„Der Vereins-Servicetag ist ein Angebot für alle – ob mit oder ohne Trainerlizenz“
Nach dem Vereins-Servicetag (VST) ist vor dem Vereins-Servicetag. Der letzte fand im Juli statt, der nächste steht bereits vor der Tür: am Dreikönigstag, 6. Januar 2026. Hubert Röderer sprach mit Frank Fürste, der die Hauptverantwortung trägt. Der Diplom-Sportlehrer ist seit 1994 hauptamtlicher Landestrainer, überdies seit 2000 Vizepräsident des Verbandes Deutscher Tischtennistrainer (VDTT).
Du bist nicht nur seit mehr als drei Jahrzehnten Landestrainer, sondern in dieser Funktion auch verantwortlich für die Aus- und Fortbildung in Baden-Württemberg.
Das ist richtig. Zudem bin ich auch zuständig für die Finanzen im Leistungssport.
Wann hast Du mit Tischtennis angefangen?
Geboren bin ich in Weinheim an der Bergstraße, die Familie zog später nach Essen. Ich war bereits elf, als ich beim TuSEM Essen den Weg zum Tischtennis gefunden habe, war also durchaus ein Späteinsteiger. Immerhin hat es trotzdem bis in die Zweite Liga gereicht. Dort habe ich u. a. in Oberhausen und Mülheim/ Ruhr, später dann beim SSV Reutlingen und TTC Frickenhausen gespielt.
Der jüngste Vereins-Service-Tag (VST) in der Sportschule in Tailfingen war gut besucht. Und doch ist - bei 945 Vereinen im TTBW-Verbandsgebiet - mengenmäßig noch Luft nach oben.
Nun, ein paar wenige Teilnehmer mehr sind noch drin. Doch wir müssen den VST auf max. 200 Teilnehmer begrenzen, das ist eine Vorgabe des WLSB. Beim jüngsten VST waren wir bei fast 190 Personen, Referenten und Helfer inbegriffen. Trotz der dezentralen Lage der Sportschule ein super Ergebnis. Wir haben deshalb geplant, alle 2 Jahre wieder nach Albstadt mit dem Vereinsservicetag zu gehen. Um noch mehr Teilnehmer aus dem Badischen anzusprechen, findet dazu am 06.01 2026 wieder ein Vereins-Servicetag an der Sportschule in Steinbach, bei Baden-Baden, statt.
Es sind also auch 2026 wieder zwei, und wann und wo findet der andere statt?
Der zweite folgt am 27. Juni 2026 im SpOrt in Stuttgart, am Stammsitz des TTBW-Verbandes. In dem markanten Gebäude unweit der Fußball-Arena haben auch andere Sportverbände ihren Sitz.
Es ist offenbar auch noch nicht bei allen Vereinen angekommen, dass der VST keine spezielle Fortbildung nur für lizenzierte Übungsleiter ist, sondern grundsätzlich für alle offen ist, die in den Vereinen im Training tätig sind, ob mit oder ohne Lizenz.
Stimmt – und sogar auch für Spielerinnen und Spieler, die sich verbessern wollen. Auch Jugendliche sind willkommen, es gibt keine Altersbegrenzung nach unten - nur eine Einverständniserklärung der Eltern ist nötig. Wir hatten hier schon 12-Jährige dabei, die z. B. ihren Aufschlag verbessern wollten. Prima wäre, wenn Vereinsübungsleiter ihre Jugendlichen gleich mitbringen. Vom VST jedenfalls können alle profitieren. Es werden nicht nur technische oder taktische Dinge vermittelt, sondern auch Tipps, wie man im Jugendbereich mit Störenfrieden umgehen soll, wie man neue Mitglieder gewinnen kann, welche spezifischen Trainingsinhalte es für Mädchen gibt.
Wie hoch sind die Teilnehmergebühren?
Ein solcher Seminartag kostet 79 Euro pro Person. Dafür bekommt man eine Menge geboten. Man kann sich aus einem großen Programm drei jeweils zweistündige Seminare raussuchen, mit wenig Theorie und viel Praxis. Gerade die Praxisnähe ist unser großes Plus. Das Mittagessen und Getränke sind im Preis inklusive.
Der VST scheint im deutschen Tischtennis ein Alleinstellungsmerkmal zu genießen.
Auf jeden Fall. Es gibt insgesamt ca. 40 Seminare, und es sind mehr als 50 Tischtennis-Tische aufgebaut. Da geht was! Ob der VST nun im SpOrt-Gebäude oder an einer Landessportschule stattfindet: Wir haben tolle Räumlichkeiten, von denen andere Landesverbände und auch der DTTB nur träumen können.
Der Vereinsservicetag ist, das kann man wohl so sagen, Dein Baby.
