Thomas Brüchle, einer der besten Rollstuhl-Tischtennisspieler Deutschlands, konnte bei den Weltmeisterschaften im Para-Tischtennis vergangene Woche in Celje, Slowenien, die erste WM-Einzelmedaille seiner Karriere gewinnen. Für den gebürtigen Lindauer ist die Bronzemedaille im Wettbewerb der Startklasse 3 ein riesen Erfolg.
„Die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft ist gut gelaufen, der Wechsel zwischen Belastung und Ruhepausen hat gut geklappt. Aber so ein Turnier ist dann doch nochmal etwas Besonderes. Wenn man einen schlechten Tag erwischt, kann es ganz schnell vorbei sein mit den Medaillenhoffnungen“, so resümiert Brüchle. „Ich bin überglücklich, dass ich hier endlich die lang ersehnte Einzelmedaille bei einer Weltmeisterschaft gewinnen konnte.“ Doch der Weg bis dahin war wahrlich kein leichter. Nachdem sich Thomas Brüchle beim Vorbereitungslehrgang der Para-Nationalmannschaft in Bad Blankenburg noch den letzten Feinschliff geholt hatte, startete er mit einem hochkonzentrierten Auftritt in das viertägige Turnier. Gegen Colin Judge aus Irland ließ er nichts anbrennen und begann den Wettkampf mit einem souveränen 3:0-Sieg in der Gruppenphase. Das zweite Gruppenspiel stand noch am selben Nachmittag gegen den Argentinier Copola an. Nach einem guten Start und dem ersten Satzgewinn bekam Thomas Brüchle immer mehr Probleme mit den Aufschlägen seines Gegners und agierte zunehmend passiver. Die Folge war ein enges Fünf-Satz-Match, das die Zuschauer in der Halle und Zuhause so einige Nerven kostete. Aber dank eines wiederum starken fünften Satzes konnte sich Thomas sowohl das Spiel als auch den Gruppensieg in seiner Vorrundengruppe sichern. Als Nummer drei in der Weltrangliste bedeutete das ein Freilos im Achtelfinale und der direkte Einzug in die Runde der besten Acht. Dort traf er dann bereits auf den Weltranglistenvierten Florian Merrien aus Frankreich. Dieser hatte sich in der Vorrunde eine überraschende Niederlage gegen den Deutschen Jan Gürtler geleistet und musste als Gruppenzweiter erst einmal das Achtelfinale überstehen. Dass Thomas bereits im Viertelfinale auf den Franzosen traf, war bestimmt kein einfaches Los – hatte Thomas doch bei den letzten Großereignissen wie den Paralympics in Rio und bei der letzten Europameisterschaft beides Mal den Kürzeren gezogen. Der letzte Vergleich der beiden Spieler bei den Slovenian Open im Mai sprach aber für den Deutschen, denn dort konnte Thomas die Partie für sich entscheiden. Und auch dieses Mal sollte es wieder ein Nervenkrimi werden. Nachdem Thomas schnell mit 2:0-Sätzen in Führung gehen konnte, riss ihm irgendwie der Faden und der Franzose fand immer mehr ins Spiel und konnte schließlich zum 2:2 ausgleichen. Doch Thomas Brüchle bewies einmal mehr Nervenstärke und großen Kampfgeist und gewann mit 11:9 den fünften Satz und damit eine sichere Medaille bei dieser Weltmeisterschaft. „Das war kein einfaches Match. Ich habe mir selber doch ein wenig Druck gemacht. Bei den letzten Meisterschaften bin ich immer an Merrien gescheitert und dieses Mal sollte das nicht wieder passieren. Ich wollte diese Medaille unbedingt“, so Thomas nach dem Viertelfinalspiel. Im Halbfinale wartete dann mit Panfeng Feng der Topchinese und amtierende Weltmeister und Paralympics-Sieger. Als Außenseiter in diesem Match schlug sich Thomas in den ersten beiden Sätzen sehr gut. Im ersten konnte er sich sogar einen Satzball erspielen. Aber Feng war wieder einmal zu stark und somit musste sich Thomas im Halbfinale 0:3 geschlagen geben. Mit dem dritten Platz und der Bronzemedaille ist Thomas Brüchle aber hochzufrieden. „Ich wollte endlich diese WM-Einzelmedaille. Und ich bin überglücklich, dass ich dieses Ziel hier erreichen konnte. Ein großer Dank geht an meine Familie, meine Freundin, an meinen Coach Moca und an alle, die mich von zu Hause oder in der Halle vor Ort unterstützt haben. Die Leistung, die ich bei dieser Weltmeisterschaft zeigen konnte, motiviert mich für die kommenden Aufgaben.“ Viel Zeit zum Ausruhen bleibt dem Lindauer nämlich nicht. Ende der Woche geht es bereits bei seinem Fußgänger-Verein SV Salamander Kornwestheim mit den Punktspielen weiter und in zwei Wochen steht dann der erste Spieltag in der Rollstuhl-Bundesliga an.
Autor: Anika Müller
Fotos: Hannes Doeseler