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Hintergrundberichte   Pressemitteilung  

Serie „Menschen in TTBW“ (3), heute: Georg Winkler, TTC Mühlhausen

„Tischtennis ist ein so faszinierender Sport“

Fotos: privat

Georg Winkler, 59, wurde in Singen am Hohentwiel geboren. Er wohnt in Mühlhausen-Ehingen, „im schönen Hegau“, wie er schreibt, in der Nähe des Bodensees. Seit 1994 ist er mit Ehefrau Renate verheiratet, zwei erwachsene Kinder: Niklas und Svenja. Berufliche Laufbahn: Mittlere Reife, Ausbildung zum Stahlformenbauer, Grundwehrdienst, Maschinenbaustudium an der Fachhochschule Offenburg, Logistikleiter Fondium Singen. Seine Vereine: früher und heute TTC Mühlhausen, dazwischen mal DJK Offenburg.

Wann hattest du deinen ersten Schläger in der Hand?

Ich glaube, mit vier oder fünf Jahren. Ich habe mit meinem Bruder und Jugendfreunden bei uns auf dem Küchentisch gespielt. Ich war auch Ministrant. Im Pfarrheim stand eine TT-Platte. Mit sieben bin ich in den TTC Mühlhausen eingetreten. Ausschlaggebend war mein Bruder Bernd, dem ich früher vieles nachgemacht habe und der bereits beim TTC gespielt hat.

Wie oft stehst du heute noch in der Woche an der Platte?

In der Regel haben wir zweimal Training, dazu kommen noch Spiele am Wochenende. Im Schnitt werden es vier bis sechs Stunden sein. Natürlich versuche ich die Trainingseinheiten auch zu leisten, nicht immer klappt das, etwa aus beruflichen Gründen. Das sehe ich aber nicht mehr so verbissen.

In welcher Liga hast du in der Saison 2024/25 gespielt?

Ich war in unserer 2. Herrenmannschaft in der Verbandsliga Südwest auf Position 2 als Stammspieler gemeldet. Da gehöre ich im vorderen Paarkreuz schon noch zu den „Guten“, habe auch eine positive Bilanz gespielt. Trotzdem findet man immer wieder, egal in welcher Liga, seinen Meister. Zudem war ich immer wieder mal in der 1. Herrenmannschaft in der Oberliga im Einsatz. Dort haben wir mit Noe Keusch einen superjungen Schweizer im Aufgebot, der ein Doppelspielrecht hat, auch in der ersten Schweizer Liga in Zürich spielt und zudem immer wieder internationale Einsätze für die Schweiz zu absolvieren hat. Wenn er nicht zur Verfügung stand, konnte ich die Mannschaft ganz gut unterstützen.

In welcher Liga bist du in der neuen Saison nominiert?

Ich werde vorwiegend in der 2. Herrenmannschaft auf Position 2 zum Einsatz kommen. Sollte in der „Ersten“ Bedarf bestehen, helfe ich gerne aus – allerdings ist diese von der Oberliga in die Regionalliga Südwest aufgestiegen.

Auf welche sportlichen Erfolge bist du besonders stolz?

Von Bedeutung war für mich schon der damalige Wechsel vom TTC Mühlhausen zur DJK Offenburg. Ich konnte als nahezu „No Name“ ganz gut in der 2. Bundesliga mithalten. Das war eine richtig geile Zeit mit einer super Truppe. Wir waren Freunde, das war das Rezept für den Erfolg. Ein paar Einzelerfolge auf gesamtbadischer Ebene habe ich auch gerne mitgenommen. Später, 2010, konnte ich bei den Deutschen Meisterschaften der Senioren 40 in Berlin den Vizemeistertitel erringen - für mich ein Highlight.

