Am 29. Juni 2025 stehen im Rahmen des Landesverbandstages von Tischtennis Baden-Württemberg (TTBW) Neuwahlen an. Der bisherige kommissarische Präsident Horst Haferkamp steht für das Amt an der Spitze des Verbandes nicht mehr zur Verfügung. Stefanie Bils, die bisherige Vizepräsidentin Sportentwicklung, hat ihren Hut für die Wahl als Präsidentin in den Ring geworfen. Wir haben uns mit Steffi Bils zum Interview getroffen.
1. Steffi, stellst Du Dich bitte unseren Lesern kurz vor?
Mein Name ist Stefanie Bils, ich bin 45 Jahre alt, habe einen Sohn (23 Jahre) und von Beruf bin ich Erzieherin sowie ausgebildete Ernährungsberaterin. Seit vielen Jahren engagiere ich mich mit großer Leidenschaft im Tischtennissport – aktiv im TSV Oberboihingen (davor TTF Neckartenzlingen), wo ich auch als Jugendleiterin tätig bin. Darüber hinaus bin ich Breitensportbeauftragte im Bezirk Esslingen und als Vizepräsidentin Sportentwicklung und Kinderschutzbeauftragte im Verband tätig.
2. Wie bist Du zum Tischtennis gekommen und welche ehrenamtlichen Aufgaben hast Du bisher übernommen?
Zum Tischtennis bin ich vor etwa 15 Jahren durch meinen Lebensgefährten und meinen Sohn gekommen – mein Lebensgefährte stand damals bereits am Tisch, mein Sohn fing darauf hin auch an. Noch bevor ich selbst aktiv spielte, war ich bereits als Jugendleiterin im Tischtennisverein engagiert. Erst 2019 habe ich dann selbst mit dem Spielen begonnen und seither auch sportlich meine Begeisterung für Tischtennis entdeckt.
Ehrenamtlich war ich schon immer vielseitig aktiv – früher unter anderem als Jugendleiterin in einem Musikverein, als Elternmentorin und als Bezirksbotschafterin für Foodsharing. Im Tischtennis habe ich seither verschiedenste Aufgaben übernommen: Hygienebeauftragte, Kinderschutzbeauftragte, Verantwortliche für den Breitensport, Jugendleiterin sowie Mitglied im Frauenbeirat des WLSB und Vizepräsidentin Sportentwicklung in TTBW.
3. Was fasziniert Dich am Tischtennis?
Tischtennis fasziniert mich, weil es eine Sportart für alle ist – unabhängig von Alter, Herkunft oder individuellen Voraussetzungen. Es ist beeindruckend, wie selbstverständlich Tischtennis Menschen verschiedenster Lebensrealitäten zusammenbringt und echten Raum für Inklusion schafft. Besonders wichtig ist mir dabei das starke Gemeinschaftsgefühl: Man begegnet sich mit Respekt, unterstützt sich gegenseitig und erlebt, was Fairplay und Miteinander im Sport bedeuten. Diese Werte und die Offenheit unserer Sportart machen Tischtennis für mich so besonders.
4. Was hat den Ausschlag gegeben, Dich am 29. Juni beim Landesverbandstag als Präsidentin zur Wahl zu stellen?
Mir ist die Kandidatur zur Präsidentin des TTBW wichtig, weil ich fest daran glaube, dass wir den Tischtennissport gemeinsam gestalten und weiterentwickeln können – mit Herz, Haltung und einem klaren Wertekompass. Fair Play, ein echtes Miteinander und nachhaltiges Handeln sind für mich keine Schlagworte, sondern tägliche Orientierung.
Ich möchte zuhören, Impulse setzen und Räume schaffen, in denen sich alle – ob Jung oder Alt, Anfängerin oder Leistungssportlerin – willkommen, gehört und wertgeschätzt fühlen. Nicht jeder Schritt ist sichtbar, nicht jede Veränderung sofort messbar. Aber ich bin überzeugt: Gerade die kleinen, ehrlichen Schritte sind es, die auf lange Sicht Großes bewirken.
Für diese Entwicklung möchte ich Verantwortung übernehmen – gemeinsam mit allen, die TTBW tragen und leben. Ausschlaggebend für die Kandidatur war, dass ich in den letzten zwei Jahren gesehen habe, dass vieles noch zu tun ist und ich hier nicht aufgebe, dass wir einen gemeinsamen Verband TTBW hinbekommen.
