Zwei Tage Tischtennis pur, zwei Tage hochklassiger Sport mit vielen freudigen und – je nach Ergebnis – auch mal traurigen Gesichtern. Die Baden-Württembergischen Einzelmeisterschaften der Jugend in Baiersbronn ließen aus sportlicher Sicht keine Wünsche offen. Zudem präsentierte sich der SSV Schönmünzach als liebevoller Gastgeber einer Mammutveranstaltung, die am Ende mit der 14-jährigen Bao Chau Elisa Nguyen (TTV Ettlingen) – nicht ganz unerwartet - eine dreifache Titelträgerin präsentierte. Zweifache baden-württembergische Meister dürfen sich Paulina Friebe (TSV Korntal), Tien Nghia Phong (TTC 1946 Weinheim), Jonathan Gaiser (TV Öschelbronn) und Mahmoud El Haj Ibrahim (VfL Herrenberg) nennen.
Kurz vor dem Jahreswechsel wurden in der Tischtennisjugend der ARGE LS TTBW noch einmal alle Kräfte mobilisiert – aus sportlicher und aus organisatorischer Sicht. Mit den Baden-Württembergischen Einzelmeisterschaften in Baiersbronn erfuhr das Tischtennisjahr einen krönenden Abschluss. Von einer besinnlichen Vorweihnachtszeit war in einer vollbepackten Baiersbronner Murgtalhalle allerdings nicht viel zu spüren, standen doch die sportlichen Ziele bei den Talenten und ihren zahlreichen Trainern und Betreuern im Mittelpunkt. Auch aus organisatorischer Sicht galt es diverse Hürden zu überspringen, vor allem am ersten Turniertag waren die Verantwortlichen über Maßen gefordert. Aufgrund von technischen Problemen war es nicht möglich, das Turnier strikt nach Zeitplan abzuspulen, so dass man im Laufe des Tages auf die bewährte Form des Aufrufens der Spiele zurückgriff. Auch der Internet-Livestream konnte zuerst nicht realisiert werden. „Das WLAN in der Halle machte große Probleme“, sagte Turnierleiterin Ute Walkenhorst. Erst mit Einsatz eines WLAN-Verstärkers am Turniersonntag verbesserte sich die Situation. Die abschließenden Endspiele am Samstag gingen mit etwa einstündiger Verspätung über die Bühne, am Sonntag wurde das umfangreiche Programm derweil „just in time“ durchgeführt. Etwa fünfzehn Mitglieder des SSV Schönmünzach kümmerten sich rund um das Turnierwochenende um Auf- und Abbau und das Catering, wo vor allem der Würstl- und Pommes-Stand im Außenbereich auf große Resonanz stieß. „Unsere Abteilung wurde hier noch einmal richtig gefordert, nachdem wir mittlerweile auch an unseren Heimspieltagen der Drittligadamen mehr als früher zu tun haben“, sagte Abteilungsleiter Michael Kocheisen, der rund um die Uhr im Einsatz war – und sich am Freitagabend beim Aufbau der angelieferten Spielfeldumrandungen „wunde Finger“ holte. „Unser Cateringteam war sehr gut beschäftigt“, sagte SSV-Vorstand Klaus Frey, der sich bei der abschließenden Siegerehrung eine Portion Pommes gönnte – und lächelnd anmerkte: „Mir hat’s auch geschmeckt.“
Am ersten Turniertag standen die Doppel- und Mixedwettbewerbe im Vordergrund, in den Einzelkonkurrenzen wurde nur eine Runde gespielt. „Das hat sich bewährt, seit die Mixed-Wettbewerbe wieder ins Programm aufgenommen wurden“, sagte Jürgen Häcker (Vizepräsident Jugend TTBW), der sich zusammen mit Roland Köhler, Vizepräsident Jugend im Badischen Tischtennisverband, sowie Torsten Merz (Ressortleiter Organisation und Verwaltung in der TTBW-Jugend) um einen möglichst reibungslosen Ablauf kümmerte. In der Turnierleitung standen Ute Walkenhorst an den beiden Tagen Antonia Bernhard, Lena Walkenhorst und Maximilian Bill hilfreich zur Seite. Personell ziemlich „auf Kante genäht“ war das Schiedsrichterteam, was bei TTBW-Ressortleiter Martin Reinauer durchaus für Unmut sorgte. „Generell lässt das ehrenamtliche Interesse bei den Schiedsrichtern nach, zuletzt sprangen im Verbandsgebiet einige ab und auch die Neulingslehrgänge waren eher spärlich besucht“, sagte Reinauer, der zudem ergänzte: „Die Bereitschaft für Einsätze ist regional unterschiedlich. Manche Schiedsrichter wollen nicht mehr als zwei Einsätze im Jahr machen, bei anderen sind fünf bis zehn Veranstaltungen normal.“ Positiv: Mit Tim Bunzendahl (TTSV Kenzingen) war ein engagierter 14-jähriger Verbandsschiedsrichter am Tisch im Einsatz.
