:11)

Alvaro Robles – Lin Yun-Ju 1:3 (9:11, 11:13, 11:9, 9:11)

Can Akkuzu – Dimitrij Ovtcharov 2:3 (15:13, 9:11, 19:17, 7:11, 11:13)

 

Finale

Borussia Düsseldorf – TTC Neu-Ulm 0:3

Anton Källberg – Lin Yun-Ju 0:3 (6:11, 5:11, 3:11)

Timo Boll – Truls Moregardh 2:3 (9:11, 11:8, 7:11, 12:10, 8:11)

Dang Qiu – Dimitrij Ovtcharov 0:3 (5:11, 7:11, 3:11)

 

TTBL-Homepage: Historischer Sieg: TTC Neu-Ulm gewinnt Deutschen Tischtennis-Pokal vor Rekordkulisse

Bericht und Fotos: Hans-Peter Wörz, Mitglied Hauptausschuss Öffentlichkeitsarbeit

Schiedsrichter Björn Thiele
Pressekonferenz mit Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll
Die ratiopharm-Arena erstrahlte in hellem Glanz.
Große Freude beim Team des TTC Neu-Ulm
Nationalspieler unter sich: Patrick Franziska (Saarbrücken) unterlag Timo Boll (Düsseldorf).
Der Neu-Ulmer Lin Yun-Ju deklassierte den Düsseldorfer Anton Källberg zum Auftakt des Finales.

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