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Pressemitteilung  

Alexandra und Annett Kaufmann im Interview

Interview der Schwestern zum Bundesliga-Endspurt

Zwei erfolgreiche Schwestern mit dem entsprechendem Sportler-Gen

Von Thomas Holzapfel

Dass sportliches Talent vererbbar ist, haben schon zahlreiche Forschungen ergeben. Es gibt genügend Beispiele von berühmten Athleten, die quasi das Sportler-Gen in die Wiege gelegt bekamen. Man denke nur mal an Felix Neureuther, der im Skisport ähnliche Erfolge erzielte wie seine Eltern. Oder an Mick Schumacher, der im Motorsport derzeit in die Fußstapfen seines Vaters Michael tritt. Doch es muss nicht immer die Sportart der Eltern sein, wie die beiden Tischtennis-Schwestern Alexandra (19) und Annett Kaufmann (14) von der SV Böblingen auf eindrucksvolle Art veranschaulichen. Vater Andrej ist ein ehemaliger Eishockey-Profi, Mutter Anna war unter ihrem Mädchennamen Korsunowa als Skirennläuferin im Leistungssport aktiv. Im Jahr 2008 kam die Familie nach Bietigheim-Bissingen, Vater Andrej wurde auch Anhieb mit den Bietigheim Steelers deutscher Zweitliga-Meister. Seit mehr als einem Jahrzehnt spielt im Hause Kaufmann derweil der kleine Tischtennisball die Hauptrolle, Alexandra und Annett fuhren reihenweise Erfolge ein. Und tun das immer noch. Seit nunmehr zwei Jahren stehen die beiden ehrgeizigen jungen Damen mit dem beachtlichen Ballgefühl im Kader von Bundesligist SV Böblingen. Im Vorfeld des Liga-Endspurts mit fünf Partien an zwei Wochenenden standen sie uns für ein Interview zur Verfügung.

Redaktion: Wie sieht momentan euer Alltag aus?

Alexandra Kaufmann: Nach bestandenem Abitur im letzten Jahr bin ich aktuell im baden-württembergischen Tischtennisverband als FSJ’lerin tätig. Momentan unterstütze ich den Nachwuchskader beim Training, der corona-bedingt nur sieben Kinder umfasst. Parallel bin ich für die Social Media-Auftritte des Verbands zuständig, da habe ich gerade ein Throwback-Quiz ins Leben gerufen. Hier werden regelmäßig Fotos von ehemaligen Kaderspielern gepostet, die dann erraten werden müssen. Ich bin trotz Corona recht gut ausgelastet.

Annett Kaufmann: Ich bin grundsätzlich dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, in diesen komischen Zeiten zu trainieren. Zurzeit trainiere ich viel in der AEG-Halle in Böblingen, unter anderem mit meiner Teamkameradin Mitsuki Yoshida und mit Zweitligaspieler Florian Bluhm. Insofern bestimmt der Tischtennissport weiterhin den Großteil meiner Freizeit. Es ist nicht immer einfach, Schule und Tischtennis unter einen Hut zu bringen. Aber bis jetzt gelingt mir das noch recht gut. Im Moment gehe ich in die neunte Klasse auf dem Ellental-Gymnasium in Bietigheim. Meine Noten liegen immer so im 2er-Bereich, meine Lieblingsfächer sind Sport, Mathe, Latein und Biologie.

Redaktion: Alexandra, kommst du selbst auch zum Trainieren?

Alexandra Kaufmann: Nachdem ich nun dem Jugendalter im Tischtennissport entwachsen bin, haben sich in den vergangenen Monaten die Prioritäten etwas verändert. Allerdings trainiere ich seit geraumer Zeit wieder intensiver, um für den Schlussspurt in der Bundesliga gewappnet zu sein. Regulär, also ohne dieses Virus, wäre ich vermutlich noch weniger zum Trainieren gekommen, weil ich dann seitens des Verbandes mit Arbeit auf der Geschäftsstelle oder dem Leiten von Tischtennis-AG’s noch mehr eingespannt wäre.

Redaktion: Was den Rest der Bundesligasaison angeht, welche Ziele verfolgt ihr persönlich und mit dem SVB-Team?

Alexandra Kaufmann: Ich freue mich darauf, nach einer mehrwöchigen Pause endlich mal wieder gemeinsam mit der Mannschaft anzutreten, wenngleich die beiden Wochenenden natürlich vollgepackt sind. Was die Qualifikation für die Playoff’s angeht, ist noch alles offen. Wenn wir gegen die direkten Mannschaften in der unteren Tabellenhälfte punkten sollten, ist ein Platz unter den ersten Sechs auf jeden Fall drin. Persönlich wäre es mein Traum, am hinteren Paarkreuz endlich mal ein Spiel zu gewinnen.

Annett Kaufmann: Da ich ja am vorderen Paarkreuz spiele, ist es schwer, Spiele zu gewinnen. Ich werde immer mein Bestes geben und versuchen, dem einen oder anderen Favoriten ein paar Sätze oder vielleicht sogar mal ein Spiel zu klauen. Ich glaube, die Playoff’s sind machbar.

Redaktion: Annett, bist du auch bald wieder im Einzelbereich in der Jugend gefordert? Oder steht das alles noch in den Sternen?

Annett Kaufmann: Laut World Table Tennis soll es ab Mai internationale Turniere geben, aber da muss man vermutlich erst einmal die Corona-Situation abwarten. Es wäre auf jeden Fall klasse, wenn es mal wieder mit einem Turnier klappen würde und ich meine Tischtennisfreunde aus der ganzen Welt wiedersehen könnte. Auf nationaler Ebene sieht man sich ja immerhin bei den Kaderlehrgängen.

Redaktion: Wie sehen eure Zukunftspläne aus, beruflich und im Tischtennis? Und bleibt ihr der SV Böblingen treu?

Alexandra Kaufmann: Ab Mitte März werde ich mich an verschiedenen Unis bewerben, ich würde gerne die Fächer Russisch, Sport und eventuell noch Politik auf Lehramt studieren. Optimal wäre es, an der Uni in Tübingen angenommen zu werden. In Sachen Tischtennis werde ich selbst etwas kürzertreten, da mir die Zeit für intensives Training fehlen wird. Ich habe noch einen kleinen Nebenjob bei Compass, einem deutschlandweiten Talentförderprojekt, und habe außerdem die Möglichkeit, die A-Lizenz zu erwerben. Dementsprechend habe ich vor, in der nächsten Saison in der zweiten Böblinger Mannschaft zu spielen und in der Ersten einzuspringen, wenn es notwendig ist. Genauso wie Annett werde ich auf jeden Fall weiter für die SV Böblingen spielen. 

Annett Kaufmann: Natürlich würde ich, wenn alles gut läuft, in ein paar Jahren gerne in der Nationalmannschaft der Damen spielen und die Profilaufbahn einschlagen. Das wäre mein Plan A. Im Vergleich zu anderen Sportarten hat Tischtennis aber leider weniger Bedeutung und man kann nicht so viel Geld verdienen. 2024 mache ich in Bietigheim mein Abi und könnte mir danach auch vorstellen, Sportpolizistin zu werden.

Text: Thomas Holzapfel    Foto: privat

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