Oskar Wössner ist zweifelsohne einer vom alten Schlag. In seiner langen Berufszeit als Lehrer und Rektor legte der Altensteiger viel Wert auf traditionelle Grundtugenden. Solche wie Disziplin, Zuverlässigkeit und Fleiß, die er selbst auch in seiner 45-jährigen Ehrenamtszeit als Pressewart des Tischtennisbezirks Schwarzwald offenbarte. Nun rücken bei dem 78-jährigen allerdings Bleistift und Computer in den Hintergrund.
„Eigentlich wollte ich schon mal vor dreißig Jahren meine Pressetätigkeit beenden“, bekennt Oskar Wössner im Gespräch. Dies zu der Zeit, als in den Unternehmen und privaten Haushalten der Computer und das Internet Einzug hielten. „Der damalige Bezirksfachwart stellte mir jedoch einen Computer in Aussicht, den ich auch gut zum Lernen für meinen Beruf gebrauchen konnte und so stellte ich mich weiter für das Amt zur Verfügung“, erinnert sich der Schwarzwälder. Schließlich brach auch in der Altensteiger Hohenberg-Schule, wo Wössner seit vielen Jahren als Rektor fungierte, das Computerzeitalter an. Mit entsprechend integrierter Faxfunktion und diversen Programmen zur Pflege der Tischtennistabellen änderte sich sodann das ehrenamtliche Umfeld des engagierten Öffentlichkeitsarbeiters.
Bis es dazu kam, hatte sich Oskar Wössner im Tischtennisbezirk bereits zu einer festen Ehrenamtsgröße entwickelt. Im Jahr 1976 war es, als Wössner von Klaus Stahl, dem damaligen Macher bei den Sportfreunden Gechingen, zu einer Bezirkssitzung in den Gasthof „Ochsen“ animiert wurde, über die er dann in der Zeitung berichtete. „Der damalige Ottenbronner Ortsvorsteher und Kreisfachwart Manfred Hammann schlug mich dann noch im gleichen Jahr als Pressewart für den Bezirk vor. Und sorgte zudem für die Kontaktaufnahme mit Johannes Koch vom TTC Calw“, erzählt Oskar Wössner. Der Bundesligaclub aus der Hermann-Hesse-Stadt war bekanntermaßen zu dieser Zeit die große Nummer in der Tischtennisszene. Und hatte fortan mit Wössner einen engagierten Mitarbeiter in seinen Reihen. „Fünf Jahre berichtete ich für mehrere Redaktionen über die großen Spiele der Calwer im Oberhaus. Diese Tätigkeit war sozusagen das Sprungbrett für die zukünftigen Presseaktivitäten.“
Wie die Pressearbeit zu Wössners Anfangszeiten ablief, vermag sich heute kaum jemand so richtig vorzustellen. „Die Berichte kamen meistens mittwochs oder donnerstags in der Zeitung. Den größten Zeitaufwand hatte ich mit dem Beliefern der Redaktionen, die meine Berichte am Wochenende in den Briefkasten geworfen bekamen. Die Tabellen habe ich ebenfalls noch von Hand berechnet und aktualisiert“, blickt Wössner zurück. Und muss selbst den Kopf schütteln, wenn er an seine damalige Arbeit zurückdenkt. „Die Berichte habe ich auf Schreibmaschine mit dünnem Durchschlagspapier geschrieben, um gleich mehrere Kopien für die jeweiligen Redaktionen verfügbar zu haben.“ Mit der Zeit erhöhte sich das Arbeitspensum des gebürtigen Trossingers, immer mehr stand der Tischtennissport bei den Zeitungen im Fokus. Wohlwissend, dass man sich auf das zuverlässige Liefern der Wössner-Berichte stets verlassen konnte.
Dass bei den wöchentlich wiederkehrenden Aufgaben, dem Verfassen der Vorschauen und Spieltags-Berichte, auf privater Ebene einiges auf der Strecke blieb, verleugnet Oskar Wössner nicht. „Das wurde von meiner Frau über all die Jahre toleriert“, sagt der Pressewart mit verschmitztem Unterton. Und erinnert sich gut an einen Sonntagvormittag, an dem er selbst verhindert war und seine Frau bereitwillig den Ergebnisdienst übernahm. Oskar Wössner erzählt: „Der erste Anrufer vermeldete ein Unentschieden eines Herrenspiels und meine Frau fragte, wie es denn ausging. Natürlich 8:8, sagte der Ergebnismelder. Daraufhin rief eine Tischtennisspielerin an, die ebenfalls ein Unentschieden vermeldete. Meine Frau notierte das 8:8, wurde dann aber eines Besseren belehrt. Nein, wir spielten 7:7, sagte die Spielerin. Sozusagen als Krönung wurde im Anschluss noch ein 6:6 eines Jugendspiels vermeldet. Dies alles stieß bei meiner Frau auf völliges Unverständnis.“
Trotz umfangreicher Pressearbeit gelang es Oskar Wössner stets, Ehrenamt und Beruf strikt voneinander zu trennen. „Ich hatte das recht gut organisiert. Unter der Woche war ich meistens bis zum späten Nachmittag in der Schule und abends sowie am Wochenende wurde viel Zeit dem Berichteschreiben gewidmet“, sagt der 78-jährige heute. Erste Berührungen mit dem Tischtennissport hatte Wössner – wie so viele - schon in der Jugend. „Damals in der Volksschule schob man einfach zwei Spanplatten zusammen, machte ein Netz dran und spielte halt hobbymäßig.“ Bis er einem Verein beitrat, verging noch einige Zeit. Im Alter von 23 Jahren, es war 1966 bei einem Urlaub in Tirol, saß er mit seiner damaligen Verlobten in einem Restaurant, als er im Hintergrund das „Klack-Klack“ von Tischtennisbällen hörte. „Wie es der Zufall so will, spielte da Rolf Jäger mit seinem Bruder Wolfgang, die mit ihren Eltern ebenfalls im Urlaub weilten“, erinnert sich Oskar Wössner, der sich vom schnellen Spiel der beiden Schwarzwälder begeistert zeigte. „So etwas hatte ich noch nie gesehen.“ Fortan schaute er auch öfters bei den Jäger’schen Punktspielen in Calmbach vorbei. Das Vorhaben, selbst auch einmal den Schläger in die Hand zu nehmen, realisierte er wenige Jahre später, als er dem Training in Gechingen beiwohnte und sich ob der Spielkünste der dortigen Sportfreunde durchaus wettkampftauglich sah. „Als ich dann im Training mal mitspielte, habe ich gegen die dortigen Materialspezialisten gleich mal drei Schneider kassiert“, rekapituliert Wössner mit einem Schmunzeln. Dennoch: Zusammen mit Schulkamerad Bernd Nußbeutel wurde eifrig der moderne Topspin trainiert und Oskar Wössner schaffte es mit „abwehrorientiertem Spiel und einer ordentlichen Rückhand“ immerhin bis hoch in die Bezirksklasse.
