Von Thomas Holzapfel
Wenige Tage vor Weihnachten wurden in Abstatt bei den baden-württembergischen Einzelmeisterschaften der Tischtennisjugend frühzeitig sportliche Wünsche erfüllt. Natürlich vor allem für die Titelträger in den Einzel- und Doppelkonkurrenzen der U 13-, U 15- und U 18-Wettbewerbe, die allesamt mit sehenswertem Tischtennissport beim Nachwuchs aufwarten konnten. Und auch aus organisatorischer Sicht ließ der gastgebende TGV Eintracht Abstatt keine Wünsche offen.
Beim Turn- und Gesangverein Abstatt, dem mit etwa eintausend Mitgliedern größten Verein der Gemeinde, spielte am zweiten Dezember-Wochenende die Musik in der heimischen Wildeckhalle, in der die besten Tischtennis-Nachwuchsspieler ihre baden-württembergischen Einzelmeister ermittelten. Der Verein um Vorstand Thomas Schönfuß und die Abteilung mit ihrem ersten Vorsitzenden Alexander Kucher sowie Sportwart Torsten Merz hatte im Vorfeld einige Anstrengungen unternommen, um die Veranstaltung aus organisatorischer Sicht zu einem großen Erfolg werden zu lassen. „Sie hatten ein tolles Team im Einsatz, jedes Rädchen griff ins andere“, sagte dann auch Jürgen Mohr, Ressortleiter Jugendsport im TTVWH, der zusammen mit Gesamtleiter Jürgen Häcker (Vizepräsident Jugend Tischtennis Baden-Württemberg) nur lobende Worte für den gastgebenden TGV übrig hatte. Thomas Schönfuß, der mit der Tischtennisabteilung in den vergangenen Jahren keine Veranstaltung von derartiger Größe ausrichtete, brachte es dann am Sonntag etwas humorvoll auf einen Nenner: „Wir hatten zuletzt zwei große Tischtennisveranstaltungen hier in Abstatt. Die eine war gestern, die andere heute.“
Aus sportlicher Sicht waren die Organisatoren am Freitagabend noch emsig am Telefonieren, da es galt, auf diverse Absagen zu reagieren und schnell noch Ersatzpersonal für das Turnierwochenende zu finden. Jürgen Häcker: „Auch dank der schnellen Reaktion der kontaktierten Vereine gelang es dann, die Teilnehmerfelder wieder zu füllen.“
Die Wildeckhalle platzte vor allem in der ersten Hälfte des ersten Turniertags aus allen Nähten, als sowohl die U 13- wie auch die U 18-Vorrundenwettbewerbe von statten gingen. Bei den Jüngsten (U 13) setzten sich mit Wirbelwind Manuel Prohaska (SC Staig) und Amelie Fischer vom TSV Untergröningen die beiden Topfavoriten auf den Turniersieg durch. Manuel Prohaska wurde es dabei nicht leicht gemacht. Sowohl in der Vorrunde (gegen den Ulmer Atakaan Kökten) wie auch im Halbfinale gegen Peter Waddicor (DJK Sportbund Stuttgart) musste er über die volle Fünfsatzdistanz gehen. Im Finale gegen Luke Hofferer (TTC Mutschelbach) ließ er dann jedoch keinen gegnerischen Satzgewinn zu. Luke Hofferer durfte sich dafür über den Gewinn der Goldmedaille im Doppel freuen, mit Partner Till Kretschmer (TTV Mühlhausen) holte er sich den Titel (3:1 im Finale gegen die Korntal-Hemminger Formation Gauthier Bouteille/Matej Haspel). Bei den Schülerinnen war der Weg zum Titel für Amelie Fischer nicht ganz so holprig, das Talent aus Untergröningen gab lediglich im Halbfinale gegen Lokalmatadorin und Doppelpartnerin Rebecca Merz einen Satz ab, das Endspiel gewann sie dann gegen Lucia Behringer (SV Niklashausen) mit 11:7, 13:11 und 11:5. Auch im Doppel agierten Fischer/Merz sehr souverän, ebenfalls glatt in drei Sätzen wurde das Endspiel gegen Minh-Thao Nguyen (NSU Neckarsulm)/Lucia Behringer gewonnen.
Wie in allen Konkurrenzen des gesamten Wochenendes setzten sich auch im U 18-Wettbewerb die Topgesetzten durch. Vor allem bei Alexandra Kaufmann (TTC Bietigheim-Bissingen) überraschte dies nicht, da sie im Ranking doch recht deutlich das Teilnehmerfeld anführt. Dennoch hatte die DTTB-Top 48-Ranglistensiegerin eine brenzlige Situation zu meistern. Gegen eine famos aufspielende Celine Schädler (TTF Stühlingen) sah sie sich in der Vorschlussrunde mit 1:2 Sätzen in Rückstand, drehte dann aber beim 11:6 und 11:6 den Spieß noch um. Gegen die an Nummer zwei gesetzte Schönmünzacherin Antonia Bernhard hatte sie dann im Angriffs-Abwehr-Finale vergleichsweise weniger Stress, so dass Kaufmann die erfolgreiche Titelverteidigung gelang. Im Doppel musste sie mit Partnerin Ramona Betz im Endspiel über die Maximaldistanz gehen, mit 11:5 gewannen die beiden im fünften Satz gegen Luisa Leser (DJK Offenburg)/Antonia Bernhard. Bei den Jungs lieferten sich die beiden Finalisten und zugleich Titelfavoriten Jeromy Löffler (ASV Grünwettersbach) und Carlos Dettling (DJK Sportbund Stuttgart) ein Endspiel auf Regionalliga-Niveau. „Die ersten drei Sätze waren sehr knapp und umkämpft“, sagte Jeromy Löffler nach dem Spiel gegen seinen Angstgegner, „ ich habe mich dann einfach total auf das Spiel fokussiert und habe mich Punkt für Punkt vorgearbeitet.“ In einem Spiel, das sich recht lange ausgeglichen gestaltete, setzte sich der 15-jährige Grünwettersbacher dann mit 12:10, 10:12, 11:7 und 11:3 durch. Nach dem U 13-Titel in der Saison 2015/2016 und dem U 15-Titel im vergangenen Jahr machte Jeromy Löffler nunmehr seine Titelsammlung komplett. Im Doppel musste die topgesetzte Stuttgarter Regionalligaformation Uros Bojic/Carlos Dettling bereits in der ersten Runde die Segel streichen, gegen Simon Dübner/Daniel Kern (VfR Birkmannsweiler/SG Schorndorf) setzte es eine sensationelle Niederlage. Die beiden Überraschungssieger schafften es dann bis ins Halbfinale, wo sie allerdings den späteren Siegern Tom Schaufler/Fabian Gäßler (TTSF Hohberg) gratulieren mussten. Zweiter wurde Jeromy Löffler mit Partner Niklas Wiegand (TV Jebenhausen).
