Riesenerfolg in der Sportentwicklung: Ein Verein in Südbaden beschäftigt im zweiten Jahr einen jungen Mitarbeiter im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ). Und das trägt Früchte. Die Halle platzt aus allen Nähten, die Kinder strömen in Scharen zum TTV Bühlertal. Dahinter steckt ein tolles Konzept, die Mitgliederentwicklung zeigt steil nach oben. Wie das alles funktioniert, dazu der folgende Bericht des aktuellen FSJ-Mitarbeiters Nicolas Schuster:
Wie schafftt es der TTV Bühlertal innerhalb von 3 Monaten knapp 30 Neuanfänger im Verein zu begrüßen?
Innerhalb von wenigen Wochen hatten wir das Glück auf einmal viele neue Kinder im Verein aufnehmen zu können. Wie haben wir das geschafft und wie können dies auch andere Vereine schaffen?
Drei Bestandteile sind dabei essenziell.
Der erste Punkt ist es ein offener Verein zu sein.
Doch was bedeutet das konkret?
Wir als TTV Bühlertal zeichnen uns dadurch aus, dass wir viele aktive Mitglieder haben, die bereit sind, in ihrer Freizeit viel für den Verein zu tun. Zudem sind wir sehr glücklich, dass sich dieses Jahr Nicolas Schuster dem FSJ im Tischtennis annimmt. Schon im Jahr davor hatten wir mit Fabian Albrecht einen weiteren FSJler. Durch den ersten Vorsitzenden Peter Ganter kam die ganze Sache ins Rollen. Er sorgte für die Kooperation mit den Schulen, sodass Nicolas dieses Schuljahr an sechs unterschiedlichen Schulen eine Tischtennis AG anbieten kann. Dabei sind die Kinder von der zweiten bis zur vierten Klasse vertreten.
Diese Kooperation mit Schulen war der erste zentrale Punkt, wie wir Tischtennis in die Herzen der Kinder bringen konnten. Doch nur weil man eine AG anbietet, heißt das nicht, dass die Kinder automatisch auch in den Verein kommen. Die Kinder müssen sich wohl fühlen in der AG. Da hilft es, junge Bezugspersonen zu haben. Zu jungen Personen fühlen sich Kinder häufig hingezogen, da diese einen teilweise als großen Bruder oder große Schwester sehen, der oder die mit einem spielt. So lassen sich auch Beziehungen mit Kindern aufbauen, die helfen, dass das Kind Lust hat, in den Verein zu kommen. Auch hilft es Mitglieder anzusprechen, ob sie sich nicht vorstellen könnten, in einer AG zu helfen oder sie zu übernehmen, falls sich keiner für das FSJ findet.
Wichtig ist es bei Grundschulen zu verstehen, dass die Kinder diese AG in ihrer Freizeit besuchen. So muss es sich auch für diese anfühlen. Es sollte kein strikter Unterricht sein, bei dem jede Woche ein Fortschritt zu sehen sein muss. Hier geht es eher um ein gutes Miteinander und um den Spaß. Die Kinder lassen sich nicht zwingen, richtig zu trainieren. Das sollte man akzeptieren. Wenn der Großteil der Kinder mal keine Motivation hat zu trainieren, kann man auch Spiele spielen, die wenig mit Tischtennis zu tun haben. Genauso sollte das Training auch locker und von dem spielerischen Lernen geprägt sein.
Wenn man die Kinder kennengelernt hat, ist es wichtig nicht jeden blind in das Vereinstraining einzuladen. So sollten nur Kinder eingeladen werden, um die man sich auch kümmern kann. Die Einladung ins Tischtennis-Training lässt sich mit Hilfe einer Urkunde oder eines Gutscheins als Ehre verkaufen. Das ist ein wichtiger Erfolg für die Kinder. Sie haben es geschafft, durch gutes Training, gutes Benehmen, gute Mitarbeit und Ehrgeiz eine Einladung zu erhalten. Doch ein einzelnes Kind bleibt selten lang im Verein. Es lohnt sich, egal wie gut die Personen sind, Freunde oder Freundesgruppen zusammen ins Training einzuladen. Mit ihren besten Freunden macht das Training immer mehr Spaß. Gleichzeitig hat man immer jemand gleich alten zum Messen. Da Tischtennis ein Einzelsport ist, ist es umso wichtiger Freunde im Verein zu haben, die gerade am Anfang eine Mannschaft im Teamsportarten ersetzen.
Es gibt noch einen weiteren Punkt, wie wir es geschafft haben so viele Neuanfänger zu begrüßen.
Das ist der zweiten Punkt der Öffentlichkeitsarbeit und verschiedenen Events.
Unser Instagram Account wurde durch Nicolas wieder zum Laufen gebracht und sorgt für eine gute Präsentation des Vereins nach außen. So werden viele Spieler auf den Verein aufmerksam und sehen vor allem, was der Verein alles macht. Ebenso wird weiterhin der Facebook-Kanal weiter am Laufen gehalten. Durch den Vorgänger von Nicolas, Fabian, haben wir nun auch eine neue moderne Internetseite. Diese wirft ein gutes Licht auf den Verein und sorgt dafür, dass alle Informationen schnell und einfach zu finden sind. Diese Arbeit hat uns sehr geholfen. Es sind jedoch nicht nur moderne Medien, die betrieben werden sollten.