Die Zeit bei der DJK Offenburg in der 2. Liga hat mich am meisten geprägt, für mich das Höchste, was ich im Mannschaftssport erreichen konnte. Eine tolle Erfahrung waren für mich auch die Relegationsspiele zur Regionalliga im Mai dieses Jahres mit dem TTC Mühlhausen. Als Oberliga-Vizemeister waren wir startberechtigt. Da unser Noe Keusch nicht zur Verfügung stand, durfte ich die Lücke schließen. Ohne große Erfolgsaussichten gingen wir in die Ausspielung. Es lief prächtig. Im ersten Spiel besiegten wir den anderen Oberligisten Klein-Winternheim mit 7:3, im Entscheidungsspiel konnten wir überraschend auch den Regionalligisten SV Niklashausen mit 7:3 niederringen. Unerwartet blieb ich mit vier Einzelsiegen unbesiegt.

Und welche Niederlage nagt bis heute?

Jede Niederlage schmerzt etwas. Am meisten ärgere ich mich über vermeidbare Niederlagen: hohen Vorsprung gehabt, vielleicht etwas überheblich geworden - und prompt noch verloren. Wichtig ist, immer sein Bestes zu geben, dann kann man sich keine Vorwürfe machen.

Welchem oder welchen Trainern bist du bis heute besonders dankbar?

Da kann ich drei hervorheben. Als erstes den früheren südbadischen Verbandstrainer Rudolf Melegi. Eine Respektsperson, bei dem man so richtig die notwendige Disziplin im Sport gelernt hat. Außerdem hatte er beim Betreuen eine außergewöhnliche Ausstrahlung und unglaubliche Fachkompetenz. Dann natürlich Horst Haferkamp bei der DJK Offenburg. Er war nicht nur Trainer und „Schleifer“, sondern hatte für uns Spieler auch, unabhängig vom Sport, immer ein offenes Ohr, auch in privaten Belangen. Das hat uns menschlich sehr geholfen. Als die Vereinsführung sich dann nach China orientiert und Li Shu Shen als Trainer verpflichtet hatte, machte ich in technischer Hinsicht eine Wandlung bei meiner Spielweise durch. Der neue Trainer lehrte mich das Spiel mit der kurzen Noppe. In unzähligen Balleimer-Einheiten verbesserte ich diese Fähigkeit auf der Rückhand, was mich bis heute einigermaßen auszeichnet.

Welchen Anteil an deinem sportlichen Werdegang haben deine Eltern?

Einen relativ kleinen Anteil, da sie sich beim Tischtennis nicht so gut auskannten. Aber natürlich waren sie für mich im Jugendalter sehr wichtig, da sie mich in allem unterstützt haben, mit mir überall hingefahren sind, zu Lehrgängen, Turnieren, Spielen. Auch der frühere Vorstand des TTC Mühlhausen, Fridolin Kempf, gehörte zu meinen Förderern. Er gab sein letztes Hemd für den Verein, auch ihm habe ich sehr viel zu verdanken.

Gibt es so was wie einen Lieblingsgegner?

Nein, habe ich nicht. Man muss stets auf der Hut sein und Respekt vor seinem Gegner haben.

Gibt es im Training eine Lieblingsübung?

Ich mache immer noch sehr gerne Balleimertraining. Dies dann ziemlich individuell, um Technik, aber auch Ausdauer und Reaktion zu trainieren.

Und gibt es etwas, das du im Training überhaupt nicht magst?

Stänkerer und Nörgler.

Hast du noch größere sportliche Ziele?

Ja, natürlich, ich möchte weiterhin in meinen Mannschaften eine gute Rolle spielen. Außerdem würde ich gerne mal bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften im Einzel ganz oben auf dem Treppchen stehen. Im Mixed ist mir das bei den Senioren 40 schon mal gelungen. Vielleicht gelingt es ja mal in der Klasse Ü 80.

Wie oft gab es schon Momente, da du dir sagtest: Jetzt ist es am besten, mit dem Tischtennis aufzuhören?

