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Hintergrundberichte   Pressemitteilung  

Start der neuen Serie „Menschen in TTBW“ (1): Adolf Höfler

Mit 91 Jahren zum Europameister-Titel

Adolf Höfler (TTF Schwanau/Meißenheim) holte bei den Seniorenmeisterschaften in Novi Sad in der Klasse „Ü 90“ den größten Erfolg seiner Tischtennis-Laufbahn / Start der neuen Serie „Menschen in TTBW“ (1)

Meißenheim/Ortenau. Nie zuvor hat Adolf Höfler im Tischtennis einen großen überregionalen Titel errungen – bis zu diesem denkwürdigen Tag Ende Juni: Da wurde er, zusammen mit Hans Nolte (SV Kirchweyhe/Norddeutschland), als Partner zugelost, Europameister im Doppel - mit 91 und einem halben Jahr: „Mein allergrößter Erfolg in meinem Leben.“ Die Freude steht ihm noch immer ins Gesicht geschrieben: „Man muss sich vorstellen: Da haben 2500 Teilnehmer mitgemacht.“

Bei den 17. Veteranen-Europameisterschaften in der serbischen Stadt stellte die deutsche Delegation in den verschiedensten Altersklassen mit 800 Frauen und Männern rund ein Drittel der Starterzahl. Insgesamt holte sie 35 Medaillen: 16 bronzene, zehn silberne und neun goldene. Unter den Siegern auch der frühere Nationalspieler und Mixed-Europameister Wilfried Lieck (TTC Altena), der in der Altersklasse 80 sowohl im Einzel als auch im Doppel triumphierte, sowie sein einstiger Mannschaftskollege Manfred Nieswand (AK 70), ebenfalls doppelt erfolgreich. Unter den Siegern auch Gerd Werner (75) von der TTG Oftersheim (Rhein-Neckar-Kreis). Prominentester Starter war der frühere vierfache Mixed-Europameister bei den Aktiven, Aleksandar Karakasevic, einst auch in Ochsenhausen und Plüderhausen in der Bundesliga am Start. Siegreich auch der frühere deutsche Nationalspieler Georg-Zsolt Böhm (Ü 60).

Und mitten unter diesen Größen Adolf Höfler von den TTF Schwanau/Meißenheim in der Ortenau (Südbaden), mit 91 und einem halben Jahr einer der Ältesten und bestimmt auch einer der wenigen, die noch nie bei einer überregionalen Meisterschaft angetreten, geschweige denn einen Titel geholt haben. „Unsere Gegner“, sagte er dieser Tage im schmucken Eigenheim in der Blumenstraße im Rieddorf Meißenheim, „waren chancenlos.“ Er habe den entscheidenden Punkt zum Sieg gemacht, indem er mit der Rückhand den Ball unerreichbar plaziert habe: Die Noppen außen gaben dem Ball einen solchen Drive, dass er vom Gegenspieler nicht mehr erreicht wurde. „Mit einem Noppenbelag hat früher halb Meißenheim gespielt.“ Dessen Akteure waren weithin gefürchtet – und erfolgreich.

Und dann stand Höfler zusammen mit Hans Nolte ganz oben auf dem Treppchen, wo er noch nie gestanden hat, und bekam die Goldmedaille. Der Erfolg kam völlig unerwartet: „Ich hatte erst vor zwei Jahren im Keller einen Sturz, konnte fast ein Dreivierteljahr nicht spielen.“ Doch irgendwann ging es wieder mit dem Training, in dem er auch für deutlich jüngere Akteure noch Vorbild ist. Meißenheim, Ottenheim, Kappel: Es kann sein, dass Adolf Höfler dreimal die Woche eine Sporthalle aufsucht, mal im Heimatverein in Meißenheim, mal bei befreundeten Vereinen in der Umgebung: „Es hängt immer davon ab, ob es mir gut geht.“ Hier wie dort schätze er die Kameradschaft. Er mache jeden Morgen auch Gymnastik, so 15 bis 20 Minuten, noch im Bett: „Je mehr ich mich bewege, desto besser geht es mir.“ Auch die regelmäßige Krankengymnastik helfe ihm.

In seinem Verein ist er der mit Abstand älteste Akteur, doch scheut er auch keinen Vergleich mit Gegnern, die 50 oder sogar 75 Jahre jünger sind: „Ich werde immer noch akzeptiert.“ Die Wertschätzung resultiert auch daher, dass Adolf Höfler an der Platte immer noch einen gesunden Ehrgeiz an den Tag legt und gerade jüngere Akteure gegen seine unbequemen Beläge gerne Erfahrung sammeln. Als „Materialspieler“ kann er einem Ball schon mal eine krumme, schwer zu lesende Flugbahn verpassen.