Am ersten Turniertag in Baiersbronn stand das Minimum von sechzehn Referees zur Verfügung, am zweiten Tag waren es aufgrund einer kurzfristigen Absage nur fünfzehn. Was zur Folge hatte, dass die Referees in jeder Runde im Einsatz waren. Für eine schöpferische (Mittags-)Pause wurde dann an den beiden Tagen jeweils eine Runde ohne ausgebildete Schiedsrichter absolviert. Aus Sicht der Unparteiischen verlief das Turnier unter Leitung von Oberschiedsrichterin Simone Holzberger – abgesehen von ein paar gelben Karten – ohne nennenswerte Probleme.
Am Samstag um 18:10 Uhr war mit dem Jungen U 15-Doppel Tien Nghia Phong/Jonathan Gaiser der erste baden-württembergische Titel vergeben. Das Favoritenduo setzte sich in vier umkämpften Sätzen gegen Frederik Umlauff/Luca Gremminger (VSV Büchig/SpVgg Hainstadt) durch. Auch bei den Mädchen 15 waren die Topgesetzten nicht zu bezwingen: Bao Chau Elisa Nguyen und Milla Pardela (TSV Korntal) waren mit 11:7, 9:11, 12:10 und 12:10 gegen die Sindelfinger Regionalligaspielerinnen Fatme El Haj Ibrahim/Leonie Müller (VfL Herrenberg/VfL Sindelfingen) obenauf. Die Jungen U 19-Doppelkonkurrenz dominierten Mahmoud El Haj Ibrahim/Nils Wolf (VfL Herrenberg/SV Sillenbuch), die auf dem Weg zum Titelgewinn nur einen Satz abgaben und das Finale gegen Cosmo Schmitt/Lars Maier (TTV Mühlhausen/TTSF Hohberg) relativ klar gewannen. Bei den Mädchen 19 ging es im Endspiel am spannendsten zur Sache, aber mit Minh-Thao Nguyen/Paulina Friebe (SU Neckarsulm/TSV Korntal) hatte am Ende auch die an Position eins gesetzte Paarung die Nase vorn, sie gewann gegen Anna Gaiser/Rebecca Merz (TV Öschelbronn/SU Neckarsulm) in fünf Sätzen. Baden-Württembergische Meister im Mixed wurden in der Jugend 15 Bao Chau Elisa Nguyen/Jonathan Gaiser, die im Endspiel in vier Sätzen über Leonie Müller/Len Müller (VfL Sindelfingen/TV Calmbach) die Oberhand behielten, der neue Titelträger kam dabei im Viertelfinale gegen Leni Rothfuß/Jannis Würzberger (TTC Renchen/FC Külsheim) kurzzeitig in Verlegenheit (3:2). Bei der Jugend 19 war es mit Paulina Friebe/Mahmoud El Haj Ibrahim das einzige nicht top-gesetzte Duo, das sich den Titel ergatterte. Im Finale gewannen die beiden in vier Sätzen gegen Bao Ngoc Nguyen/Lasse Mähnert (TTV Ettlingen/TTC Bietigheim-Bissingen). Zum Auftakt des zweiten Turniertags wurden die Vortagessieger in gebührendem Rahmen geehrt, danach standen ausnahmslos die Einzelkonkurrenzen im Fokus. Wohl auch beflügelt vom Sieg beim DTTB-Top 48-Bundesranglistenturnier marschierte Bao Chau Elisa Nguyen in beeindruckender Manier durch das Mädchen 15-Turnier, ohne Satzverlust sicherte sich die Drittligaspielerin des Sportbund Stuttgart den Titel. Als großen Erfolg konnte die Salzstettenerin Milla Pardela den Endspieleinzug werten, überraschend gewann sie das Halbfinale nach Abwehr zweier Matchbälle gegen Fatme El Haj Ibrahim. Dass die Jüngsten im Vormarsch sind, bewies zuvor auch Lotta Rothfuß (TTC Renchen), die mit einem Dreisatzerfolg über Leonie Müller aufhorchen ließ. Anna Gaiser gehörte bei den Mädchen 19 sicherlich zu den Mitfavoritinnen, die Spielerin des TV Öschelbronn freute sich dennoch