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Engagementförderung   Pressemitteilung  

Vom einem Schlachthaus, einer 50-jährigen Serie und beispiellosem Zusammenhalt

Bei der Calmbacher Familie Metzler dreht sich seit vielen Jahren alles um das Spiel mit dem kleinen runden Ball

Die Metzler´s unterwegs in Europa

Ob das Talent für einen Sport vererbt werden kann, wird oftmals kontrovers diskutiert. Es gibt Beispiele dagegen und es gibt genügend, die dafürsprechen. Auch muss man vorsichtig sein, bei zwei erfolgreichen Generationen in einer Sportart gleich von einer Dynastie zu sprechen. Beschäftigt man sich jedoch genauer mit der Tischtennisfamilie Metzler beim TV Calmbach, so kommt man nicht umhin, Begriffe wie Sportler-Gen oder Familien-Dynastie in den Mund zu nehmen.

Freilich, nimmt man die Bezeichnung für eine Dynastie wörtlich, so geht es historisch um eine Geschlechterabfolge von Herrschern. Die Tischtennisabteilung zu „beherrschen“, war den Metzlern von jeher fremd, dennoch prägte die Familie aus dem Wildbader Stadtteil die Geschichte der mittlerweile über sechzig Jahre alten Tischtennisabteilung wie kaum eine andere. Assoziiert man den Namen Schubeck mit dem Kochen oder derzeit Lauterbach mit dem leidigen Corona-Virus, so verbindet man den Tischtennissport im Enztal mit der Familie Metzler.

Anfang der 1970er Jahre war es, als sich Jürgen Metzler dem schnellen Sport mit dem kleinen, weißen Ball verschrieb. Wenige Jahre, nachdem die Calmbacher um ihr damaliges Juwel Rolf Jäger erste Erfolge auf württembergischer Ebene verzeichneten, fand der junge Jürgen Metzler den Weg zum TVC. Der heute 60-jährige erinnert sich noch gut: „Über den damaligen Jugendleiter Oskar Seyfried bin ich zum Tischtennis gekommen. In einem Calmbacher Schlachthaus wurde nach Feierabend immer ein Tisch aufgebaut und bis in die späten Abendstunden Tischtennis gespielt. Das machte mir unheimlich Spaß und als ich schnell besser wurde, war der Vereinseintritt die logische Konsequenz.“ Neben spielerischer Qualität war es immer auch dieser Schuss an Tischtennis-Verrücktheit, der zuerst bei Jürgen Metzler und später bei den anderen Familienmitgliedern für entsprechende Motivation sorgte.

Beispiele, die diesen überschwänglichen Enthusiasmus dokumentieren, gibt es aus der Historie zuhauf. In den mittlerweile fünfzig Jahren seiner Vereinszugehörigkeit verpasste Jürgen „Sepp“ Metzler kein einziges Pflichtspiel – über 1000 Partien bestritt er für seinen Heimatverein. „Ich spiele immer. Familienfeste oder andere Veranstaltungen waren für mich noch nie ein Argument, einem Punktspiel fernzubleiben. Oftmals kam ich erst nach Mitternacht zu den Feierlichkeiten. Auch wurde der Urlaub immer in die spielfreie Zeit gelegt“, sagt Jürgen „Sepp“ Metzler, der sich diesbezüglich seit vielen Jahren kompromisslos zeigt. Neben diversen, zugegebenermaßen überschaubaren Einzelerfolgen auf Kreisebene ist es bei Jürgen Metzler stets der Teamspirit, der die Sportart Tischtennis für ihn ausmacht. „Mit der ersten Mannschaft stieg ich insgesamt vier Mal in die Landesliga auf, mit der zweiten Mannschaft zwei Mal in die Landesklasse“, erinnert sich der gelernte Steuerfachgehilfe. 

Die Begeisterung für Sport im Allgemeinen und Tischtennis im Besonderen schwappte dann auch – kaum verwunderlich – auf seine Söhne Christian und Daniel über, deren sportliche Entwicklung lange Jahre das Alltagsgeschehen im Hause Metzler bestimmte. Der heute 31-jährige Christian spielte fünf Jahre lang beim SSV Reutlingen in der Verbandsliga, sein drei Jahre jüngerer Bruder Daniel unter anderem in Böblingen. Bei Fahrten der Youngsters zu Punktspielen, Turnieren und ins überregionale Training standen stets die Eltern Gewehr bei Fuß. „Weit über einhunderttausend Kilometer dürften es sein, die wir hier zurückgelegt haben“, sagt der derzeitige TVC-Sportwart Jürgen Metzler und ergänzt, dass „meine Frau Sonja davon einen Großteil abgedeckt hat, was einfach sensationell ist.“

Unter der Ägide von namhaften Trainern und in Reihen höherklassiger Vereine verbuchten die jungen Metzler-Brüder zahlreiche Erfolge im Einzel- und Mannschaftssport. Christian Metzler führt den sechsten Platz bei der süddeutschen Schülerrangliste und die Teilnahme an der Schüler-DM ganz oben an, mit dem TV Dornstetten wurde er deutscher U 15-Vizemeister. Auch Daniel gehörte in jungen Jahren zur baden-württembergischen Spitze. Später, nach der Rückkehr zum TVC, bejubelten die beiden gemeinsam die Meisterschaft in der Männer-Verbandsklasse, verbunden mit dem Aufstieg in die höchste Spielklasse Württembergs, sowie zahlreiche Bezirkspokalsiege. In den Corona-bedingt abgebrochenen Spielzeiten 2019/2020 und 2020/2021 kämpfte die Calmbacher Erste in der Verbandsliga Süd (ehemals Verbandsklasse) jeweils um den Klassenerhalt.