Eigentlich noch gar nie. Klar geht es einem vielleicht mal gesundheitlich nicht so gut, oder man hat einen mentalen Hänger und man fährt die Spiel-/ und Trainingszeiten etwas zurück, aber ein Leben ohne Tischtennis kann ich

mir nicht so richtig vorstellen. Zudem ist Tischtennis so ein faszinierender Sport und bestens geeignet, ihn bis ins hohe Alter spielen zu können.

Welches ist der beste baden-württembergische TT-Spieler aller Zeiten?

Peter Stellwag. Er hatte schon früh ein sehr attraktives Angriffsspiel und bot dem ein oder anderen Schweden oder Asiaten erfolgreich Paroli.

Du bist ja nicht nur Sportler, sondern ein Mann des Ehrenamts.

Das ist tatsächlich so. Ich bin überzeugt, dass gerade Vereine eine wichtige Institution sind, zumal in sozialer Hinsicht. Ein Verein verfolgt nicht nur sportliche Aspekte, sondern hilft Menschen, wertgeschätzt zu werden und auch Schutz und Geborgenheit zu finden. Verinnerlicht hatte ich diesen Gedanken schon früh, nach Beendigung meines Jugendalters. Damals schon war es mir wichtig, das, was mir von anderen für meine Entwicklung entgegengebracht wurde, an andere weiterzugeben. Ich erwähne gerne noch mal den früheren Vorstand des TTC Mühlhausen, Fridolin Kempf.

Welches Ehrenamt hast du noch inne?

Aktuell bin ich erster Vorstand beim TTC Mühlhausen und habe eine toll funktionierende Vorstandschaft um mich herum. Wie lange ich schon Vorstand bin, kann ich aus dem Stegreif gar nicht sagen.

Was ist für dich – neben dem Tischtennis - ganz besonders zeitintensiv?

Natürlich die Arbeit, mit der man sein täglich‘ Brot verdient. Hier bin ich sehr dankbar, dass mir die Arbeit, trotz zeitweiser starker Belastung, im Großen und Ganzen viel Spaß macht. Auch hier schätze ich unser gut funktionierendes Team. Das hilft die eine oder andere schwere Phase erfolgreich zu überstehen. Am liebsten widme ich aber meine Freizeit meiner Familie, natürlich meiner Ehefrau Renate und meinen beiden Kindern. Ganz toll auch, dass wir alle Tischtennis spielen und so einige Zeit zusammen in der Halle verbringen können. Ein Familienhighlight dieses Jahr war der gemeinsam an Ostern verbrachte Urlaub in New York.

Hast du Ehrenämter außerhalb des Tischtennis?

Nein, das Tischtennis-Amt füllt mich völlig aus. Seit zwei Jahren bin ich allerdings noch Sänger im Gesangverein Mühlhausen-Ehingen. Es gab dort große Nachwuchsprobleme, über einen Projektchor konnten wir dem Verein neue Energie einhauchen und neue Mitglieder gewinnen. Singen

macht richtig Spaß und hilft, jeden Donnerstag in der Probe etwas auf andere Gedanken zu kommen.

Und wie hat in all den Jahren deine Familie mitgespielt?

Ohne deren Unterstützung wäre das alles nicht möglich gewesen. Das hört sich wie eine Phrase an, ist aber tatsächlich so.

Was müsste rund ums Tischtennis anders werden, welche Regel müsste eingeführt werden?

Tischtennis ist ein faszinierender Sport. Ich habe früher Fußball gespielt, bin gerne gejoggt, spiele im Sommer Tennis und fahre viel Fahrrad. Ich bin dennoch der Meinung, dass Tischtennis wie kaum eine andere Sportart einem viele Fähigkeiten abverlangt. So viel müsste gar nicht geändert werden. Ich wünsche mir aber, dass der DTTB und die jeweiligen Verbände es endlich mal auf die Reihe bekommen, für den Mannschaftssport in allen Ligen dieselbe Mannschaftsstärke und für die Wettkämpfe das identische Spielsystem festzulegen.

Hubert Röderer, Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit

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