Zumindest insofern, als ich ihn vor 20 Jahren ins Leben gerufen habe. Er hat sich zu einer festen Institution entwickelt. Aktuell bin ich als Landestrainer aber nicht mehr alleine für den VST federführend zuständig. Meine Hauptaufgabe war stets, die Referenten zu organisieren und zu betreuen und die inhaltliche Planung zu machen, während sich die Verbandsgeschäftsstelle ums Organisatorische gekümmert hat. Eine große Hilfe im Umfeld des jüngsten VST im Juli an der Sportschule in Tailfingen waren Andreas Leinenbach, Ressortleiter Aus- und Fortbildung im TTBW, sowie Anja Graf und Thomas Walter von der TTBW-Geschäftsstelle.
Nun bist Du ja im Verband vor allem für die Traineraus- und -fortbildung zuständig?
Richtig, sie ist ein ganz bedeutender Teil meiner beruflichen Tätigkeit – und auch einer, den ich mit Herzblut betreibe. Die Ausbildung läuft seit Jahren sehr gut. Das zeigt sich schon an der Zahl der pro Jahr im Schnitt über 100 neuen C-Lizenz-Übungsleiter. Für die Aus- und Fortbildung stehen uns alle vier Landessportschulen zur Verfügung: Tailfingen, Schöneck, Steinbach und Ruit. Diese Vielfalt ist national einmalig und gibt es nur in Baden-Württemberg. Hinzu kommen ungefähr 25 Fortbildungen pro Jahr, inklusive drei bis vier Online-Fortbildungen, die wir seit Corona beibehalten haben.
Wer vor allem nutzt das Online-Angebot?
Trainer und Trainerinnen, die es vorübergehend ins Ausland verschlagen hat, ob in die Südsee oder nach Kambodscha, alles schon dagewesen. Zudem ist es auch eine gute Fortbildungsalternative für Alleinerziehende und Berufstätige, da man sich die Bearbeitungszeit über 3 Wochen selbst einteilen kann.
Wann findet die nächste C-Lizenz-Ausbildung statt?
Die letzte in diesem Jahr beginnt mit dem Grundlehrgang vom 10. bis zum 14. November, ist aber aktuell bis auf einen Platz auch schon ausgebucht. Wer nächstes Jahr die Ausbildung beginnen will, findet alle Termine im neuen TTJ -Lehre 2026 und ab Anfang November auf der TTBW-Homepage unter Traineraus- und Fortbildung - Tischtennis Baden-Württemberg
Wie viele Frauen und Männer haben in den vergangenen 25 Jahren einen Übungsleiterlehrgang absolviert?
Auf die Schnelle schwer zu sagen. Aber es dürften an die 2.500 gewesen sein, von denen aktuell noch ca. 2.000 aktiv sind. Alle vier Jahre stellen wir ca. bei 20 % Prozent der Trainer und Trainerinnen fest, dass sie ihre Lizenz nicht verlängern – also Übungsleiter, die kein Training mehr anbieten. Die Gründe sind mannigfaltig: Trainer, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters aufgehört haben oder verstorben sind. Oder es ist jemand aufgrund seines Berufes nicht mehr in der Lage, Training anzubieten. Ein Teil sind auch Studierende, die in andere Bundesländer wechseln.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass wir einmal pro Jahr für alle TrainerInnen, bei denen die Lizenz schon länger abgelaufen sind, eine besondere Auffrischungsfortbildung anbieten, mit denen man seine Lizenz wieder aufleben lassen kann.
Wie stark sind Frauen bei Trainerlehrgängen repräsentiert?
Leider zu gering. Ihr Anteil sollte unbedingt höher werden, dann hätten wir in den Vereinen auch wieder mehr Mädchen.
Welche Aspekte sollten bei frisch ausgebildeten Trainern unbedingt beherzigt werden?
Die jungen Trainer sollten versuchen, das Gelernte im Verein sofort anzuwenden und sollten vom Verein das notwendige Equipment einfordern, das man für ein attraktives und abwechslungsreiches Training benötigt. Das Training sollte nie allein, sondern unbedingt auf mehreren Schultern verteilt sein (z. B. mit Assistenztrainer mit einer STARTTER-Ausbildung). Mein Wunsch wäre auch, dass die jungen Übungsleiter mit der nächsten Trainerfortbildung nicht vier Jahre warten, wie es für die Lizenzverlängerung vorgegeben ist, sondern spannende Themen in Fortbildungen frühzeitig vertiefen.
Und was kannst Du den Verantwortlichen in den Vereinen raten?
Ständig Anstrengungen zu unternehmen, geeignete junge und alte Spieler für eine Trainertätigkeit zu motivieren und zu gewinnen, wenn möglich ein Trainerteam im Verein aufbauen. Und wer aus beruflichen Gründen keine Zeit und Möglichkeit etwa zum Erwerb der C-Lizenz hat, vielleicht an einer STARTTER-Ausbildung an einem Wochenende in seinem Bezirk oder dem Nachbarbezirk teilzunehmen. Ein wunderbarer Einstieg für eine spätere Trainertätigkeit ist auch der Besuch eines Vereins-Servicetags. Gerne auch gleich mehrere hintereinander.
Das Interview führte Hubert Röderer, Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit TTBW





