Will man zwei Musterbeispiele nennen, wie ein Freiwilliges Soziales Jahr als Sprungbrett für zukünftiges ehrenamtliches Engagement dienen kann, kommt man an Lena Maier und Joel Borchers nicht vorbei. Die beiden Filderstädter beendeten unlängst zwar ihren Freiwilligendienst beim TTC Aichtal (Bezirk Esslingen), sind aber aus dem Vereinsgeschehen nicht mehr so einfach wegzudenken.
Lena Maier gibt zu, dass sie mit Tischtennis in der Vergangenheit „nicht allzu viel am Hut hatte“. Seit sie fünf Jahre alt ist, hat es ihr der Reitsport angetan, außerdem ist sie viel mit dem Mountainbike unterwegs. „Tischtennis hatte ich, wie so viele, nur in meiner Freizeit gespielt, aber nie wettkampfmäßig“, sagt die 24-jährige. Die ausgebildete Floristin entschied sich während der Corona-Hochphase, sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr zu bewerben („irgendwas mit Sport wollte ich machen“). Und stieß auf den TTC Aichtal, der gleich zwei Stellen ausgeschrieben hatte. „Obwohl das erste Kennenlerngespräch zum damaligen Zeitpunkt noch online stattfand, merkte ich recht schnell, dass das passt. Alles war so familiär“, erinnert sich Lena Maier noch gut.
Nicht viel anders erging es Joel Borchers aus Filderstadt-Harthausen, wo er beim dortigen TSV bereits hobbymäßig den Schläger schwang. Nach bestandenem Abitur schaute er sich – in der beruflichen Orientierungsphase – nach einer FSJ-Stelle um. „Ein guter Kumpel von mir war zu diesem Zeitpunkt in Aichtal als FSJ’ler aktiv, außerdem sprach mich ein Vereinsvertreter des TTC im Training an, ob ich mir das vorstellen könnte“, sagt der 19-jährige, der sich nebenher in besonderem Maße für Autos interessiert und immer mal wieder das eine oder andere Tuning-Event in Deutschland besucht.
Die beiden FSJ-Newcomer waren dann beim TTC Aichtal gleich gefordert. „Kaum eine Woche waren wir da, begannen wir gleich mit unserer Trainerausbildung in Düsseldorf. Außerdem nahmen wir an zahlreichen Online-Seminaren teil“, sagt Lena Maier. Und Joel Borchers ergänzt: „Das war eine supercoole Erfahrung. Wir haben bei der C-Lizenz-Ausbildung viele Leute in unserem Alter kennengelernt. Mit manchen bin ich jetzt noch regelmäßig in Kontakt.“ Im Verein konzentrierte sich das Aufgabengebiet primär auf die Organisation und Betreuung der Schul-AGs sowie die Leitung des Jugendtrainings, aber auch bei Sonderprojekten und besonderen Anlässen waren die beiden Youngster gefordert. „Wir halfen beim Maifest, beim Jugendausflug und haben unseren Vereinsraum aufgepäppelt. Außerdem sorgten wir in den Sozialen Medien für eine gute Öffentlichkeitsarbeit“, sagt Joel Borchers, der vor kurzem eine Ausbildung zum Fachinformatiker begonnen hat.
Abgesehen von den ehrenamtlichen Aktivitäten schnupperten Lena Maier und Joel Borchers in Aichtal zum ersten Mal Tischtennis-Wettkampfluft, stiegen zur Saison 2021/2022 in der fünften Mannschaft ein und absolvierten – bis zum Corona-bedingten Rückrundenstopp – diverse Punktspiele. „Nun geht es hoffentlich bald wieder los, ich freue mich auf die neue Saison“, sagt Lena Maier, die genauso wie Joel Borchers der Ehrgeiz gepackt hat. „Ich möchte schon noch besser werden. Auch wenn ich jetzt meine Ausbildung gestartet habe, möchte ich mindestens einmal in der Woche trainieren“, meint der neue Mannschaftsführer des TTC Aichtal V. Zumal er als sogenannter „Offspring-Trainer“, wie ihn Abteilungsleiter Frank Dürr tituliert, in der Jugendarbeit weiter gefragt sein wird. „Ich verstehe mich super mit dem Nachwuchs und möchte Jugendliche im Übergangsalter zum Sprung in den Erwachsenenbereich animieren“, umreißt der 19-jährige eines seiner Aufgabengebiete.
Dass sie nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr dem TTC Aichtal treu bleibt und sich weiter als Trainerin engagiert, war für Lena Maier „eine Selbstverständlichkeit“. Mehr noch: Im Juni wurde sie im Verein zur neuen Jugendleiterin gewählt. „Ich habe da nicht gleich Hurra gerufen und hatte anfangs schon leise Zweifel, ob ich mir das zutraue. Aber diese Zweifel wurden mir von Vereinsseite schnell genommen. Ich bekomme von allen Seiten die notwendige Unterstützung“, sagt die 24-jährige, die zuletzt eine Woche lang im Rahmen des Sommerferienprogramms der Stadt tätig war und interessierten Jugendlichen die schnelle Sportart näherbrachte. Auch beruflich geht Lena Maier neue Wege. „Mein Vorhaben, als Floristin weiterzumachen, zerschlug sich. Derzeit bin ich im Bereich der Eventorganisation tätig“, erzählt sie, „ich könnte mir auch vorstellen, mich in Richtung Fitnesstrainerin ausbilden zu lassen.“ Die wertvolle Zeit als FSJ’lerin habe sie durchaus inspiriert, beruflich einen anderen Weg einzuschlagen.
Mit Lena Maier und Joel Borchers hat der TTC Aichtal wahrlich auf die richtigen Karten gesetzt. Der Verein, der über Bezirksgrenzen hinaus vor allem durch sein Maultaschen-Mitternachts-Doppel-Turnier (MAMI) bekannt ist, kann sich glücklich wähnen, zwei junge Ehrenämtler für seine vielseitige Aufgabengebiete gefunden zu haben.
Thomas Holzapfel