Mit Freunden aus Kappel ist Höfler von Basel zur EM nach Belgrad geflogen, von dort ging’s mit dem Zug zum Turnierort, „wo ich zunächst eine Woche trainiert habe“. Er habe sonst niemanden gekannt – aber zuletzt alle ihn, schließlich stand er ganz oben auf dem Treppchen. Gänsehaut pur bei „Adel“, wie ihn viele rufen. Und Lohn für ein langes Tischtennisleben, das bereits 1964 begonnen hat. 2024 war sein letztes offizielles Mannschaftsspiel: „Da habe ich noch mal zwei Punkte geholt.“ Doch spielen, einfach so, das tue er noch immer gerne. Früher sei Tischtennis ein guter Ausgleich für seine berufliche Tätigkeit gewesen, davon rund 35 Jahre als Kraftfahrer. 1996 ging er in den Ruhestand.

Adolf Höfler ist ein Christkind, wurde an Heiligabend 1933 in Riesenburg in Westpreußen geboren. Früh verlor er den Vater. 1944 verließ er mit der Mutter und den elf Geschwistern die Heimat, er der Jüngste. Seine weitere Jugend verbrachte er in Hemmingstedt nahe der Stadt Heide. 1950 siedelte die Familie in ein Flüchtlingsauffanglager nach Ettenheim um, bald fand sie in Meißenheim ein neues Zuhause - und Adolf in Ehefrau Erika später die Liebe seines Lebens:  1958 wurde geheiratet, 2018 Diamantene Hochzeit gefeiert: „Sport hin oder her: Meine liebe Frau Erika war für mich der noch größere Erfolg.“ Sie ist vor wenigen Jahren gestorben. Sie hätte sich genauso über den Erfolg ihres Mannes gefreut, wie es die Kinder Thomas und Sabine tun, die zusammen mit dem Vater im selben Haus wohnen, wie auch die Enkel Enrico und Chiara, die ganz in der Nähe sind.

Bald wird Adolf Höfler 92. Kein Grund, nur noch zu angeln, was er ebenfalls gerne tut, und den Schläger an den Nagel zu hängen: „Ich brauche den Sport, um meine Beweglichkeit beizubehalten.“ Nächstes großes Ziel sind die Senioren-Europameisterschaften 2027 in Lettlands Hauptstadt Riga – „wenn Gott es erlaubt und die Gesundheit es zulässt“. Vielleicht gelingt ihm erneut ein Coup: „Ich bin ja körperlich und geistig noch immer fit. “ Schön, dass immer wieder Leute zu ihm sagen: „Ich möchte auch mal im Alter so sein wie du.“ 

Wer Adolf Höfler live erleben will, kann dies im Training tun – oder über die Mediathek des SWR unter www.swr.de; Höfler war jüngst zu Gast in der Landesschau des Südwestrundfunks in Stuttgart.

Hubert Röderer, Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit

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Vom Sport-Ass bis zum Hallenwart

Neue Serie „Menschen in BW“

Mit Adolf Höfler starten wir die neue Serie, in der wir ab sofort im TTBW-Newsletter wie auch auf der TTBW-Homepage Menschen aus unserem Verbandsgebiet vorstellen: Spielerinnen und Spieler, egal welcher Klasse, Jugendleiter und Kassenwarte, Hallenwarte und Schriftführer. Menschen, die einerseits den Tischtennissport betreiben, zum anderen aber auch erst die Voraussetzungen dafür schaffen, dass diese Sportart freudvoll gespielt werden kann. Kurz: Wir wollen euch sowohl die Sportskanonen näherbringen wie auch die guten Seelen in den Vereinen, Bezirken und auf Verbandsebene: Wieviel Aufwand betreiben sie? Was macht ihnen am Tischtennissport besonders viel Freude? Was sollte anders sein? Die Serie soll die Vielfalt im Verband abbilden.

Liebe Leserinnen und Leser, nennt uns bitte Namen und Adressen (E-Mail-Adresse, Tel.-Nummer) von Menschen, die eine öffentliche Erwähnung verdient haben, macht zwei, drei Angaben zur Person, zu dem, was sie so besonders macht. Einfach E-Mail an: hubert.roederer@online.de, mobil 0176/81675404.

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