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Hintergrundberichte  

Der PingPongParkinson Deutschland e. V. feiert seinen 5. Geburtstag

Eine Laudatio auf eine gute und wichtige Zeit

Jan Schmauder engagiert sich seit 5 Jahren!

Als der PingPongParkinson Deutschland e. V. (PPP) am 2.02.2020 aus der Taufe gehoben wurde, hat wohl niemand der sieben Gründungsmitglieder vorhersehen können, welch rasante Entwicklung die Parkinson-Tischtennis-Bewegung nehmen würde. Rund um den 5. Geburtstag wird das 2.500. Vereinsmitglied erwartet. An über 265 Standorten in ganz Deutschland spielen inzwischen Menschen mit Parkinson voller Lebensfreude und Energie Tischtennis.

Während des Spielens treten die vielseitigen Symptome der Krankheit in den Hintergrund. Der Fokus und die Konzentration liegen auf der Hand-Auge- Koordination, dem Wunsch, den Punkt zu erzielen oder den Ball möglichst lange hin und her zu spielen. Neben den physischen Auswirkungen wirkt sich das gemeinsame Spielen auch auf die Psyche positiv aus. Viele Spielerinnen und Spieler blühen förmlich auf. Sie sind Teil einer Gruppe, können sich austauschen und am Vereinsleben teilnehmen.

Wer über den sozialen und gesundheitlichen Aspekt hinaus höhere sportliche Ambitionen verfolgt, erhält vielseitige Möglichkeiten. Der Großteil der PPP-Stützpunkte ist direkt in Sportvereinen mit Tischtennisabteilung bzw. in reinen Tischtennisvereinen integriert. Hier finden sich auch außerhalb der Gruppe Mitspieler für ein Trainingsmatch. Einige PPP-Spielerinnen und -Spieler nehmen sogar am regulären Punktspielbetrieb teil. Darüber hinaus misst sich die PPP-Gemeinschaft untereinander bei Turnieren in verschiedenen Leistungsklassen. Die sog. „STADA-Cups“, die von jedem Stützpunkt ausgerichtet werden können, finden das ganze Jahr über in ganz Deutschland verteilt statt. Zu den größten sportlichen Highlights zählen die jährlich ausgetragenen German Open und die PPP-Weltmeisterschaften. Außer einer PPP-Mitgliedschaft wird hierfür keine sportliche Qualifikation benötigt. Jedoch heißt es schnell sein. Ähnlich wie bei Konzerten von Weltstars oder größeren Sportereignissen sind die Plätze begrenzt und mehr als heiß begehrt. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich ein Serienabo für die Podestplätze erspielt und sind mit Medaillen hochdekoriert. Berichte über Sportlerehrungen sowie Ehrungen für die engagierten Ehrenamtlichen des Vereins sind inzwischen an der Tagesordnung.

Das ist einerseits für die Beteiligten ein Zeichen der Wertschätzung, andererseits verschafft es PPP die dringend benötigte Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. Denn die Zahl der Erkrankten steigt und Parkinson ist Stand heute noch nicht heilbar. Daher sind weitere Kernaufgaben des Vereins das Schaffen von Bewusstsein bzgl. Parkinson und die Vernetzung von Betroffenen, Forschung und Politik. Diese Form der Sichtbarkeit wird auch abseits der o. g. Veranstaltungen gelebt. Ob lokale Turniere in Eystrup und auf Juist oder international in Schottland, Portugal und den USA. Die PPP-Gemeinschaft wächst und vernetzt sich. Es entwickeln sich Freundschaften und neue Ideen.

So fand sich beispielsweise im November 2024 eine 12-köpfige Gruppe aus Süddeutschland unter Federführung von PPP-Regionsleiterin Andrea Schmidt auf Teneriffa zusammen. Urlaub und Trainingslager unter Anleitung eines Profitrainers wurden miteinander verbunden. Auch ich war als PoP (Person ohne Parkinson) dabei und es war bemerkenswert mitzuerleben, mit wieviel Elan und Freude fünf Tage am Stück trainiert wurde. Diesen Spaß und Lebensmut erlebe ich auch jede Woche aufs Neue in meinem eigenen Stützpunkt in Steinheim an der Murr. Ich war von Beginn an begeistert von PPP und darf mit Stolz sagen, dass ich als Mitglied Nummer 8 das erste Nicht-Gründungsmitglied von PPP bin. Zudem war Steinheim der erste Verein auf der PPP-Landkarte in Baden-Württemberg. Durch die Corona-Pandemie wurden wir zwar gleich zum Start hart ausgebremst und konnten erst mit deutlicher Verzögerung starten. Inzwischen wächst die Gruppe aber stetig und es wird durch die Einbindung in unseren normalen Trainingsbetrieb langsam eng in der Halle. Alter, Spielniveau und Symptome könnten diverser nicht sein. Doch die Gruppe harmoniert. Neue Interessenten werden herzlich aufgenommen, integriert und bleiben fast ausnahmslos „am Ball“.

Inzwischen zählen wir in Baden-Württemberg über 30 PPP-Stützpunkte mit weit über 200 Teilnehmenden. Zu den größten Stützpunkten zählen Stuttgart und Karlsruhe. Im Schnitt kommt derzeit alle 1 - 2 Monate eine neue Anfrage von Vereinen. Es erfüllt mich mit Stolz zu sehen, was in fünf Jahren gewachsen ist und wieviele Menschen wir schon für Tischtennis begeistern konnten. Dies ist nur Dank dem Einsatz vieler Ehrenamtlicher möglich, die eine Gruppe leiten, betreuen und sich für PPP vor Ort einsetzen.

Bemerkenswert ist auch das Engagement des Bundesligisten ASC Grünwettersbach. Als ich in meiner Funktion als Landesleiter für Baden Württemberg vorsichtig bzgl. einer Kooperation anklopfte, wurde ich mit offenen Armen empfangen. In der ASC-Arena hängt seither prominent ein PPP-Banner. Lokale PPP-Spieler wurden für ihre Leistungen bei Turnieren vor Publikum geehrt, durften, so wie ich auch, bereits im TTBL-Livestream über PPP berichten und über Sachspenden für STADA-Cups konnten wir uns ebenfalls freuen.

Bei aller Dankbarkeit und Freude über das bislang Erreichte, sehe ich mit Blick auf die PPP-Landkarte für Baden-Württemberg noch weiße Flecken und somit Potential. Interessierte Vereine dürfen sich daher gerne melden. Es bedarf lediglich einer engagierten Person, die die Leitung der Gruppe übernimmt und manchmal etwas Geduld, bis sich eine entsprechende Gruppenstärke gebildet hat. PPP unterstützt hierbei mit Vorlagen für Presseberichte und der Bereitstellung von Infoflyern zur Auslage in neurologischen oder Physiotherapie-Praxen. Und das Allerbeste für interessierte Vereine folgt zum Schluss auf gut schwäbisch: „Es koscht nix“.

Jan Schmauder Landesleiter PingPongParkinson e.V.

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