Bei allen sportlichen Aktivitäten spielt im Hause Metzler auch das Ehrenamt eine nicht unwesentliche Rolle. Spätestens jetzt kommt dann auch Frank Metzler, der Cousin von Jürgen, ins Spiel. Zu Beginn des neuen Jahrtausends war der heute 54-jährige eine Zeitlang Abteilungsleiter, zuvor auch Stellvertreter unter der Führung seines älteren Bruders, dem viel zu früh verstorbenen Eberhard Metzler. Gemeinsam mit Jürgen Metzler leitete Frank von 2007 bis 2012 die Geschicke der regen Abteilung.

Aus Familiensicht wurde 2011 sportlich Geschichte geschrieben, als es in der Bezirksliga zum vereinsinternen Derby kam, bei dem am Spitzenpaarkreuz vier Mal der Name Metzler auftauchte. Überhaupt konnten sich auch die Erfolge von Frank Metzler sehen lassen, der erst Mitte der 1980er Jahre mit dem Tischtennissport begann, sich dann aber von der Kreisklasse bis in die Landesliga hocharbeitete und den Fünfsatzerfolg über den nigerianischen Topspieler in Reihen des TV Dornstetten, Adedeji-Adedapo Akiode, im März 2019 zu seinen persönlichen Höhepunkten zählt. Zuletzt engagierte sich der Calmbacher Schriftführer unter anderem in seinem Wohnort Oberkollbach bei der Gründung einer Tischtennisabteilung.

Wenn es eines weiteren Belegs der Metzler’schen Tischtennisbegeisterung bedarf, dann ist es die Namensgebung von Franks Sohnemann Jan-Ove, benannt nach der schwedischen Tischtennislegende Jan-Ove Waldner (Frank Metzler: „Für mich der beste Tischtennisspieler aller Zeiten“). Der 26-jährige Jan-Ove und dessen Zwillingsbruder Niklas durchliefen ihre Jugendjahre beim TV Calmbach, schafften es dort bis in die Bezirksliga und schwingen heute für den SV Oberkollbach den Schläger.

Befragt man den Metzler-Clan nach der Rolle der Familie im Verein, sind die Protagonisten weit davon entfernt, sich die erzielten Erfolge im TVC allein ans Revers zu heften. „Es ist das tolle Miteinander aller Mitglieder, das den Verein auszeichnet“, beteuert Jürgen Metzler, „alle Ehrenamtsfunktionen sind besetzt, die Bereitschaft zur Mitarbeit ist überragend und mannschaftsübergreifend ist immer ein Zusammenhalt da.“ Laut Metzler herrscht generell seit vielen Jahren „ein herausragendes Klima im Verein“, das mit zahlreichen Vereinsaktivitäten stets auf’s Neue gefestigt wird. So war der TVC-Tross um „Sepp“ Metzler bei allen 26 bisher ausgetragenen Europe-Top 12-Turnieren vor Ort dabei – von Basel 1987 bis Lyon 2012. Zudem machte sich die Calmbacher Abteilung als Gastgeber von DTTB-Länderspielen, Europaliga- und Bundesligaspielen über die Schwarzwaldgrenzen hinaus einen Namen. „Die Ausflüge und Festivitäten sind legendär“, schwärmt Christian Metzler, für den der Durchmarsch von der Landesliga in die Verbandsliga mit der Calmbacher Ersten dennoch nicht zu toppen ist. „Das fing an mit den Relegationsspielen in unserer eigenen Halle an, wo 150 Fans mit Trommeln für eine unfassbare Stimmung sorgten. Wenn ich daran denke, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Nach dem Aufstieg in die Verbandsklasse konnten wir ohne Niederlage Meister werden. Zum entscheidenden Spiel in Deuchelried hatten wir einen Bus mit über fünfzig Fans gechartert. Das ganze Wochenende war eine Party und alle waren mit Emotion und viel Herzblut dabei. Einfach unvergesslich.“

Seit zehn Jahren für die Jugendarbeit im TVC verantwortlich, hofft Christian Metzler nach Corona auf den sportlichen Wiederaufschwung im Nachwuchsbereich. „Aktuell ist die Lage für alle Vereine recht schwierig. Es wird eine Mammutaufgabe, die Kids nach der langen Zwangspause wieder in die Halle zu bekommen“, sagt der 30-jährige – und zeigt sich dennoch optimistisch. „Mit guten Trainingsmöglichkeiten mit lizenzierten Übungsleitern haben wir die Basis geschaffen, um Jugendliche im Tischtennissport weiter nach vorne zu bringen. Wir haben derzeit einige Talente mit Potenzial, denen wir weiterhin eine Perspektive bieten wollen.“ Und im Hause Metzler hätte sicherlich niemand etwas dagegen, wenn die Calmbacher Tischtennisgeschichte außerhalb der Metzler-Dynastie geschrieben werden würde.

Text: Thomas Holzapfel     Fotos: privat

Christian Metzler
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