In Bühlertal haben wir eine lokale Zeitung. In dieser Zeitung stehen jede Woche Berichte und Bilder über unsere Spiele und Events drinnen. Dabei spielt es keine Rolle, welche Mannschaft spielt oder in welcher Liga sie spielt. Gerade die Eltern nehmen dies zur Kenntnis und bringen so häufig ihr Kind zum Schnuppern vorbei. Doch von welchen Events können wir berichten, die helfen mehr Kinder in die Halle zu bringen. Zunächst wäre da die Sportlerehrung, bei der wir seit Jahren immer wieder vertreten sind. Letztes Jahr auch zum ersten Mal mit einer Aufführung und einem Film über den Verein. Ebenso richten wir große Turniere aus. So haben wir dieses Jahr unter anderem die Regionsmeisterschaften der Region 5 ausgeführt. Dies hat auch einige Zuschauer durch Werbung in die Halle getrieben. Jährlich richten wir die mini-Meisterschaften aus. In diesem Jahr können wir mit Stolz sagen, dass 9 Kinder anschließend den Weg in den Verein gefunden haben. Dies schafft man bei solchen Events unter anderem so, dass kein Kind leer ausgeht. Auch wenn es nur eine Urkunde und etwas Süßes ist, reicht das aus. Auch haben wir eine Art Trainingslager für Anfänger in den Ferien entworfen. Dies war ein dreistündiges Training für Neuanfänger. Es erfreute sich großer Beliebtheit und es kamen trotz Ferien 18 Kinder unter 13 Jahren. Geprägt von Spiel und Spaß war dies ein weiteres Event, das den Kindern und Eltern positiv in Erinnerung geblieben ist. Solche Events leben von Mitgliedern, die den Verein, egal bei was, unterstützen. So waren allein an dem Tag 9 Helfer aus dem Verein da. Bei den mini-Meisterschaften waren es über 10 Helfer und davon 5 Jugendliche!
Nun aber zum Training an sich.
Genauso wie in der AG gilt auch im Training, dass gerade Neuanfänger ein lockeres Training brauchen. Dies lässt sich mit Hilfe von Aufwärm- und Abschlussspielen erreichen. Noch wichtiger ist es jedoch, dass die Kinder Aufmerksamkeit erhalten. Dazu sind vor allem zwei Maßnahmen notwendig. Erstens mehrere Helfer und zweitens ein extra Training. Mehr Helfer heißt nicht automatisch mehr erwachsene Trainer. Für Anfänger reichen nach Absprache mit dem Trainer auch aktive Mitglieder. So setzten wir teilweise auf erwachsene Helfer, aber auch auf Jugendliche, die bereits weiter sind und auch bereit sind 60 - 90 Minuten für die Kinder zu opfern. Gottseidank funktioniert das bei uns sehr gut. Wir haben eine aktive Jugend und viele aktive Erwachsene, die immer bereit sind zu helfen.
Der zweite Punkt ist mindestens genauso wichtig. Es hilft nur wenig, Anfänger direkt ins Jugendtraining zu schicken. Wir haben deshalb ein extra Anfänger-Training entwickelt. So findet aktuell montags von 18:00 bis 19:30 Uhr nur Anfängertraining statt. Die Anfänger haben wir in drei Gruppen unterteilt. Diese unterscheiden sich nach Stärke und Alter. Mit unseren Jüngsten, die teilweise erst 6 Jahre alt sind, machen wir zum Beispiel viel Ballschule. Des Weiteren steht dort klar das Spielen und der Spaß im Vordergrund. Je länger die Kinder dabei sind bzw., je älter die Kinder werden, desto mehr Leistungsgedanke kommt langsam mit dazu. Damit jedoch die Jugend und der Rest des Vereins nicht darunter leidet, bieten wir anschließend nach dem Anfängertraining Systemtraining für die Jugendlichen und Aktiven an.
Ebenso ist es wichtig die Kinder für gutes Training zu belohnen, sei es mit Süßigkeiten oder einem Wunschspiel. Es sind häufig auch Sachen wie Nikolausschießen, die den Kindern im Gedächtnis bleiben. Beim Nikolausschießen durften alle Kinder versuchen, an Nikolaus einen Nikolaus zu treffen. Wer es geschafft hat, durfte einen mit nach Hause nehmen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass es kein Tausch von aktiven erwachsenen Mitgliedern für gute Jugendarbeit ist - m Gegenteil, es stärkt einerseits den Zusammenhalt und die Mitarbeit im Verein, es sorgt aber auch für neue erwachsene Mitglieder. Durch unter anderem unserer Öffentlichkeitsarbeit konnten wir nun auch einen erhöhten Mitgliederzuwachs an Erwachsenen feststellen. Diese werden häufig durch die Öffentlichkeitsarbeit auf uns aufmerksam und sind begeistert von der Mentalität und der Jugendarbeit im Verein.
Zusammenfassend ist es wichtig, an den Schulen präsent zu sein und eine gute Außenwirkung durch z.B. Social Media zu erhalten. Es sollte versucht werden Mitglieder und Jugendliche zur Mithilfe zu aktivieren und dabei den Kindern immer den Spaß am Tischtennis zu vermitteln.
Geschrieben von Nicolas Schuster, FSJler beim TTBW mit Einsatzgebiet bei seinem Heimatverein TTV Bühlertal