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Hintergrundberichte   Pressemitteilung  

Porträt Simon Bergmeister

Deutsche Para-Meisterschaften: Zwei Bronzemedaillen „sind der Hammer“

Bronze-Medaille bei den Deutschen Para-Meisterschaften in Sindelfingen: Simon Bergmeister (rechts) mit seinem Partner Phil-Jannik Steck

Tischtennis ist zurzeit das Leben des Simon Bergmeister – nicht mehr und nicht weniger. Die schnellste Rückschlagsportart der Welt hat den 19-jährigen mittlerweile völlig in seinen Bann gezogen. Derzeit absolviert der Kornwestheimer ein Bundesfreiwilligenjahr beim TTV Gärtringen, ab Herbst beginnt er mit Ausbildungspartner Tischtennis Baden-Württemberg (TTBW) ein dreijähriges duales Studium der Betriebswirtschaftslehre. Bei allem Engagement rund um den Tischtennissport behält Simon Bergmeister natürlich auch die Praxis im Blick - während der Saison bei seinem Heimatverein SV Salamander Kornwestheim und bei Turnier-Highlights wie am vergangenen Wochenende im Sindelfinger Glaspalast. Dort gewann er bei den Deutschen Meisterschaften im Para-Tischtennis gleich zwei Bronzemedaillen.

„Wenn wir gemeinsam joggen gehen würden, würde ich dir vermutlich am Anfang davonlaufen und dann irgendwann pausieren müssen“, sagt Simon Bergmeister im Gespräch. Die Kräfte einteilen, nicht überpacen und immer dosiert belasten, das ist schon seit jeher die persönliche Devise bei ihm, der mit einem Herzfehler geboren wurde. Dementsprechend ist sein Herz nicht in der Lage, alle Organe ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen, so dass sich das Blut auf Grund der verminderten Pumpleistung in den Organen und Gefäßen stauen kann. „Bislang hat das mit der Einteilung der Kräfte immer ganz gut geklappt“, sagt der 19-jährige, der sich nur an einen Vorfall erinnern kann, als es ihm mal schwarz vor Augen wurde. Generell behindere ihn diese Einschränkung allerdings nicht sonderlich. „Das war auch in der Schule kein allzu großes Problem, der Schulsport heutzutage ist ja auch nicht wirklich fordernd“, meint Simon Bergmeister mit einem Lächeln.

Seiner Begeisterung für den Sport tat das Ganze sowieso keinen Abbruch. Als junger Bursche kickte der gebürtige Cannstatter eine Zeitlang in der VfB-Akademie, bis er über Schulfreunde den Weg zur Tischtennisabteilung des SV Salamander Kornwestheim fand. Unter Trainerkoryphäen wie Laslo Turzo, ehemaliger Bundesligaspieler des TTC Calw, und Andreas Escher, früherer Zweitliga- und Regionalligaspieler beim DJK Sportbund Stuttgart, machte er schnell Fortschritte, durchlief in Kornwestheim einige Jugendteams und schaffte zügig den Sprung ins Aktivenlager. Dort kam er in dieser Saison von der Verbandsoberliga bis hinunter zur Kreisliga gleich in mehreren Mannschaften zum Zug, ist sich dabei für keinen Einsatz zur schade und steht immer seinen Mann.

Am vergangenen Wochenende in beeindruckendem Ambiente im Sindelfinger Glaspalast gelang ihm bei der Para-Tischtennis-DM einer seiner größten Erfolge im Einzelsport: In der Wettkampfklasse AB für Spieler mit allgemeiner Behinderung schaffte es Simon Bergmeister in Einzel und Doppel (mit seinem Steinheimer Partner Phil-Jannik Steck) bis ins Halbfinale. Im Einzel musste er sich dabei erst nach großem Kampf (7:11, 11:2, 8:11, 11:7, 4:11) dem deutlich höher eingestuften Solinger Mika Winnen geschlagen geben. „Ich hatte mir eigentlich nur zum Ziel gesetzt, die Gruppenphase zu überstehen. Dass es gleich in beiden Wettbewerben zur Bronzemedaille reichte, ist natürlich der Hammer.“ Allzu gerne würde Simon Bergmeister im Para-Tischtennis auch auf internationalem Parkett aktiv sein, die Klasse AB für Menschen mit einem Behinderungsgrad von mindestens zwanzig Prozent kommt allerdings nur auf nationaler Ebene zur Austragung. „Diesen Spielern sieht man halt auf den ersten Blick nicht an, dass sie gehandicapt sind“, sagt Simon Bergmeister.

Aktuell im Besitz der C-Trainer-Lizenz, unterstützt der Kornwestheimer derzeit als „Bufdi“ den TTV Gärtringen, leitet Jugendtrainings, Heimspieltage und eine AG an der Peter-Rosegger-Schule. „Im Vergleich zu meinem Heimatverein geht es in Gärtringen irgendwie etwas geordneter und strukturierter zu“, sagt er mit einem Augenzwinkern, Auch findet er es „toll, dass die Jugendlichen derzeit unter Spielern der ersten Mannschaft wie Tim Holzapfel oder Justin Kühne trainieren.“ Einiges Positives wird Bergmeister aus Gärtringen nach Kornwestheim transferieren, wo er ab Sommer die Jugendleiterrolle innehat. „Ich würde mich auf jeden Fall als Vereinsmensch bezeichnen“, sagt er.

Vor seinem Engagement im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes absolvierte Simon Bergmeister bereits ein Praktikum beim Tischtennisverband, agierte als Trainer bei Ferienlehrgängen und organisierte die sogenannte „MiTTmischer“-Ausbildung für junge Trainer-Assistenten. Ende Juni, beim Vereinsservicetag von TTBW, wirkt er ebenfalls im Orga-Team mit, ehe er dann im Herbst als Student der Dualen Hochschule Baden-Württemberg eingeschrieben wird. „Ich freue mich auf die Abwechslung zwischen Schule und der Arbeit im Tischtennisumfeld“, sagt Simon Bergmeister. In jedem Fall dürfte ihn das Tischtennis-Virus in den kommenden Jahren nicht so leicht abhandenkommen.   

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