In den Jahren 2020 und 2022 standen die Deutschen Meisterschaften im Para-Tischtennis, die seit geraumer Zeit im Sindelfinger Glaspalast zur Austragung kommen sollten, unter keinem guten Stern. Erst fiel die Großveranstaltung dem Corona-Virus zum Opfer, dann musste das Zweitagesturnier abermals abgesagt werden, da der Glaspalast den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine ein sicheres Dach über dem Kopf bieten sollte. Im dritten Anlauf klappt es nun: Am kommenden Wochenende haben die besten deutschen Para-Tischtennisspieler, darunter auch auch Paralympics- und WM-Medaillengewinner, im Glaspalast ihren großen Auftritt.
Ausgerichtet vom Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationsverband (WBRS) in Kooperation mit dem gastgebenden VfL Sindelfingen kommt es zum sportlichen Kräftemessen von über zweihundert Teilnehmern in den unterschiedlichsten Wettkampfklassen. Vor einem guten Jahrzehnt fanden in Bad Kreuznach die ersten Meisterschaften statt, bei der sowohl die Wettbewerbe der Stehenden als auch die der Rollstuhlfahrer in einer Halle stattfanden, letztes Jahr in Düsseldorf waren auch die Akteure mit einem intellektuellen Handicap an einem Ort – allerdings verteilt auf drei benachbarte Hallen – versammelt. „Nun freuen wir uns, dass erstmals alles an einer Wettkampfstätte stattfindet“, sagt Volker Ziegler.
Für den Para-Tischtennis-Bundestrainer aus Lehenweiler stellen die Titelkämpfe in Sindelfingen sowieso ein besonderes Ereignis dar. „Natürlich ist es für mich außergewöhnlich, dass ich zu einer DM quasi mit dem Fahrrad anreisen kann. Aber die Medaille hat wie so oft zwei Seiten“, erläutert er, „ich werde viele Menschen aus der Region treffen, die ich lange nicht gesehen habe und auf die ich mich sehr freue. Auf der anderen Seite werde ich vielen davon nicht die Zeit und Aufmerksamkeit widmen können, wie ich mir das wünschen würde.“ So gilt es für Volker Ziegler, im Vorfeld der anstehenden Weltranglistenturniere in Montenegro und Slowenien die aktuelle Form des Nationalkaders unter die Lupe zu nehmen. „Darüber hinaus werde ich ein besonderes Augenmerk auf den Nachwuchs richten und zudem schauen, ob sich bislang unbekannte Spieler für die Nationalmannschaft empfehlen.“
Die Zuschauer können sich in Sindelfingen auf die Medaillengewinner der Paralympischen Spiele in Tokio 2021 sowie der WM 2022 in Granada freuen, darunter Paralympics-Sieger Valentin Baus, Silbermedaillengewinner Thomas Schmidberger, der baden-württembergische Lokalmatador Thomas Brüchle von Tischtennis Frickenhausen, Weltmeisterin Sandra Mikolaschek sowie weitere Spitzenathleten. Lokalkolorit versprühen Teilnehmer wie die Sindelfingerin Celine Pistora (VfL Sindelfingen) und Lasse Hauser (TSV Steinenbronn), die sich zuletzt bei den deutschen Jugendmeisterschaften U 25 in die Medaillenränge spielten, sowie Simon Bergmeister aus Kornwestheim, der derzeit beim TTV Gärtringen ein Bundesfreiwilligenjahr absolviert.
Zahlreiche Mitglieder der Sindelfinger Tischtennisabteilung sorgen dafür, dass sich die Teilnehmer aus Nah und Fern im Glaspalast wohl fühlen werden. „Es fällt viel Arbeit an“, sagt Abteilungsleiter Carsten Seeger, „unsere Einsatzteams kümmern sich um den Auf- und Abbau und die Bewirtung, auch kümmern wir uns, dass genügend Ballkinder vor Ort sind. In der Halle findet am Sonntag zudem ein Bunter Abend statt.“ Bundestrainer Volker Ziegler freut sich über die Unterstützung von allen Seiten. „Die DM in Sindelfingen ist nur möglich, weil mit dem VfL Sindelfingen ein erfahrener und motivierter Verein hinter der Veranstaltung steht, die Stadtwerke Sindelfingen und Böblingen sowie die Stadt Sindelfingen die Veranstaltung unterstützen und sich alle Partner auch durch die Absagen in den vergangenen Jahren nicht beirren ließen und an diesem inklusiven Leuchtturmprojekt festhielten.“
Offizielle Eröffnung ist am Samstag um 9:45 Uhr, die Meisterschaften beginnen um 10 Uhr mit dem Mixed-Wettbewerb der Wettkampfklassen 1 bis 5, den Partien in der Offenen Klasse und im Teamwettbewerb der Klasse 11. Am Nachmittag steigen die Doppelkonkurrenzen. Am Sonntag stehen die Einzelwettbewerbe im Fokus.
Thomas Holzapfel