Nicht nur bei sich selbst, auch bei seinen Schülern und Schülerinnen der Altensteiger Hohenberg-Werkrealschule, wo er bis zum Renteneintritt im Jahr 2007 in Amt und Würden war, agierte Oskar Wössner stets getreu dem Motto „Jeder muss es so gut machen, dass er’s besser nicht machen könnte.“ Der langjährige Schulleiter, der selbst hauptsächlich die Fächer Geschichte und Mathematik unterrichtete, zeigte sich durchaus kompromissbereit und teamfähig, ließ sich von den Pennälern aber nicht auf der Nase herumtanzen. „Man spricht in diesem Zusammenhang wohl von Zuckerbrot und Peitsche“, sagt der ehemalige Nagolder Internatsschüler, dessen berufliche Karriere mit 21 Jahren als Lehrer in Schömberg begann. „Anfangs befanden sich da die Schüler aller acht Schuljahre gleichzeitig in einem Raum“, blickt der zweifache Vater auf einen außergewöhnlichen Berufsstart zurück. Seine soziale Ader bewies er, der sich immer auch als Lernpartner der Schüler sah, immer wieder aufs Neue. So verhalf er einem jungen Mädchen aus einer rumänischen Aussiedlerfamilie gegen den Willen des Kollegiums zur Versetzung in eine Normalklasse und förderte sie auch noch, als sie ins Wirtschaftsgymnasium nach Freudenstadt wechselte. „Heute ist sie erfolgreich als Rechtsanwältin in München tätig“, sagt Wössner nicht ohne Stolz.
Neben seinem intensiven Engagement als Pressewart verschrieb sich Oskar Wössner viele Jahre der Landesgeschichte, wirkte knapp drei Jahrzehnte im Altensteiger Heimat- und Geschichtsverein mit. Er machte Stadtführungen und war an der Erstellung etlicher Heimatbücher beteiligt. „Die Schreibtätigkeit im Tischtennissport kam mir auch bei diesem Hobby und natürlich auch im Beruf zugute. Ich konnte recht schnell und treffend formulieren“, meint Wössner, der als Bezirkspressewart auch gut mit Kritik umgehen konnte. „Kritik gab es in all den Jahren eher selten, aber wenn sich mal jemand auf den Schlips getreten fühlte, dann konnte ich recht gut damit umgehen.“ Dass er mit den modernen Gegebenheiten zuweilen durchaus auf Kriegsfuß stand, daraus macht er keinen Hehl. „Als ich sonntags mal ein Problem mit meinem Computer hatte, habe ich den damaligen Geschäftsstellenleiter Hermann Hauser auf einem Sportplatz in Wart-Ebershardt aufgesucht, um ihn um Unterstützung zu bitten. Diesbezüglich war ich hartnäckig.“
An über zwanzig Sonntagen im Jahr erwies sich Wössner als zuverlässige Konstante bei den Schwarzwälder Sportredaktionen. Ute Walkenhorst, stellvertretende Bezirksvorsitzende, bringt es auf den Punkt: „Ich habe meine Zeitung hauptsächlich wegen der Tischtennisberichte von Oskar abonniert. In Sachen Pressearbeit kann ihm wohl kaum jemand das Wasser reichen.“ Zum Abschluss noch einmal der Altensteiger: „Es war mir immer am wichtigsten, dass unser Tischtennissport in der Öffentlichkeit gut und regelmäßig repräsentiert wird. Lobende Worte taten zwar generell gut, waren aber letztendlich nicht der Antrieb. Es klingt vielleicht etwas pathetisch, aber ich wollte mit meinem ehrenamtlichen Engagement der Gesellschaft auch etwas zurückgeben, nachdem sie mir in all den Jahren so viel ermöglicht hat.“
Bericht: Thomas Holzapfel
Fotos: Ute Walkenhorst