Das Wort Triumph klingt in Sportkreisen oftmals ein wenig überzogen. Dennoch kommt es dem Ganzen schon recht nahe, was das Team der ARGE LS Tischtennis Baden-Württemberg beim DTTB-Top 48-Bundesranglistenturnier in Brühl-Vochem ablieferte. Mit den Siegen von Jele Stortz (DJK Offenburg) und Manuel Prohaska (SC Staig) sowie zwei weiteren Podestplätzen bei den Mädchen durch Laura Kaim (SSV Schönmünzach) und Melanie Merk (TTC Singen) sorgten die baden-württembergischen Talente für Furore. Mit insgesamt zehn (!) Talenten ist das ARGE-Team beim Top 24-Folgeturnier dabei.
Die jeweils besten 48 Nachwuchsspielerinnen und –spieler Deutschlands ermittelten im westfälischen Brühl-Vochem, unweit von Köln, die diesjährigen Ranglistensieger. Für die Favoriten ging es um den Sieg, für die meisten anderen um eine Platzierung unter den ersten Zwanzig, die die sichere Qualifikation für das Top 24-Turnier am 26./27. November in Saarbrücken bedeutet. Erstmals wurde in diesem Jahr, wie international bereits üblich, auch auf nationaler Ebene in der Altersklasse Jugend 19 anstelle der Kategorie Jugend 18 gespielt. In jeweils acht Sechsergruppen galt es für die Talente, sich mit einer guten Platzierung eine optimale Ausgangsposition für die Zwischenrunde und etwaige, darauffolgende Platzierungsspiele zu schaffen. „Das System ist in gewisser Weise brandgefährlich“, sagte Delegationsleiterin Martina Schubien. Und zuweilen nicht so einfach durchschaubar, wurden doch lediglich die ersten vier Plätze und die ebenso wichtigen Platzierungen 21 bis 28 direkt ausgespielt.
Und in beiden Fällen spielten die Youngsters der ARGE LS Baden-Württemberg eine Hauptrolle. Nicht ganz unerwartet landeten die Mädchen aus dem „Ländle“ ganz weit vorne, im Trainerteam zeigte man sich jedoch begeistert von der Dominanz, die während des zweitägigen Mammutturniers an den Tag gelegt wurde. „Jele hat dem Turnier hier definitiv ihren Stempel aufgedrückt. Es war beeindruckend, wie sie die Konkurrenz beherrschte“, sagte ihre Trainerin Martina Schubien. Als Siegerin der Vorrundengruppe (5:0 Spiele) und der Zwischenrunde kam es im Halbfinale gegen die Sächsin Leonie Hildebrandt, die glatt in drei Sätzen bezwungen wurde. Im verbandsinternen Finale behielt sie über Laura Kaim mit 11:9, 11:3, 7:11 und 11:7 die Oberhand. Kaims Durchmarsch durch das Turnier war nicht minder souverän, lediglich in der Zwischenrunde gegen Verbandskollegin Amelie Fischer ging es über die volle Distanz. Melanie Merk musste etwas mehr schwitzen, schaffte es mit einer 2:1-Bilanz in der Zwischenrunde ebenfalls unter die Top Vier. Im Spiel um Platz drei setzte sie sich mit 11:7, 11:7 und 11:8 gegen Leonie Hildebrandt durch. „Unser Top-Trio hat in diesem Turnier richtig Vollgas gegeben und war deutlich besser als der Rest des Feldes“, zog Martina Schubien zufrieden Bilanz, „außerdem muss man bedenken, dass sie noch ein bis zwei weitere Jahre im Feld der Jugend 19 mitspielen dürfen.“
Das nahezu perfekte Gesamtergebnis bei den Mädchen rundeten Amelie Fischer (TSG Hofherrnweiler) auf Platz neun und die Geschwister Thi Minh Thu und Minh-Thao Nguyen von der Neckarsulmer Sportunion auf den Plätzen neun und dreizehn ab. In der Zwischenrunde kam es dabei zum familieninternen Vergleich (3:1 für Thi Minh Thu Nguyen). Ebenfalls mit starken Leistungen warteten Victoria Merz (TSG 1845 Heilbronn, Platz 21) und Abwehrspielerin Lucia Behringer (Neckarsulmer Sportunion, Platz 22) auf. Die beiden sind auf Entscheidung des Jugendausschusses beim Folgeturnier in Saarbrücken dabei.
Getreu dem Motto „Er kam, sah und siegte“ sorgte Manuel Prohaska vom Oberligisten SC Staig gleich in seinem ersten U 19-Jahr für sportliches Aufsehen. „Sein Ranglistensieg kam sicherlich überraschend“, sagte Sönke Geil, der ihn an der Spielfeldumrandung über die zwei Tage begleitete, „Manuel hat sich in jedem Spiel gesteigert, vor allem auch im taktischen Bereich.“ Als Gruppenzweiter hinter dem favorisierten Sachsen Karl Zimmermann stand es in der Zwischenrunde Spitz auf Knopf, wer es am Ende ins Halbfinale schaffen würde. Mit einem blitzsauberen 3:0-Sieg über Mathias Hübgen (Saarland) und einem weiteren 3:0 von Hübgen über Karl Zimmermann war der Weg für den 15-jährigen Staiger frei. In der Vorschlussrunde gelang ein knapper Fünfsatzerfolg über den 18-jährigen Pfälzer Felix Köhler, Regionalligaspieler der TSG Kaiserslautern. Riesig war dann der Jubel, als im Finale auch der favorisierte Dortmunder Regionalligaspieler Wim Verdonschot bezwungen werden konnte. Vor allem Durchgang zwei war dabei an Dramatik nicht zu überbieten (9:11, 23:21, 11:8, 11:8).
Mathis Braunwarth (SSV Ulm 1846) verpasste in der Vorrunde mit zwei Fünfsatzniederlagen knapp den Sprung ins Feld der besten Sechzehn, am Ende war Rang 21 dennoch aller Ehren wert. Wie am Montagvormittag bekanntgegeben, nimmt Braunwarth einen der noch freien Verfügungsplätze für das Top 24-Turnier in Saarbrücken ein. Die beiden erstmals auf Bundesebene an den Start gegangenen Luke Hofferer (ASV Grünwettersbach) und Fabian Haid (GSV Hemmingen) erfüllten mit den Plätzen 24 und 28 ebenso die Erwartungen.
In Brühl musste ein eng getakteter Zeitplan nach lange währenden Fünfsatzspielen schnell mal angepasst werden, so dass die Mittagspause beim einen oder anderen Nachwuchsspieler etwas kürzer ausfiel. Martina Schubien: „Allgemein war da viel Flexibilität von den Trainern und Spielern gefragt.“ Dennoch: Anhand der außergewöhnlichen sportlichen Erfolge des ARGE-Teams dürfte den Verantwortlichen dieses Turnier noch lange in guter Erinnerung bleiben.
DTTB Top 48 Jugend 19: Platzierungen
DTTB-Top 48 Jugend 19: Einzelergebnisse
DTTB Top 48 Jugend 19: Ergebnisdienst MKTT-online
Bericht: Thomas Holzapfel
Fotoquelle: Martina Schubien