5. Welche inhaltlichen Ziele/Prioritäten verfolgst Du als Präsidentin?
Fair Play als gelebter Wert
– Respektvoller Umgang am und neben dem Tisch
– Nicht nur Regelwerk, sondern Haltung
Miteinander statt Gegeneinander
– Gemeinschaft, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung
– Offenes Zuhören und aktives Einbinden aller Beteiligten
Nachhaltigkeit im Handeln
– Langfristige Entwicklung des Sports und bewusster Umgang mit Ressourcen
– Förderung von Strukturen, die über den Moment hinauswirken
Wertschätzung kleiner Schritte
– Anerkennung von Vorarbeit, die nicht sofort sichtbar ist
– Geduld und Ausdauer für nachhaltige Veränderungen
Verantwortung übernehmen
– Aktives Gestalten und Impulse setzen
– Räume schaffen, in denen sich alle willkommen und gehört fühlen
Es darf nicht mehr nur ein einzelner Baustein sein, wenn wir gemeinsam etwas bewegen wollen, und das ist das Ziel. Wir können jeden Aspekt berücksichtigen, der unseren Verband TTBW vorwärtsbringt.
6. Welche Form der Führung/Zusammenarbeit strebst Du an?
Führung in TTBW bedeutet für mich nicht, von oben vorzugeben, sondern gemeinsam zu gestalten. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, Orientierung zu geben und gleichzeitig Raum zu schaffen für Mitbestimmung, Austausch und Vielfalt der Perspektiven.
Meine Grundhaltung zur Führung:
- Zuhören: Gute Führung beginnt mit dem offenen Ohr – für Ideen, Sorgen und Anregungen.
- Einbinden: Entscheidungen sollen transparent entstehen und im Dialog mit denjenigen, die sie betreffen.
- Vertrauen schaffen: Wer Verantwortung überträgt, zeigt Vertrauen – und genau das braucht es, damit sich Engagement entfalten kann.
- Vorbild sein: Im Auftreten, im Umgang miteinander und im Eintreten für unsere Werte – Fairness, Respekt und Nachhaltigkeit.
Zusammenarbeit bedeutet für mich:
- Auf Augenhöhe handeln – unabhängig von Alter, Erfahrung oder Funktion.
- Synergien nutzen – wir haben viele starke Menschen im Verband; gemeinsam können wir mehr erreichen.
- Fehler als Lernchance begreifen – Entwicklung entsteht dort, wo Neues ausprobiert und gemeinsam reflektiert wird.
- Verlässlichkeit und Klarheit – in der Kommunikation, in Entscheidungen und im Umgang miteinander.
So stelle ich mir eine Verbandskultur vor, die nicht nur funktioniert, sondern inspiriert - eine Führung, die trägt und eine Zusammenarbeit, die verbindet.
7. Wo siehst Du TTBW in 5 bzw. 10 Jahren?
In 5 Jahren
Wenn wir unsere Werte konsequent leben – Fair Play, Miteinander und nachhaltiges Handeln – dann ist TTBW in fünf Jahren ein Verband,
- in dem junge Menschen aktiv mitgestalten, weil sie sich ernst genommen und willkommen fühlen,
- in dem Vereine spürbar entlastet werden, weil Zusammenarbeit und Austausch gestärkt wurden,
- in dem Engagement sichtbar belohnt wird, nicht nur mit Worten, sondern durch echte Mitbestimmung,
- und in dem Vielfalt selbstverständlich gelebt wird – auf allen Ebenen, vom Kindertraining bis zur Verbandsspitze.
In 10 Jahren
In zehn Jahren ist TTBW ein moderner, wertebasierter Sportverband:
- Wir haben strukturell nachhaltige Lösungen etabliert – z. B. in der Nachwuchsgewinnung, der Digitalisierung und im Ehrenamtsmanagement.
- Es gibt eine starke Kultur der Beteiligung – Entscheidungen entstehen im Dialog, getragen von vielen Schultern.
- Der Verband ist sichtbar in der Gesellschaft, weil er nicht nur für sportliche Erfolge steht, sondern für Haltung, Offenheit und Zusammenhalt.
- Und: Wir können mit Stolz sagen, dass viele der kleinen, unsichtbaren Schritte von heute die Grundlage für diesen Erfolg waren.
Kurz gesagt: Wenn wir heute gemeinsam mutig, offen und konsequent handeln, wächst aus unserem täglichen Engagement ein Verband, der Zukunft nicht nur verwaltet, sondern sie mit Herz und Verstand gestaltet.
Vielen Dank für Deine Zeit, mit uns zu sprechen, Steffi!