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Wettkampfsport   Erwachsene  

Baden-Württembergische Einzelmeisterschaften der Damen und Herren in Weinheim-West

Jessica Göbel und Florian Bluhm setzen sich die baden-württembergische Krone auf

Florian Bluhm (NSU Neckarsulm)

Mit Jessica Göbel von Bundesligist TV Busenbach und Defensivkünstler Florian Bluhm von der Neckarsulmer Sportunion setzten sich bei den baden-württembergischen Meisterschaften in Weinheim zwei namhafte Akteure die Krone auf, für die der Titelgewinn kein Neuland bedeutete. Göbel wiederholte dieses Kunststück nach ihrem Erfolg im Jahre 2017, Florian Bluhm landete zuletzt vor fünf Jahren ganz oben auf dem Treppchen. Zusammen mit den Zweitplatzierten Tanja Krämer und Julian Mohr vertreten diese Topspieler die baden-württembergischen Farben bei den Deutschen Meisterschaften.

Die baden-württembergischen Titelkämpfe warteten in diesem Jahr mit einigen Änderungen auf. So entfiel diesmal das Qualifikationsturnier am ersten Tag. Während die Bezirke in Südbaden und Württemberg jeweils zwei Akteure benennen durften, wobei unter anderem der jeweilige Bezirksmeister berücksichtigt wurde, ermittelte der badische Verband seine Teilnehmer im Rahmen einer Ranglistenausspielung. Dies sorgt nach Aussage von Bernd Kaltenbach, Vizepräsident Sport Baden-Württemberg, für eine Aufwertung der Bezirksmeisterschaften, da „es doch sehr reizvoll ist, sich als Bezirksmeister für die baden-württembergischen Meisterschaften zu qualifizieren.“ Alexander Mohr, Vertreter des NSU Neckarsulm, hatte hier ein Gegenargument parat. „Durch diese Regelung der Bezirksquote wurde dem einen oder anderen spielstarken Spieler, der es nicht in den Kreis der acht Vornominierten schaffte, der Weg zu diesen Titelkämpfen versperrt. Meiner Ansicht nach sollte die Anzahl der Verfügungsplätze erhöht werden.“

Ungeachtet dessen ließen die Titelkämpfe mit Tischtennissport auf besonders hohem Niveau aufwarten. Bereits in der Vorrunde gab es mitreisende Duelle um das Weiterkommen in der jeweiligen Gruppe. Stellvertretend sei hier die packende Partie zwischen dem Wiesentaler Michael Steidel und Kian Aragian (TTG Kleinsteinbach/Singen) genannt, in der sich Steidel mit 23:21 (!), 5:11, 9:11, 12:10 und 11:9 durchsetzte und sich so den zweiten Platz in der Gruppe sicherte. Letztendlich waren es die Favoriten mit den höheren TTR-Zahlen, die sich für die erste KO-Runde qualifizierten. Diese fand – unter erstmaligem Mitwirken der Topfavoriten – am späten Abend des ersten Turniertags statt. Organisationsleiter Hans-Peter Gauß (Vizepräsident Sport im Badischen Tischtennisverband): „Einige der Topathleten in unserem Verantwortungsbereich mussten im Vorfeld noch einmal daran erinnert werden, dass sie bereits am ersten Tag ein Einzel zu bestreiten hatten.“

Richtig ans Eingemachte ging es am Turniersonntag, an dem die spannenden KO-Runden und die Endspiele auf dem Programm standen – und zuweilen auch nicht an emotionalen Ausbrüchen gespart wurde. Bei den Herren setzten sich ab dem Achtelfinale überwiegend die Favoriten durch, die dann auch die Medaillen untereinander ausspielten. Mit Julian Mohr, Jens Schabacker (beide NSU Neckarsulm) und Dwain Schwarzer (SC Staig) landeten gleich drei Spieler im Halbfinale, die bereits im Vorjahr in Hohenacker die Spitzenplätze belegten. Mit Florian Bluhm gesellte sich der Titelträger aus dem Jahre 2015 in den Elitekreis, der Abwehrkünstler marschierte ohne Satzverlust in die Vorschlussrunde. In sehenswerten Halbfinalspielen setzten sich Julian Mohr (3:0 gegen Dwain Schwarzer) und Florian Bluhm (3:1 gegen Vereinskollege Jens Schabacker) durch. Im Neckarsulmer Endspiel, das phasenweise spektakuläre Ballwechsel bot, gelang es dem Defensivspezialisten Florian Bluhm immer wieder, die wichtigen Akzente zu setzen, mit 11:7 setzte sich Bluhm im entscheidenden fünften Satz durch und sicherte sich so den begehrten Titel. „Zuweilen habe ich selber meine Chance zum Angriff gesucht“, resümierte Florian Bluhm, „aber das war im Endspiel eher seltener der Fall. Entscheidend war, dass ich meine Fehlerquote gering halten konnte.“ Nach Daniel Kleinert im Vorjahr setzte sich mit Florian Bluhm nunmehr abermals ein Abwehrstratege bei diesen Meisterschaften durch. Das kleine Finale gewann Jens Schabacker glatt in drei Sätzen gegen Dwain Schwarzer.

Florian Bluhm und Jens Schabacker, die sich im Einzelhalbfinale gegenüberstanden, trafen sich kurz danach abermals zu einer entscheidenden Partie am Tisch, gemeinsam ging es für die beiden Neckarsulmer um den Titel im Herren-Doppel. Bis ins Endspiel mussten die beiden lediglich zwei Sätze abgeben, verdientermaßen gewannen sie dann auch das Finale mit 11:8, 11:8 und 11:6 gegen Julian Mohr/Goran Tadic (NSU Neckarsulm/TTV Weinheim-West). Auch hier sorgte Florian Bluhm immer wieder für Staunen im Publikum, als er Bälle aus den hinteren Ecken der Spielbox herausfischte, mit denen selbst der Gegner nicht mehr rechnete. 

In der Damen-Konkurrenz war man gespannt, ob es gelingen würde, den klaren Favoritinnen Jessica Göbel und Tanja Krämer (beide TV Busenbach) Paroli zu bieten. Und in der Tat gerieten die beiden Bundesligaspielerinnen kurzzeitig etwas in die Bredouille. Tanja Krämer ließ gegen die couragiert aufspielende Neckarsulmer Zweitligaspielerin Kathrin Hessenthaler nach einer 2:0-Führung noch den Satzausgleich zu, drehte dann im fünften Satz beim 11:0 aber noch einmal auf. Tanja Krämer nahm’s vor den Augen ihre siebenjährigen Tochter gelassen: „Kathrin hatte im vierten Satz ein paar Netz- und Kantenbälle und spielte auch wirklich gut, aber ich konnte dann glücklicherweise noch etwas zulegen.“ Und bezogen auf ihre junge Betreuerin an der Spielfeldumrandung meinte Krämer augenzwinkernd: „Meine Tochter hat schon etwas Erfahrung mit dem Betreuen, in der Bundesliga hat sie dies auch schon gemacht.“ Auch Krämer’s Teamkollegin Jessica Göbel hatte eine kritische Phase zu überstehen, im Halbfinale machte ihr Vivien Scholz vom Zweitligisten ESV Weil zuweilen das Leben schwer. Satz fünf ging dann aber mit 11:5 recht deutlich an die Busenbacherin. Im vereinsinternen Endspiel hatte Jessica Göbel anschließend mit 14:12, 11:9 und 11:4 das bessere Ende für sich. Das Spiel um Platz drei gewann die 13-jährige Annett Kaufmann von Bundesligist SV Böblingen in fünf Sätzen gegen Vivien Scholz (14:12, 11:8, 7:11, 6:11, 11:3).

Für einige Spielerinnen aus der zweiten Reihe war es eine positive Erfahrung, sich mit den ganz Großen zu messen. So mussten die beiden Schönmünzacherinnen Antonia Bernhard und Nicole Gaiser nach glatten 0:3-Niederlagen im Achtelfinale passen. „Meine Gegnerin erreichte jeden Ball und war sehr schnell, das war schon bewundernswert. Und man hatte immer das Gefühl, dass sie im Notfall noch eine Schippe drauflegen kann“, sagte Abwehrspielerin Antonia Bernhard, die es mit Jessica Göbel zu tun hatte und insgesamt zehn Ballwechsel für sich entschied. 

Einige Jahre ist es schon her, als Alexandra Kaufmann (17) und ihre vier Jahre jüngere Schwester Annett gemeinsam im Doppel am Tisch agierten. „Es war wohl bei den U 15-Mädchen“, erinnerte sich Alexandra vage. Jedenfalls harmonierten die beiden Bietigheimerinnen im Trikot der SV Böblingen außerordentlich gut, die Links-Rechts-Kombination realisierte recht souverän den Sprung ins Endspiel. In diesem ließen die beiden gegen Vivien Scholz/Kathrin Hessenthaler (ESV Weil/NSU Neckarsulm) ebenfalls nicht viel anbrennen und sicherten sich mit 11:2, 5:11, 11:6 und 11:3 den Titel.  

Im erstmals wieder ausgetragenen Mixed-Wettbewerb hatte die Neckarsulmer Kombination Wenna Tu/Julian Mohr in den jeweiligen ersten Sätzen etwas Eingewöhnungsprobleme, mit insgesamt vier 3:1-Erfolgen klappte es dennoch mit dem Gang ins Endspiel. In diesem hatten die beiden beim 11:2, 11:6 und 11:6 über den Überraschungsfinalisten Alexandra Kaufmann/Luis Hornstein (SV Böblingen) überhaupt keine Probleme. Die beiden Böblinger hatten sich zuvor gegen Anja Skokanitsch/Christoph Hörmann (TuS Metzingen/TTC Ergenzingen) durchgesetzt, die wiederum beim 3:2 gegen Kathrin Hessenthaler/Florian Bluhm für eine der größeren Überraschungen des Turniers gesorgt hatten.

 

Unter Leitung von Oberschiedsrichter Dieter Ludwig waren am Wochenende achtzehn ausgebildete Schiedsrichter im Einsatz, die mit Unterstützung des gastgebenden Vereins die Zählgeräte bedienten. So waren es am ersten Turniertag sieben Jugendliche des TTV Weinheim-West, die zusätzlich als Schiedsrichter am Tisch fungierten. „Die Jungs machten ihre Sache außerordentlich gut“, so Dieter Ludwig.

 

Der 180 Mitglieder umfassende TTV Weinheim-West erwies sich abermals als hervorragender Gastgeber für die baden-württembergische Tischtenniselite. Bereits im Dezember hatte der Verein im Randgebiet Baden-Württembergs mit der Ausrichtung der baden-württembergischen Jugendmeisterschaft für ein organisatorisches Highlight gesorgt. „Der Tischtennissport in Weinheim boomt“, konstatierte Weinheims Bürgermeister Manuel Just bei seinem Grußwort. Der TTV war insbesondere beim Auf- und Abbau der Tische sowie im Catering involviert. Um die vierzig Mitglieder des Vereins sorgten für gute Rahmenbedingungen. Markus Kasper, Jugendwart des TTV Weinheim-West: „Wir haben inzwischen schon reichlich Erfahrung mit derartigen Veranstaltungen. Der Erlös kommt unserer Jugendarbeit zu Gute. Die Tische wurden von der Spedition aus Schönmünzach geliefert, wo unlängst die Senioren ihre Meisterschaften ausspielten. Und davor im Dezember waren die Tische ja schon einmal bei uns.“    

Die Turnierleitung mit Hans-Peter Gauß, Bernd Kaltenbach und Wolfgang Heeren hatte am Sonntag mit den KO-Spielen einen verhältnismäßig ruhigen Tag, wohingegen es am Samstag schon diverse Stressmomente beim Turnierablauf zu bewältigen gab. Trotz allem konnte der Zeitplan größtenteils eingehalten werden. Wolfgang Heeren sorgte für eine zeitnahe Übermittlung der Turnierergebnisse im Internet. In der Vorrunde fehlten sieben Damen und ein männlicher Spieler, um das jeweils mögliche 64er-Teilnehmerfeld zu komplettieren. So wurde die Vorrunde mit diversen Dreiergruppen absolviert. Wolfgang Laur (TSV Herrlingen): „Gerade für sportliche Außenseiter, die keine Chance auf’s Weiterkommen haben, ist dies nicht gerade motivierend, wenn man 20 Euro Startgeld berappt und dann nach zwei Einzeln wieder die Heimreise antreten muss.“ Recht positiv fiel hingegen die Turnierbilanz für Jens Seidel, Bezirksmeister aus dem Schwarzwald, aus: „Ich war in einer Vierergruppe und fand es eine tolle Sache, hier mitzuspielen. Man trifft auf andere Gegner und kann dies gut als Rückrundenvorbereitung nutzen.“

Zu den Ergebnissen

Zu den Platzierungen

Text: Thomas Holzapfel

Foto: Volker Arnold

Wenna Tu & Julian Mohr (beide NSU Neckarsulm)
Tanja Krämer (TV Busenbach)
Jessica Göbel (TV Busenbach)
Annett und Alexandra Kaufmann (SV Böblingen)
Annett Kaufmann (SV Böblingen)
Jens Schabacker & Florian Bluhm (beide NSU Neckarsulm)
Julian und Alexander Mohr (Sohn & Vater, NSU Neckarsulm)
Julian Mohr (NSU Neckarsulm)
Jens Schabacker (NSU Neckarsulm)

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