An beiden Turniertagen wurde der Zeitplan gut eingehalten. Während am Samstag die Siegerehrung gegen 20 Uhr über die Bühne ging, war das Turnier am Samstag, als lediglich die U 15-Jugend im Einsatz war, bereits gegen 16:30 Uhr beendet – und somit sogar 45 Minuten früher als im Zeitplan avisiert. Vor den Augen der Landestrainer waren auch in der U 15-Konkurrenz die Favoriten obenauf. Bei den Mädchen wurde Lea Lachenmayer (TTC Frickenhausen) ihrer Rolle gerecht, wenngleich sie sich im Endspiel gegen Thi Minh Thu Nguyen (NSU Neckarsulm) erst einmal mit einem 0:2-Satzrückstand konfrontiert sah. Doch die Oberligaspielerin bekam noch rechtzeitig die Kurve und gewann mit 11:13, 6:11, 11:7, 11:6 und 11:3. Auch Lea Lachenmayer durfte sich zwei Mal die Goldmedaille um den Hals hängen, im Doppel blieb sie mit der Abstatterin Victoria Merz während des gesamten Turniers ohne Satzverlust. Groß war der Jubel in der Halle nach dem Gewinn der Goldmedaille für die Lokalmatadorin, eine von drei Töchtern von Turnierinitiator Torsten Merz. Die Familie Merz durfte sich somit über zwei Goldmedaillen im Doppel sowie zwei weitere Bronzemedaillen freuen. Diesbezüglich konnte die Familie Behringer aus Niklashausen mithalten, die ebenfalls drei Talente am Start hatte und dabei zwei Mal Silber und zwei Mal Bronze ergatterte. Im Untergröninger Hause Fischer war Tochter Amelie allein für den Gewinn von vier Medaillen (2x U 13-Gold, 2x U 15-Bronze) zuständig. Ebenfalls beachtlich: Von den sechzehn Achtelfinalistinnen kamen gleich acht aus dem Bezirk Heilbronn. Bei den U 15-Jungs gingen Leon Lühne (SV Sillenbuch) und Samuel Schürlein (DJK Offenburg) gemeinsam im Doppel an den Start. Nach eher mäßigem Turnierauftakt steigerten sich die beiden, mussten sich aber im Endspiel gegen Fabian Haid/Daniel Geissel (SV Leonberg-Eltingen/TTC Mühringen) noch ein weiteres Mal strecken, um nach fünf Sätzen den Titel einzufahren. Kaum das Doppelturnier gewonnen, mussten die beiden im Einzelfinale gegeneinander antreten. Leon Lühne hatte zu Beginn alles unter Kontrolle, verzeichnete dann aber in den Sätzen drei und vier diverse Durchhänger, um sich dann beim 11:5 im fünften Satz doch noch gegen Samuel Schürlein, immerhin Siebtplatzierter beim DTTB-Top 24, zu behaupten.
Die Schiedsrichter unter Leitung von Eckhard Mayer (Bezirk Ludwigsburg) vermeldeten einen ruhigen Turnierverlauf ohne besondere Vorkommnisse, zusammen mit Einsatzleiterin Melanie Timke und Schlägertester Lukas Eichhorn waren an den beiden Tagen von Abstatt um die fünfzig Referees im Einsatz. Besonders erfreulich war, dass zahlreiche junge Verbandsschiedsrichter an den Tischen agierten. Ein lobendes Beispiel liefert hier der SV Gründelhardt (Bezirk Hohenlohe), der momentan sechs Verbandsschiedsrichter in seinen Reihen hat, wovon fünf an diesem Wochenende aktiv waren. Alles im Griff hatten auch die beiden Turnierleiter Markus Buchstab, Ressortleiter Einzelsport im Bezirk Ludwigsburg, und Lea Tannebaum. Die 15-jährige nahm unlängst an einer Informationsveranstaltung des TTVWH teil und ist seither Mitglied im Verbands-Turnierleiterpool. „Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, derartige Turniere auch in der Zukunft zu leiten“, sagte Lea Tannebaum. Auch für den gastgebenden Verein sollen diese baden-württembergischen Meisterschaften nicht der letzte Höhepunkt sein. „Wir haben Blut geleckt“, sagte Vereinsvorstand Thomas Schönfuß nach den zwei Tagen. „Auch wenn es im Vorfeld viel Arbeit gab, so hat sich das Ganze doch gelohnt und wir könnten uns durchaus vorstellen, ein Turnier dieser Kategorie wieder einmal an Land zu ziehen.“
Fotos: Volker Arnold