riesig über ihren 3:2-Coup im Endspiel gegen Minh-Thao Nguyen (SU Neckarsulm). „Ich wollte meinen Eltern wenigstens einen Einzeltitel mit nach Hause bringen“, sagte die 15-jährige, nachdem ihr jüngerer Bruder im Einzel-Viertelfinale etwas überraschend die Segel streichen musste. Durchaus im Finale der Jungen 15 erwartet hatte man hingegen Tien Nghia Phong, Toptalent des TTC 1946 Weinheim, dem der Weg ins Endspiel allerdings nicht leichtgemacht wurde. Sowohl gegen Frederik Umlauff als auch gegen Abwehrspieler Jannis Würzberger ging es über die volle Fünfsatzdistanz. „Ich spiele eigentlich gerne gegen Abwehr, aber nicht gegen die von Jannis“, meinte „Tini“ Phong, der dann im Endspiel gegen Überraschungsfinalist Len Müller etwas weniger Mühe hatte. Der Calmbacher Len Müller hatte als Lokalmatador auf der Tribüne viele Sympathien auf seiner Seite. In der ersten KO-Runde tat sich der 13-jährige gegen Nino Aliberti (TTV Ettlingen) außerordentlich schwer, in der Rolle des Underdogs wuchs er dann allerdings im Viertelfinale gegen Favorit Jonathan Gaiser beim 13:11 im Entscheidungssatz über sich hinaus. Das Endspiel der Jungen 19 gewann Lars Maier von Verbandsoberligist TTSF Hohberg II in vier Sätzen gegen „Mudi“ El Haj Ibrahim, Oberligaakteur des TTC Mühlhausen. Der Herrenberger hatte sich zuvor in hochklassigen KO-Partien jeweils nach fünf Sätzen gegen Silas Schurr (SV Böblingen) und Doppelpartner Nils Wolf durchgesetzt. Bei Lars Maier ging es nur einmal in der Vorrunde (gegen Calmbachs Christof Müller) über die volle Distanz, verdientermaßen sicherte sich der 17-Jährige den Titel des baden-württembergischen Meisters.
Trotz des einen oder anderen organisatorischen Stolpersteins zeigte sich Jürgen Häcker am Ende zweier anstrengender Tage zufrieden. „Das sportliche Niveau war enorm, vor allem die Jugend 15 zeigt enorme Fortschritte. Um den Nachwuchs brauchen wir uns derzeit in der ARGE keine Sorgen zu machen“, sagte der Vizepräsident, „das Turnier hätte durch Jele Stortz und Amelie Fischer natürlich noch eine tolle Abrundung erfahren, aber auch so war das Teilnehmerfeld äußerst spielstark. Ich freue mich schon jetzt auf die Top 24-Turniere im Februar in Ettlingen.“
click-TT–Turnierkalender: Ergebnisse Baden-Württ. Einzelmeisterschaften Jugend
Bericht: Thomas Holzapfel
Fotos: Volker Arnold (weitere Fotos folgen)
Anmerkung der TTBW-Öffentlichkeitsarbeit
Leider konnten die vor der Veranstaltung zugesagten Services nicht eingehalten werden. Strom- und Internetausfälle am Freitag/Samstag führten dazu, dass der Live-Stream aus der Halle am Samstag nicht funktionierte. Wir bedauern, dass dieses Angebot reduziert war.
Weiterhin arbeiten wir an einer Bereitstellung der aktuellen Ergebnisse. Die Lizenz für MKTT online durch die ARGE LS TTBW ist erworben. In der kommenden Woche finden nun die vorbereitenden Arbeiten mit unserem Homepage-Vertragspartner statt. Ziel ist, die Ergebnisse zukünftig rundenaktuell im Internet darzustellen. Der Start soll am 13./14. Januar 2024 bei den BaWü Jugend-EM 11/13 erfolgen.
Thomas Walter, Geschäftsführer Sportentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit